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Commerzbank Aktiengesellschaft, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Zu viele offene Fragen

Wie schlägt sich die Commerzbank im Markttest Stiftung 2021? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Als "Konzern im Dauerkrisenmodus" hat die ARD unlängst die Commerzbank bezeichnet. Kein Kompliment eben. Wirkt sich dieser schwierige Dauerzustand auf die Leistungen der Bank aus? Zwar ist eine Anlageidee für die Deutsche Kinderhospiz Stiftung nicht der Nabel der Welt. Dennoch darf man darauf besonders gespannt sein.

Die Commerzbank übermittelt der Deutschen Kinderhospiz Stiftung bzw. deren Stiftungsvorstand einen äußerlich übersichtlichen, gut gegliederten Vorschlag, der mit 36 Seiten auch einen angenehmen Umfang hat. Lediglich ein Inhaltsverzeichnis fehlt zu Beginn, so dass es schwierig ist, schnell zu bestimmten Themen zu manövrieren. Aber wenn das der einzige Makel ist, kann man wohl darüber hinwegsehen.

Zunächst stellt sich die Vermögensverwaltung der Commerzbank kurz vor. Es ist zu erfahren, dass sie über mehr als 18.000 Vermögensverwaltungsmandate mit einem angelegten Vermögen von über 17 Milliarden Euro verfügt, darunter ein Einzelmandat von mehr als 400 Millionen Euro. Will sagen, dass man auch mit großen Vermögen umgehen kann. Gut zu wissen. Auch, dass 90 Spezialisten in der Vermögensverwaltung der Bank arbeiten.

Stiftungsfonds wird empfohlen

In einer kleinen Übersicht macht die Bank die Performance einzelner Anlageinstrumente deutlich, so dass gut zu erkennen ist, dass 2019 US-Aktien mit 31,2 Prozent an der Spitze standen, während deutsche Anleihen ganz am Ende mit 0,7 Prozent rangierten. Überhaupt macht der Chart noch einmal deutlich, wie wichtig Aktien für eine vernünftige Rendite sind.

Für Stiftungen, ist kurze Zeit später zu erfahren, wird ein spezieller “Stiftungsfonds” empfohlen. Zugleich wird auf der nächsten Seite eine “Maßanfertigung für Ihr Stiftungsvermögen unter Berücksichtigung individueller Besonderheiten” angekündigt. Das scheint zunächst ein Widerspruch zu sein. Mal sehen, ob und wie er sich auflöst. Zugleich wird “ökonomische Expertise gepaart mit Nachhaltigkeitskompetenz und unternehmerischer Verantwortung” versprochen.

Rat zu Dividendenorientierung

Vorgeschlagen wird eine dividendenorientierte Vermögensverwaltung, die dafür sorgt, dass eine attraktive Rendite mit hohen Ausschüttungen erwirtschaftet wird, das Vermögen sich aber vergleichsweise stabil entwickelt. Sie investiert weltweit und branchenübergreifend und setzt auf auf dividendenstarke Titel sowie auskömmliche Renditeperspektiven. Zudem kann man von einem professionellen Risikomanagement profitieren. Hört sich vernünftig an.

Diese  Anlagestrategie sei praxiserprobt, wird versichert, und habe sich auch in schwierigen Marktphasen bewährt. Sie eigne sich für alle dividendenorientierten Aktienanleger, die Wert auf ein breit gestreutes, effizientes Aktienmanagement mit guter Wertentwicklung bei vergleichsweise hoher Stabilität legen. Offenbar genau das Richtige!

Kegelförmiger Investmentprozess

Konkret wird die spezialisierte Stiftungs-Vermögensverwaltung zur Sprache gebracht, die sich ganz an den Bedürfnissen von Stiftungen orientiert. Auch darin wird dem Aktieninvestment eine besondere Bedeutung beigemessen, da allein mit Renten keine optimale Depotstruktur möglich sei. Das Aktieninvestment sollte global ausgerichtet sein, als Einzeltitel und ausgewählte passive Instrumente, vorwiegend in werthaltige Dividenden- und Substanzwerte sowie breit in Regionen sowie Einzelwerte gestreut. Optional könnten Sachwerte hinzugemischt werden etwa in Form von offenen Immobilienfonds.

Den mehrstufigen Allokationsprozess stellt die Commerzbank als Kegel dar: Als breite unteres Basis und entscheidend für die Performance insgesamt wird die strategische Allokation vor allem der Assetklassen und Marktsegmente dargestellt. Darauf aufbauend trägt die taktische Asset-Allokation schon weniger zum Gesamtergebnis bei, während die Titelselektion in der Spitze der Pyramide den geringsten Einfluss hat. So einfach kann man den komplexen Prozess darstellen und damit bei einem interessierten Laien einen höheren Erkenntnisgewinn verursachen als durch eine Erklärung, die mit zu vielen Details und Fachbegriffen gespickt ist. Commerzbank, danke dafür!

