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HSBC Private Banking, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikationsrunde

Zu klein für guten Service

Wie schlägt sich die HSBC im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die HSBC ist einer der ganz großen Anbieter im aktuellen Stiftungstest der Prüfinstanz. Findet die Deutsche Kinderhospiz Stiftung hier einen guten Verwalter für ihr Stiftungsvermögen? Schließlich muss sie erfahren, dass sie für viele Services mit mehr Geld daherkommen müsste …

Auf der Suche nach einem neuen Verwalter für ein Vermögen von 2 Mio. Euro, hat es die Deutsche Kinderhospiz Stiftung zur HSBC verschlagen. Der britische Vermögensverwalter verwaltet in Deutschland ein Vermögen von 323,2 Mrd. Euro. An zwölf Standorten werden Kunden betreut, Hauptsitz des Deutschlandgeschäftes ist Düsseldorf. Alles andere als ein kleiner Fisch also. Wie beraten die Profis von HSBC die Stiftung aus dem kleinen Olpe?

Umfangreich und leicht verspätet

Im aktuellen Test trifft der Vorschlag der HSBC als letzter ein – der zuständige Berater ist unvorhergesehen für einige Tage unpässlich gewesen. Das kann passieren aber müsste dann nicht jemand anderes einspringen können bei einem so großen Haus? Nun gut, es sei ihm verziehen. 49 Seiten umfasst der Anlagevorschlag aus Düsseldorf. Nicht gerade der schmalste Wälzer, aber wenn die Anliegen der potenziellen Neukunden umfassend berücksichtigt werden, dann kann das schon einmal passieren.

Bevor HSBC auf das spezifische Kundenanliegen eingeht, stellt sich das Haus erst einmal selbst vor. Die Stiftung erhält Angaben zur Größe des multinationalen Bankkonzerns und auch, mit welchen Auszeichnungen sich das Haus schmücken darf – bei einem so großen Haus kommt da einiges zusammen. Auch eine Auszeichnung der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz für das Private Banking des Hauses aus dem Jahr 2018 findet sich darunter. Dann kann es wohl nicht so schlecht sein oder?

Auseinandersetzung mit den Wünschen der Stiftung

Nach der Selbstvorstellung fasst HSBC zusammen, wie sie die Stiftung verstanden haben: 2 Mio. Euro sollen nachhaltig angelegt werden, unterstes Renditeziel ist der Kapitalerhalt, ordentliche Erträge sind erwünscht und die Anlagerichtlinie soll überarbeitet werden. Gut! Verstanden hat man die potenziellen Neukunden im Wesentlichen, wie setzt die HSBC die Kundenvorgaben nun um?

Die HSBC will das Vermögensverwaltungsmandat in einem global ausgerichteten Portfolio umsetzen – global, weil sich die US-Märkte und die Emerging Markets seit Jahren besser entwickeln würden als die europäischen. Die in der derzeitigen Anlagerichtlinie festgeschriebene maximale Aktienquote von 40% finden die Düsseldorfer unproblematisch. Zwar könnte man die Quote auch erhöhen, zwingend notwendig sei das aber nicht wie aus dem Vorschlag hervorgeht. Warum dann die angedeutete Erhöhung? Die Stiftung ist etwas ratlos …

Fremdwährungen und High Yield sollen höher gewichtet werden

Anpassungen in der Anlagerichtlinie möchte HSBC vor allem bei der Fremdwährungsseite vornehmen. Warum mehr Fremdwährungen als bisher gestattet aufgenommen werden sollen, erklärt die Bank nicht. Ebenso erklärt sie nicht, weshalb eine Aufnahme von High Yield Anleihen – also chancenorientierten Unternehmensanleihen mit geringerer Bonität – sinnvoll sei. Erläuterungen für den interessierten Laien wären hier wichtig.

Einen echten Dämpfer und gleichzeitig einige Fragezeichen gibt es allerdings in puncto Nachhaltigkeit. HSBC erklärt gegenüber der Stiftung, dass man derzeit eine nachhaltige Vermögensverwaltung erarbeite und ggf. über einen Wechsel informieren würde. Heißt für uns: Aktuell gibt es keine nachhaltige Vermögensverwaltung.

Keine Nachhaltigkeit oder etwa doch?

Auf der anderen Seite lässt es sich die HSBC nicht nehmen, auf fünf Seiten den nachhaltigen Investmentprozess der Bank zu erläutern. Es gäbe eine ganze nachhaltige Research-Abteilung und alle Produkte seien auf ESG-Kriterien hin gescreent. Gibt es jetzt also die Möglichkeit nachhaltig bei der HSBC sein Geld anzulegen oder nicht? Die Stiftung wird aus der Präsentation erneut nicht schlau.

Wie soll die Stiftung laut HSBC ihr Geld nun investieren? Überaus defensiv! HSBC schlägt der Stiftung eine Aufteilung in 20,3% Aktien, 77,7% Anleihen und 2% Cash vor. Das ist die niedrigste Aktienquote im gesamten Wettbewerb. Warum s niedrig, wo doch im Vorfeld sogar eine Erhebung der Aktienquote ins Spiel gebracht wurde? Und kann so der Kapitalerhalt des Stiftungsvermögens erreicht werden? Der potenzielle Neukunde ist skeptisch.

