Stellenweise fehlt die Tiefe
Merck Finck stellt sich zu Beginn seines Konzeptpapiers auf sieben Seiten erst einmal selbst vor. Das kann man machen, doch haben es andere Anbieter anders – und wie wir meinen, besser – gelöst und die Vorstellung entweder knapper gehalten oder am Ende der Ausarbeitung platziert. So entsteht ein wenig der Eindruck, dass sich die Bank wichtiger nimmt als den Kunden.
Im zweiten Kapitel befasst sich die Bank dann mit der künftigen Stiftung. Sie listet die Gegebenheiten auf und beschäftigt sich mit den offenen Fragestellungen. Allerdings fehlt hier entgegen der Ankündigung auf der Website die Tiefe. So wird als Stiftungssitz lediglich der Ort empfohlen, an dem die Stifter ihren Lebensmittelpunkt haben. Was die Stiftungsaufsicht betrifft, schlägt Merck Finck mit Blick auf Kundenorientierung und Zufriedenheit Oberpfalz, Unterfranken und Braunschweig vor.
Keine Kapazität für Stiftungsbetreuung
Die Stiftungsbetreuung will die Bank gern in die Hand externer Spezialisten legen. Man habe zwar Expertise im Rahmen der Merck Finck Stiftung mit einem Vermögen von 31 Millionen Euro und könne die tägliche Arbeit einer gemeinnützigen Stiftung sehr gut einzuschätzen, habe aber nicht die Kapazitäten, um die Dienstleistungen der täglichen Stiftungsarbeit aus der Bank heraus anzubieten.
Für Buchhaltung und Jahresabschluss schlägt Merck Finck eine Kölner Wirtschaftsprüfer-Soziätät vor. Gut, denn das ist ein konkreter "Tipp" und die Bank stellt sich mit ihrem Namen hinter den Anbieter. Das schafft ein gewisses Grundvertrauen. Was die Anlage des Grundstockvermögens betrifft, kann die Bank jetzt mit eigenen Dienstleistungen dienen.
Eigene Anlagerichtlinie empfohlen
Auch die Themen Stiftungssatzung und Anlagerichtlinie handelt Merck Finck relativ kurz und allgemein auf einer Seite ab. Das Haus geht dabei so gut wie nicht ins Detail. In vier knappen Stabstrichen entwickelt die Bank erste Überlegungen zu einer Anlagerichtlinie. Sie schlägt vor, das Vermögen aktiv zu steuern und diversifiziert anzulegen. Aufgrund historischer Erfahrungen würde man zudem in der Regel die Eigentümerpositionen (Aktien) den Gläubigerpositionen (Anleihen) vorziehen.
Man empfiehlt die Anlagerichtlinie, wie sie auch bei der Merck Finck Stiftung seit Jahren erfolgreich verwendet wird. Diese würde die vom Stifterehepaar gewünschte Flexibilität aufweisen. Das Dokument ist beigefügt.
Keine Verbrauchsstiftung empfohlen
Etwas ausführlicher geht Merck Finck auf die Frage einer (Teil-)Verbrauchsstiftung ein. Vor- und Nachteile werden ausführlich gegeneinander abgewogen. Das Fazit lautet: „Die Gründung einer zusätzlichen Verbrauchsstiftung würden wir mit Blick auf die genannten Nachteile nicht empfehlen.“
Dazu führt die Bank vor allem an, dass der erhöhte Sonderausgabenabzug, wie er bei Zustiftungen in den Vermögensstock einer Stiftung gewährt wird, in dem Fall versagt ist. Zudem sei bei einem linearen Verbrauch keine Flexibilität im Hinblick auf die Ausschüttungen vorhanden. Schließlich empfehlen die Autoren das Stiftungskonzept 1 für ewiges Stiftungskapital, schränken aber ein, dass für die endgültige Auswahl persönliche Gespräche mit dem Stifterehepaar nötig seien.
USA dominieren im Portfolio
Als strategische Allokation schlägt die Bank bis zu 70 Prozent Aktien, mindestens 30 Prozent Renten und maximal 15 Prozent Alternative Investments vor. Konkret sollen es laut Vorschlag gut 49 Prozent Aktien, knapp über 39 Prozent Renten, etwas mehr als 11 Prozent Alternative Anlagen und reichlich 3 Prozent Liquidität werden. Regional dominieren die USA mit etwas mehr als 41 Prozent, gefolgt von Europa mit 22,6 Prozent und 18,5 Prozent Schwellenländer.
