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Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Solide Arbeit mit ein paar Schwachstellen

Wie schlagen sich Huber, Reuss und Kollegen im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Deutsche Kinderhospizstiftung stößt in Bayern auf einen Vermögensverwalter, der umfassend auf die Anforderungen der potenziellen Neukunden eingeht: Huber, Reuss und Kollegen. An einigen Stellen versäumen es die Münchener leider der weitgehend guten Arbeit die Krone aufzusetzen. Reicht es dennoch für den Einzug in die Endauswahl?

Im Herzen Bayerns liegt bekanntlich das schöne München. Das ist zwar mehr für das Hofbräuhaus und das Oktoberfest als für seine Qualität als Finanzstandort bekannt, dennoch gibt es natürlich gerade im wohlhabenden Süddeutschland erfahrene Vermögensverwalter. Zu diesen gehört auch die Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung (im folgenden HRK), die nun als „kleiner“ Vermögensverwalter schon 20 Jahre am Markt besteht.

Nicht einfach der "kleine" Verwalter um die Ecke 

Wobei das Klein hier wirklich in Anführungszeichen gehört. An drei Standorten (München, Ingolstadt, Schonungen) arbeiten inzwischen 33 Mitarbeiter. HRK verwaltet ein Vermögen von 2,5 Mrd. Euro. Das kommt sicherlich nicht von irgendwo denkt sich auch die Deutsche Kinderhospizstiftung und bittet die Münchener darum um ein Angebot. 

Zur Erinnerung: Die Deutsche Kinderhospizstiftung sucht einen Vermögensverwalter für ein Vermögen von 2 Mio. Euro. Kapitalerhaltend und nachhaltig soll es angelegt werden. Die bestehende Anlagerichtlinie der Stiftung soll einem strengen Blick unterzogen werden. Ist sie noch zeitgemäß? Muss etwas geändert werden? Die Profis sind gefragt! Der konkrete Anlagevorschlag sollte darauf aufbauend laienverständlich dargestellt werden. Zudem sollte der Anlagevorschlag Infos zu Kosten, Ausschüttungen und Renditen enthalten. Ob sich die Bayern die Anforderungen aufmerksam durchgelesen haben? Wir sind gespannt!

Gut aufbereitet und alles beisammen

HRK übermittelt der Stiftung ein fünfzigseitiges Dokument. So soll es sein – bei vielen anderen Häusern musste sich die Stiftung schon durch eine zusammenhangslose Blattsammlung aus zig Dokumenten kämpfen. Die Länge wird vom potenziellen Neukunden als angemessen empfunden. Beim ersten Durchblättern fällt ihm auf, dass die Seiten in einem einheitlichen dunkelblau-weißen Design gehalten und angenehm zu lesen sind: Pluspunkt für das Design. Im hinteren Teil des Vorschlages werden sie sehr textlastig, aber gut – soweit ist die Stiftung noch nicht, beginnen wir mit der Lektüre von vorn.

Der Vorschlag beginnt mit der Selbstvorstellung des Hauses. Die Stiftung erfährt, dass es sich bei HRK um ein bankenunabhängiges und inhabergeführtes Institut handelt. Die Bayern versprechen eine individuelle Beratung abzuliefern mit einem konservativen Investmentansatz – das klingt vielversprechend. Zahlreiche Auszeichnungen schmücken die Verwalter, die zudem auch Mitglied in mehreren Verbänden sind, darunter dem Bundesverband deutscher Stiftungen und den Principles for Responsible Investments – objektiv gute Voraussetzungen, um das Anliegen der Stiftung zu bearbeiten.

Nachhaltigkeit ist vorhanden ... irgendwie

Die Stiftung erfährt gleich in der Selbstvorstellung, dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für die HRK ist. Dabei greifen die Bayern nach eigener Aussage nicht auf „Standardprodukte“ wie grüne Fonds oder ETFs zurück, sondern entwickeln eigene Lösungen. Sie schreiben, dass der Wettbewerbsvorteil offensichtlich sei. Ist das so? Auf was für einen Vorteil wollen die Münchener genau hinaus? Der potenzielle Neukunde stutzt … so offensichtlich wie die es Profis sehen, ist es für den Laien tatsächlich nicht.

Der Kunde erfährt allerdings, dass sich HRK den Prinzipien verantwortungsvoller Vermögensverwaltung unterworfen hat. Auch ohne genau zu wissen was das bedeutet, stimmt es doch zumindest erstmal positiv. Wie wird aber Nachhaltigkeit nun umgesetzt? Schauen die Bayern dabei auf bestimmte Kennzahlen? Screenen sie jeden Titel nach kontroversen Geschäftsfeldern? Der Anlagevorschlag wird der Stiftung diese Fragen leider nicht beantworten.

Auf Zielkonflikte und Schwierigkeiten wird hingewiesen

Nachhaltigkeit ist allerdings nur ein Kriterium, um ein Portfolio zu strukturieren. Die Deutsche Kinderhospiz Stiftung erfährt, dass HRK genauso Wert auf ein aktives Risikomanagement, Diversifikation, Flexibilität usw. legen. Was damit gemeint ist, wird den Laien von der Stiftung im Anschluss erklärt – gut, hier ist man sich nicht zu schade sich in einen unerfahrenen Kunden hineinzuversetzen. Das gilt leider nicht für alle Stellen, wie die weitere Lektüre zeigen wird ...