Unklar, welche Fonds-Variante zutrifft

Nun geht es an die Erklärung von verschiedenen Stiftungsportfolios, die theoretisch für die Stiftung infrage kommen. Während das Stiftungsportfolio 15 mit durchschnittlich 15 und höchstens 25 Prozent Aktien auskommt und das Stiftungsportfolio 25 mit höchstens 35 Prozent, soll Stiftungsportfolio 35 einen maximalen Aktienanteil von 50 Prozent haben. Eine Anlage in Sachwerten, wird dazu erklärt, biete langfristig einen relativen Schutz gegen Inflationsrisiken und damit die Chance auf realen Kapitalerhalt.

Die Unterschiede zwischen den drei Portfolios werden anhand der Wertentwicklungen dargestellt. Während das Stiftungsportfolio 15 (mit Immobilienanteil) 2019 mit 6,1 Prozent nach Kosten auskommen muss und das Stiftungsportfolio 25 mit 8,8 Prozent, kommt das Stiftungsportfolio 35 immerhin auf 11,6 Prozent. Das ist doch ziemlich erheblich, so dass auch mit den Ausschüttungen höher herangegangen werden könnte. Ohne Immobilienanteil fallen die Ergebnisse nur unwesentlich anders aus. Allerdings wird nicht recht klar, welche Variante der Stiftung empfohlen werden soll.

Zwei Vergütungsmodelle

Interessant erscheint die Darstellung des Reportings für die Stiftung zu sein. Jeder Mandant entscheidet selbst über den Umfang, ist zu erfahren. Es reicht von einer Zusammenfassung mit den wichtigsten Kennzahlen über die Vermögensaufstellung und Übersichten über die Wertentwicklung bis hin zur laufenden Berichterstattung.

Als Vergütungsmodelle werden zwei verschiedene vorgestellt: Neben dem Pauschalentgelt das transaktionsbedingte. Hier kommen neben dem Basisentgelt auch Transaktionskomponenten in Höhe von 0,50 Prozent bei Aktien und 0,25 Prozent bei Renten zum Tragen. Vereinnahmte Zuwendungen, wie Vertriebsfolgeprovisionen, die im Rahmen der Vermögensverwaltung von Fondsgesellschaften gezahlt werden, schreibt die Bank Kunden monatlich auf deren Vermögensverwaltungskonto gut.

Maximal 35 Prozent Aktien

Die Frage, worin nun genau die Empfehlung der Bank an die Stiftung besteht, wird schließlich auch noch beantwortet, mithilfe eines beispielhaften Portfolios. Klar, einen endgültigen Vorschlag darf die Bank zu diesem Zeitpunkt noch nicht machen. Die Wahl der Commerzbank fällt auf das Stiftungsportfolio 25. Das verwundert: Nur maximal 35 Prozent Aktien? Damit bleibt der Vorschlag sogar unter der in der Anlagerichtlinie festgelegten Höchstmarke von 40 Prozent zurück. Offenbar ist mehr Individualität nicht möglich. Denn mit der Variante Stiftungsportfolio 35 käme man ja ggf. über den Höchstwert der Stiftung. Passgenau sieht also anders aus.

Die konkrete Verteilung mutet noch merkwürdiger an: 61,2 Prozent Renten, 26,5 Prozent Aktien, 2,6 Prozent Immobilien und 9,7 Prozent Liquidität. Damit ist doch kein Blumentopf zu gewinnen, oder? Und ein Anteil von 84,1 Prozent in Euro scheint auch nicht sehr mutig zu sein.

Mehr offene als beantwortete Fragen

Zum Schluss bringt der Vorschlag noch zwei weitere Anlagemöglichkeiten ins Spiel, zumindest vom Namen her. Das verwirrt nun vollständig: Sitftungsfonds Stabilität und Stiftungsfonds Rendite. Sie scheinen den vorher bereits erwähnte Stiftungsfonds 15 und 35 zu entsprechen – oder doch nicht? Es wird nicht recht klar.

Zudem fehlen etliche der Anforderungen, die bei der Ausschreibung angesprochen wurden: Wie hoch ist das voraussichtliche Gesamtergebnis, mit welchen Ausschüttungen ist zu rechnen? Kann das Kapital real erhalten werden? Welche Vorschläge zur Anpassung der Anlagerichtlinie macht die Bank? Welche zusätzlichen Dienstleistungen bietet sie Stiftungen? Unterm Strich bleiben mehr Fragen offen als beantwortet werden.

  
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Adresse

Commerzbank Aktiengesellschaft

Kaiserplatz

60311 Frankfurt am Main

 

Website: www.commerzbank.de

 

Ansprechpartner

Holger Basler

Senior Portfoliomanager

CEFA, EFA

 

Marc Bausen

Senior Portfoliomanager

CEFA

 

Martin Seidenberg

Senior Portfoliomanager

CEFA

 

Anne Senst

Senior Portfoliomanagerin

CIIA

 

Burkhard Stratmann

Senior Portfoliomanager

DVFA

  

Fazit: Ein insgesamt enttäuschendes Werk, das die Commerzbank da abliefert. Es wirkt irgendwie lieb- und herzlos zusammengestrickt. Hat die Bank die Ausschreibung überhaupt gründlich gelesen? Es kommen Zweifel an der Stiftungskompetenz auf. So kann man wohl keinen neuen Kunden gewinnen.

Empfehlung: Nein, für die Endauswahl reicht das nicht. Durchgefallen.

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