Im Aktienbereich ist die Dominanz der USA mit fast 49 Prozent Anteil noch deutlicher ausgeprägt. „Der US-Aktienmarkt weist die größte Marktkapitalisierung weltweit aus“ begründet das Haus. „Viele amerikanische Unternehmen besitzen eine hohe Innovationskraft und einedominierende technologische Stellung. Aufgrund der starken fiskalpolitischen Unterstützung haben wir US-Aktien taktisch übergewichtet.“
Immobolienfonds trotz eigener Immobilie
Alternative Investments in Gold und Immobilienfonds bilden den stabilisierenden Faktor der ausgewogenen Vermögensverwaltung, da sich diese relativ unabhängig von den Aktien- und Rentenmärkten entwickeln, argumentiert Merck Finck. „Trotz existierender Bestandsimmobilie sehen wir im Gesamtvermögenskontext die Allokation von Immobilienfonds daher als vertretbar an“, so die Empfehlung.
Die erwartete Wertentwicklung des Portfolios beträgt 5,19 Prozent p.a. vor Kosten und Steuern bzw. 4,49 Prozent p.a. nach Kosten und Steuern.
Zu wenig zum Thema Ausschüttungen
Das Ausschüttungspotenzial des Anlagevorschlages liegt laut Prognose bei 2,36 Prozent p.a. Drei Stiftungskonzepte stellt Merck Finck dann gegenüber, die zu unterschiedlichen Cash Flows führen: Stiftungskonzept 1 – Ewiges Stiftungskapital mit einem Cash Flow aus Mieteinnahmen abzüglich Kosten und aus dem Stiftungskapital von insgesamt 147.500 EUR; Stiftungskonzept 2 – Verbrauchsstiftung, hier kommt Merck Finck auf eine Cash Flow Summe von 215.000 EUR und schließlich Stiftungskonzept 3 – Ewiges Stiftungskapital und Spende mit einem Cash Flow von gesamt 140.000 EUR.
Bevorzugt: Ewiges Stiftungskapital und Spende
Merck Finck scheint bei der Abwägung Konzept 3 zu bevorzugen (empfiehlt aber vor der Entscheidung noch ein Gespräch mit den Stiftern) und zwar mit folgenden Argumenten:
- Geringere Komplexität, steuerliche Vorteile und weniger administrativer Aufwand.
- Flexibilität in den ersten Jahren gewahrt, insgesamt EUR 0,5 Mio. zielgerichtet Projekten über Spenden zuführen zu können.
- Gegenüber Stiftungskonzept 2 besteht ein um 50% höheres Stiftungsdepotvolumen, was bei positiver Depotperformance, die über den ordentlichen Erträgen liegt, zu einem höheren Stiftungskapital und damit langfristig wiederum zu höheren Ausschüttungsmöglichkeiten führt.
Kosten liegen gut im Markt
An Kosten veranschlagt Merck Finck eine jährliche Pauschale von 0,7 Prozent plus Mehrwertsteuer. Das ist marktgerecht. Als der Leser schon denkt, er sei am Ende der Ausarbeitung angekommen, erfährt er im Anhang noch einiges zum Investmentansatz der Bank. Besser spät als nie, zumal die Stifter sich dafür ausdrücklich interessieren. Sehr erhellend sind die sechs auf zwei Seiten verteilten Erläuterungen allerdings nicht.
Zu viele Fachtermini
Etwas ausführlicher und anschaulicher erläutert die Bank die Aktienselektion, wie strategische und taktische Allokation zusammenwirken und welche Ansätze des nachhaltigen Investierens sie verfolgt. Allerdings verfällt sie gerade beim Thema Nachhaltigkeit ziemlich stark in Fachtermini, die bei nicht besonders vorgebildeten Kunden wie dem Stifterpaar unangemessen wirken. Das haben andere Banken deutlich besser gemacht.
Das wünschen sich die Stifter ins spe
- Stiftung mit Namen "Money Kids" oder "Money Kings" will für mehr Finanzbildung an Schulen sorgen
- 3,5 Millionen Euro liquide Mittel und Jahresmieteinkünfte einer Immobilie in Höhe von 108.000 Euro stehen dafür zur Verfügung
- gewünscht ist ein Anlagekonzept mit erwarteten Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro pro Jahr, dem Vorgehen beim Investieren sowie einer international ausgerichteten und diversifizierten Anlage
- Hilfe bei der Stiftungsgründung und -verwaltung
Empfehlung, ob eine Ewigkeits- oder Verbrauchs- bzw. Hybridstiftung gegründet werden soll.
Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung |
Unterstützung ...während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden ... bei der Auswahl des Stiftungszweckes ... bei der Konzeption einer Stiftungslösung ... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung mit den Mitarbeitern der Bank |
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung |
Unterstützung ...bei der Koordinierung von Bankverbindungen ...beim Fundraising ...bei Strategiegesprächen ... Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht (aktive, zeitnahe Information)? mit den Mitarbeitern der Bank Die Bank fügt über ein Netzwerk von Partnern, die für bestimmte Dienstleistungen spezialisiert sind, z.B. im Fundraising. Daneben entwickelt sie auch eigene Ideen, z.B. bei einer Verbesserung des „Stifterdarlehens". |
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung |
Unterstützung bei ...Rechnungslegung ...Jahresabschluss ...Förderverwaltung. Entweder wird diese Dienstleistungen selbst erbracht oder je nach Standort werden geeignete Partner vermittelt. |
Mitarbeit in Stiftungsgremien |
Die Bank arbeitet in Stiftungsgremien mit, achtet aber darauf, dass es nicht zu Interessenskonflikten kommt. Erbracht durch Mitarbeiter der Bank. |
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung |
Die Bank unterstützt die Geschäftsführung von Stiftungen, achtet aber darauf, dass es nicht zu Interessenskonflikten kommt. Erbracht durch Mitarbeiter der Bank. |
Angebot von Treuhandstiftungen |
Nein. |
Weitere Services für Stiftungen |
Dienstleistungen für bestehende Stiftungen: - Liquiditätsplanung und Strategische Vermögensplanung - Verwaltung von Stiftungsvermögen im Sinne der Ziele und des Wirkungskreises - Vermögens-Controlling für Stiftungen zur nachhaltigen Erfüllung des Stiftungszwecks - Koordination von Verwaltungsdienstleistungen. Es können auch individuelles Engagement einzelner Mitarbeiter in gemeinnützigen Institutionen außerhalb beruflicher Verpflichtungen, Fachvorträge o.ä. dazugehören. |
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz? |
Seit 1969 |
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie? |
107; das betreute Stiftungsvermögen beträgt 554 Millionen Euro |
Haben Sie eine eigene Stiftung? |
Ja. Die Hauptförderzwecke der Merck Finck Stiftung liegen in den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Jugend- und Altenhilfe. Die Merck Finck Stiftung nimmt Zustiftungen und Spenden für diese und zahlreiche andere Zwecke auf. Zustiftungen werden als "Stiftungsfonds" mit eigenem Namen geführt. Die Merck Finck Stiftung besteht seit Dezember 2007. |
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen? |
Da die von Merck Finck betreuten Stiftungen in nahezu allen Bundesländern angesiedelt sind, hatte die Bank in ihrer langen Historie schon mit vielen staatlichen Aufsichtsbehörden in den diversen Bundesländern zu tun. Ihre Erfahrungen hierzu sind, dass es in Bezug auf die wesentlichen, grundsätzlichen Kriterien der verschiedenen Bundesländer nur sehr selten Abstimmungsbedarf gibt. Bei speziellen, individuellen Investitionswünschen des Stifters/der Stiftung empfiehlt sie eine Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde und unterstützt Mandanten aktiv dabei. |
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz? |
Die Zuständigkeiten für die Stiftungsberatung sind in drei Regionen unterteilt. Die Regionen Süd und Nord werden von München aus betreut, die Region West von Düsseldorf aus. |
Kontakt
Axel Schmitz
Director, Wealth Management
Merck Fink
Unter Sachsenhausen 17
50667 Köln
0221/650 299-28
axel.schmitz@merckfinck.de
Ralf Schwind
Director, Vorsitzender Merck Finck Stiftung
Merck Finck
Pacellistraße 16
80333 München
089/2104-1711
ralf.schwind@merckfinck.de
Robin Beugels
Managing Director, Head of Investment Management
Merck Finck
Unter Sachsenhausen 17
50667 Köln
0221/650 299-18
robin.beugels@merckfinck.de
Zusatzinfos
Honorar: | 0,7 % + MwSt. |
Strategische Asset Allocation: | bis 70 % Aktien, mindestens 30 % Anleihen, maximal 15 % Alternative Investment |
Renditeerwartung: | 4,49 Prozent p.a. nach Kosten und Steuern |
Risikokennzahl(en): | Value at risk (12 Monate, 95 %): 13,76 % |
Inflationserwartung: | k.A. |
Vorschlag für den Stiftungssitz: | Wohnort der Stifter |
Fazit: Anders als auf der Website angekündigt, fühlen sich die künftigen Stifter durch den Vorschlag von Merck Finck nicht wirklich rundum betreut. So fehlen einige wichtige Details wie etwa eine Ausschüttungsplanung. Zudem bleiben Satzung und Anlagerichtlinie zu sehr im Allgemeinen und Vagen. Auch wenn der Anlagevorschlag durchdacht scheint und die Konditionen stimmen, kann sich die Ausarbeitung von Merck Finck als Ganzes nicht zu den besten zählen.
Mit den vorgelegten Unterlagen kann sich Merck Finck nicht für den Endausscheid qualifizieren.