Intransparenter Anlagevorschlag

Die Anlage soll in insgesamt 18 aktiven Fonds und ETFs erfolgen. Keiner davon weißt eine ESG Kennzeichnung auf. Also doch nicht nachhaltig? Wer weiß … Die aktiven Fonds sind allesamt hauseigene der HSBC. Die Stiftung erfährt, dass ca. 11% des Vermögens in Nordamerikanische Aktien investiert werden sollen, 4% in Emerging Markets und weniger als 3% in europäische Aktien. So wenig Europa im Depot ist ungewöhnlich.

Weniger transparent wird es bei den Anleihen. Zwar sieht die Stiftung, dass etwa 10% in Emerging Markets Anleihen fließen sollen, zu den restlichen Anleihen gibt es allerdings keine Angaben. Keine Angaben gibt es zudem über die Branchen Allokation der vorgeschlagenen Vermögensanlage.

Zwei Kostenmodelle

Die strategische Renditeerwartung für dieses Portfolio beträgt 2,1% p.a., die Ausschüttungrate wird bei 2,3% p.a. taxiert. In einem Beispieldepot mit ähnlich hohem Vermögen wurden so zuletzt 47.000 Euro erwirtschaftet. Das lässt sich HSBC auch einiges kosten. Angeboten werden zwei Kostenmodelle: 1% p.a. + Mehrwertsteuer oder 0,6% + 15% der Wertentwicklung + Mehrwertsteuer. Das ist im Wettbewerbsumfeld ein hoher Preis. Zumal sich die Stiftung auch wünschen würde, dass HSBC vielleicht Hilfestellung dabei gibt, welches Kostenmodell für die Stiftung denn geeigneter sei.

Alles in allem ein oberflächlicher Anlagevorschlag, der wenig auf die Anforderungen der Stiftung eingeht und dem das letzte Kapitel nochmal eine Krone aufsetzen wird: Unter der Überschrift „Dienstleistungen für Stiftungen“ erfährt die Deutsche Kinderhospiz Stiftung, was die HSBC alles für Stiftungs-Services anbietet. Neben den klassischen Services der Vermögensbetreuung wie Verwaltung, Strukturierung und Reportings hilft HSBC auch bei der Aufsetzung von Satzungen, bei Testamentsvollstreckungen, Anlagerichtlinien, Zahlungsverkehr, Kontoführung, … 

2 Mio. Euro zu wenig im Gepäck

Der Haken: Viele der aufgeführten Leistungen gibt es erst ab einem Vermögen von 4 Mio. Euro. Die bringt die Deutsche Kinderhospiz Stiftung allerdings nicht mit und fragt sich daher, was dieser Nachtrag am Ende eigentlich soll …

Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung
Unterstützung
• bei der Auswahl des Stiftungszweckes
• bei der Konzeption einer Stiftungslösung
• bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung
• Anerkennungsverfahren bei Behörden
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung
Unterstützung
• der Koordinierung von Bankverbindungen
• bei Strategiegesprächen
• Unterstützung bei Fundraising
• Alles mit den eigenen Mitarbeitern
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung
Unterstützung bei
• Rechnungslegung
• Jahresabschluss
• Förderverwaltung
• Alles mit den eigenen Mitarbeitern.
• Im Rahmen eines sogenannten Stiftungsreportings bietet HSBC in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten eine ausführliche Stiftungsdokumentation: Jahresabschluss mit Gewinn- und Verlustrechnung, Vermögensrechnung, Mittelrechnung, Projektrücklagenrechnung, Prüfung der Einhaltung stiftungsrechtlicher Auflagen u.v.m.
Mitarbeit in Stiftungsgremien
• Auf Wunsch arbeiten HSBC-Spezialisten im Stiftungsrat, Aufsichtsrat, Verwaltungsrat, Kuratorium oder beratenden Gremien mit
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung
• In allen Fragen der Geschäftsführungstätigkeit als externer Berater
Angebot von Treuhandstiftungen
• Ja, mit externer Treuhänderin
Weitere Services für Stiftungen
• Ein Schwerpunkt der sozialen Verantwortung des Hauses liegt in der Bildung junger Menschen. Das HSBC Trinkaus-Schulprojekt hilft, ökonomische Kenntnisse zu vermitteln, die in unserer modernen Gesellschaft unverzichtbar sind. HSBC Trinkaus engagiert sich zudem als einer der Hauptförderer für das christliche Kinder- und Jugendwerk Die Arche e.V. im Düsseldorfer Stadtteil Wersten. Die Arche Düsseldorf hat Anfang 2010 ihre Tätigkeit aufgenommen und wird von Mitarbeitern der HSBC unter anderem bei der Organisation von Festen oder bei Ausflügen unterstützt.
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz?
Seit 1850
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie?
114 Stiftungen mit einem Volumen von 1,9 Mrd. EUR
Haben Sie eine eigene Stiftung?
Amtierende und ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der HSBC haben zum Teil eigene Stiftungen, z.B. die Dr. Meyer-Struckmann-Stiftung
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen?
Bundesweit arbeitet die HSBC mit diversen Stiftungsaufsichtsbehörden zusammen.
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz?
In der Zentrale in Düsseldorf und allen 7 Niederlassungen

Fazit: Die Stiftung entscheidet sich gegen ein Mandat bei der HSBC. Der Anlagevorschlag bleibt oberflächlich und das wichtige Kriterium Nachhaltigkeit bleibt scheinbar ganz außen vor. Dass die Stiftung zudem mehr Geld für guten Service mitbringen müsste, kann intern zwar so geregelt sein, ist aber ein eher irritierender Nachsatz.

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