Die Bayern zeigen der Stiftung zudem auf, wo sich aktuell Zielkonflikte im Stiftungsmanagement auftun. Stiftungen wollen stabile und sichere Erträge, die haben in der Vergangenheit vor allem Anleihen geliefert. Im Niedrigzinsumfeld werfen diese allerdings kaum Gewinne ab, also muss man auf Aktien und Co. zurückgreifen – die bekanntlich risikoreicher sind. Die Schwierigkeit des Vermögensverwalters besteht die Balance zu finden, bei der sich der Kunde wohlfühlt. Das sind verständliche Überlegungen, mit denen die Münchener durch ihre Präsentation führen.

Vielzahl von Investmentansätzen ... und fast ebenso viele Fragezeichen

Damit gar nicht erst Bauchschmerzen aufkommen, erklären die Bayern, dass sie in der Vermögensanlage nur Risiken eingehen, die sie auch privat eingehen würden. Das oberste Ziel sei immer der Kapitalerhalt. In der historischen Rückschau wurde das auch stets erreicht.

Der Investmentansatz verfolgt mehrere Strategien. Bottom-up, Top-down, Fundamentalanalyse, Qualitätsanalyse, Kennzahlen wie der Alpha Faktor, Fair Value Spread, Spread-per-Leverage; kurzum: Der Kunde versteht nur Bahnhof. Hier wäre es sicherlich angebrachter gewesen auf wenigen Folien das wichtigste laienverständlich darzustellen. So bildet die Erklärung des Investmentansatzes leider den schwächsten Teil der Präsentation aus Kundensicht.

Auseinandersetzung mit der Anlagerichtlinie

Nun will es der Kunde aber endlich wissen, was steht konkret für die Stiftung drin? HRK setzt sich zu Beginn mit der bestehenden Anlagerichtlinie auseinander. Im Vorfeld haben die Münchener überzeugend die Relevanz von Aktien dargestellt, nun erläutern sie, dass die bestehende Aktienquote von 40% zu gering sei – das ist schlüssig erklärt. 50 – 55% schlagen die Bayern vor, damit kann die Stiftung leben. Zudem empfiehlt HRK Dividendenaktien zur Sicherstellung regelmäßiger Erträge – soweit verständlich.

Die Empfehlung der Münchener: ein gleitender Einstieg. Erstmal sollen 40% in Aktien, 35% in Anleihen und der Rest in Cash gehalten werden. Danach soll die Aktienquote angehoben werden, die Liquidität soll auf 5% schrumpfen. Diese Einstiegsstrategie sei Teil des aktiven Risikomanagements erklären die Münchener. Auch hier wären womöglich ein paar Erklärungen hilfreich gewesen.

Nicht alle Titel können nachhaltig überzeugen

Der Aktienbaustein soll 30 Aktien umfassen. Zehn davon stellt HRK der Stiftung vor – den Rest hätten wir an und für sich auch gern gesehen … Zu den zehn Titeln gehören allerdings leider auch schon einiges, bei denen das nachhaltige Herz nicht höher schlägt: Fastfood von Mc Donalds, süße Limonaden von Coca Cola oder fossile Brennstoffe von Total sind gelinde gesagt keine Top-Favoriten einer caritativen Stiftung.

Die Hälfte des Aktienbaustein soll in US-Titel fließen, 25% in deutsche Unternehmen und 10% in Unternehmen der Schweiz. Etwas breiter gemischt sind die verschiedenen Sektoren: 19,7% Technologie, 16,9% nicht-zyklischer Konsum, 13,9% Kommunikation … eine bunte Mischung.

Intransparenzen beim Anleihebaustein

Beim Anleihebaustein präsentiert HRK sechs verschiedene Titel – mit dem Hinweis, dass es auch noch einige darüber hinausgibt. Wie viele? Keine Angabe! Die gezeigten Anleihen sind allesamt Unternehmensanleihen. 77,4% der Anleihen-Investitionen sollen in Euro erfolgen, 17% im US-Dollar und 5,6% in der norwegischen Krone. Das ist weniger gut gemischt, meint der Laie.

Das Portfolio soll insgesamt eine Rendite von 3,9% p.a. erwirtschaften, die ordentlichen Erträge sollen bei 1,3% liegen. Was übrigens an keiner Stelle erwähnt wird, ist das absolute Anlagevolumen. Natürlich weiß die Stiftung, dass sie 2 Mio. Euro zu vergeben hat aber der Vollständigkeit halber sollte dieser Wert natürlich auch im Anlagevorschlag stehen. Das veranschlagte Honorar der Bayern liegt bei überaus schlanken 0,4% p.a. Hinzu kommen noch Transaktionsgebühren i.H.v. 0,1% der jeweiligen Transaktion, das ist soweit Standard.

Partner, auch über die Geldanlage hinaus

Ganz zum Schluss des Vorschlags werden noch zwei Referenzen aufgeführt, als da wären die Stiftung „Bündnis für Kinder“ und die eigene HRK-Stiftung. Im Anschreiben zum Anlagevorschlag haben die potenziellen Neukunden zudem noch erfahren dürfen, dass HRK gern bereit ist auch jenseits der reinen Geldanlage als Partner zu fungieren, etwa beim Stiftungsmanagement, bei der Immobiliensuche oder bei Erbschaftsangelegenheiten.

Fazit: Da war durchaus viel Brauchbares bei und die Stiftung ist zwischenzeitlich Huber, Reuss und Kollegen sehr zugetan. Letztendlich entscheidet sie sich dagegen die Bayern in die Endauswahl aufzunehmen. An einigen Stellen waren die Münchener unverständlich und intransparent. Zur A-Liga im Stiftungsmanagement fehlt noch ein (kleines) Stück.

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