Kein Vorschlag für Laien
Die Bayerische Vermögen AG reicht einen Vorschlag der im Jahr 2018 erworbenen Tochter MFI Asset Management GmbH ein. Ein Hinweis am Beginn des Vorschlags, der diesen Zusammenhang erklärt, wäre hilfreich gewesen, da die Anfrage an die Bayerische Vermögen ging. Der Leser – der Stiftungsvorstand – ist zwar ein interessierter Laie, war aber über den Kauf nicht informiert. Insofern gab es erst einmal ein kleines Rätselraten.
Große Bandbreiten
Aber zurück auf Anfang: MFI greift zunächst die strategische Verteilung auf in 40 bis 100 Prozent Rentenanlagen mit Anlageuniversum Staats- und Unternehmensanleihen, sowie Pfandbriefen und 0 bis 40 Prozent Aktienanlage in Deutschland (DAX, MDAX), Euroland (DJ EuroStoxx50) oder USA (S&P 500).
Daraus ergibt sich bei einer Verteilung von 60 Prozent Renten und 40 Prozent Aktien eine Gesamtrendite von 2,3 bis 4,3 Prozent, wobei die Renten 0,5 bis 1,5 Prozent beisteuern und die Aktien 5,0 bis 8,5 Prozent. Das scheinen ganz erhebliche Bandbreiten zu sein. Das trifft auch auf die Extremwerte zu, die die Anlage in einzelnen (welchen?) Jahren erreichten: Die Renten von minus 2,0 bis 2,5 Prozent, die Aktien von minus 10 bis 20 Prozent und insgesamt bei der Verteilung 60:40 von minus 5,2 bis 9,5 Prozent.
Asset Allokation Konzept
Dann stellt der Asset Manager seine Renten- und Aktienwelt vor. Die Renten, ist zu erfahren, werden mittels eines vierstufigen Investmentansatzes gemanagt. Die Auswahl der festverzinslichen Wertpapiere wird über die Entscheidungsgrößen Duration, Laufzeitgewichtung, Marktsegmentgewichtung sowie Einzeltitelauswahl gesteuert und entsprechend dem jeweils erwarteten anlagepolitischen Umfeld ausgerichtet.
Prozyklisches Investment
Der Vorteil dieser Herangehensweise wird auch aus der Performance der Jahre 1993 bis 2018, also von 25 Jahren, deutlich. Während die starre 50:50-Allokation mit 432 Prozent nicht schlecht gelaufen ist, hat das Asset Allokation Konzept aber satte 618 Prozent eingefahren.
Und das Ganze auch noch mit weniger Risiko, wie weiter zu lesen ist. Bei einer jährlichen Rendite von im Schnitt 8,2 Prozent (50:50: 7,0 Prozent) unterschied sich die Volatilität nicht so entscheidend (10,6/9,1). Dafür betrug der maximale Jahresverlust nur minus 7,5 Prozent im Jahr 1994, während bei der 50:50-Variante das Jahr 2008 mit minus 19,7 Prozent eingeschlagen hat. Und auch die Summe aller Verlust der negativen Jahre fiel beim Asset-Allokation-Konzept mit minus 36,6 Prozent deutlich moderater aus als bei 50:50 mit 56,1 Prozent. Also: Höhere Rendite bei geringerem Risiko. Das hört sich gut an.
Erklärungen und Tabellen wenig verständlich
Nun will das Angebot offenbar für diese Strategie werben, indem die Entwicklung des Portfolios eines “realen Kunden” mit der Benchmark verglichen wird. In der Begleit-Mail wird noch einmal unterstrichen, dass das Angebot tatsächlich “auf den realen Ergebnissen eine echten Kunden” basiert, den der Anbieter bei Interesse auch gern benennen will.
Kundensicht fehlt
Insgesamt fällt auf, dass die Informationen oft regelrecht lakonisch und auch die Grafiken auf das absolut Wesentliche reduziert sind, so dass das Verständnis sehr schwer fällt. Man hat ein wenig das Gefühl, in eine Präsentation von Fachleuten für Fachleute geraten zu sein. Was fehlt, ist die Hinwendung zum Kunden, auch in der Art und Weise, wie die Inhalte präsentiert werden.
Adresse
Bayerische Vermögen AG
Vermögensbetreuung für private Kunden Aktiengesellschaft
Brienner Str. 53a
80333 München
Website: www.mfi-am.de
Ansprechpartner
Johann Roßgoderer
Geschäftsführer MFI Asset Management
<089 5525 3027
johann.rossgoderer@mfi-am.de
Stefan Mayerhofer
Vorstand der Bayerische Vermögen AG
089 1792465 14
s.mayerhofer@bv-vermoegen.de
Fazit: Ein so arrogantes, in die eigene Fachkenntnis verliebtes und den Kunden praktisch nicht achtendes (Mach-)Werk ist dem Leser noch nicht vorgekommen. Stiftungskompetenz wird nicht erkennbar. Es geht mit keiner Silbe auf die geforderten Sachverhalte wie Kapitalerhalt, Ausschüttung, Nachhaltigkeit (nur ganz am Rande), Anlagestrategie oder Dienstleistungen ein. Auch über die Kosten verliert es kein einziges Wort.
Empfehlung: So muss man von einer Einladung zur Endrundenauswahl leider abraten.
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