Gekommen, um zu bleiben
Der Boom bei veganen Fleischersatzprodukte ist ungebrochen. Das Investitionsvolumen in europäische Startups, die sich auf vegane Fleischimitat-Produkte spezialisiert haben, liegt mit 540 Mio. US-Dollar im 1. Halbjahr 2021 bereits über dem Gesamtvolumen 2020 (402 Mio. US-Dollar). Das entnehmen wir Daten des Erhebungs-Instituts PitchBook Data.
Die EU-Nachfrage nach solchen Produkten ist allein in den Jahren 2018 bis 2020 um 49% gewachsen. Der Umsatz mit veganem Fleisch, Milch, Joghurt, Käse, Eiscreme und Fisch in der EU summiert sich auf 3,6 Mrd. Euro. Weltweit sind es (nur vegane Fleischersatzprodukte) 11,1 Mrd. US-Dollar.
Wachstumsmarkt mit mehreren Treibern
Gemessen am gesamten Lebensmittelmarkt sind vegane Ersatzprodukte ein (wachstumsstarkes) Nischensegment. Blue Horizon – eine Risikokapitalgesellschaft, die gezielt in vegane Startups investiert – schätzt den weltweiten Anteil veganer Produkte auf 2%. Dabei sind Obst und Gemüse nicht einberechnet. Bis 2035 prognostizieren sie einen weltweiten Marktanteil von 11%. Treiber dieser Entwicklung sind der Megatrend Nachhaltigkeit, Gesundheitsaspekte und nicht zuletzt auch die immer bessere Qualität veganer Fleischalternativen (aber auch ‟Fisch” und ‟Käse”) in Hinsicht auf Geschmack und Imitation der tierischen Originale.
In Deutschland geben 3,2% der Bevölkerung (2,5 Mio. Menschen) an vegan zu leben. Damit sind wir europäischer Spitzenreiter. Platz zwei geht an Dänemark (2,7%) und Platz 3 an die Schweiz (2,6%). In Österreich ernähren sich 1,6% der Bevölkerung rein pflanzlich, in Frankreich nur 0,9%. Der Anteil der Vegetarier liegt in allen Ländern bei etwa 10%. Die Tendenz zeigt überall klar nach oben.
Regionaler Fokus klar auf Europa und Nordamerika
Laut dem Marktforschungsinstitut Polaris Market Research beträgt das globale Marktwachstum für vegane Fleischersatzprodukte bis 2027 ordentliche 15,8% p.a. Der globale Umsatz läge dann bei 35,4 Mrd. USD. Regional betrachtet werden vegane Ersatzprodukte vor allem von nordamerikanischen und europäischen Firmen produziert. Allerdings wird ihr globaler Marktanteil von heute über 80% auf 70% sinken.
Das liegt vor allem an der Asia-Pazifik-Region und China. Der chinesische Vegan-Fleisch-Umsatz lag 2018 bei verhältnismäßig (im Vergleich zu Europa und Nordamerika) mageren 786 Mio. Euro. Die Schweinepest verdarb aber zuletzt vielen Chinesen den Appetit. Vor allem chinesische Millenials eifern Vorbildern außerhalb Chinas nach und holen die Fleisch-Imitate in das Reich der Mitte. Das Good Food Institut rechnet mit einem jährlichen Wachstum von 20 bis 25%. Der Nahe Osten und Lateinamerika spielen in dem Markt nur eine untergeordnete Rolle. Afrika kommt beinahe keine Bedeutung zu.
Ableitungen für Unternehmer
Für Unternehmen ergeben sich daraus mehrere Ableitungen. Angesichts der Wachstumszahlen ist es nicht zu spät, selbst in den Markt einzutreten. Möglichkeiten gibt es auch als Partner, Zulieferer oder Investor bei jungen Startups. Die benötigen Unterstützung, denn durch den Eintritt von immer größeren Konzernen in den Veggie-Markt erhöht sich der Preisdruck enorm. Wer in der Lebensmittelbranche tätig ist – als Produzent, Händler oder Gastronom – und sich dem Thema Veganismus verschließt, droht auf absehbare Zeit immer mehr Kundengruppen zu verlieren.
An der Börse werden vegane Aktien durch diese Treiber fundamental gestützt. Folgende Titel haben wir in der Vergangenheit besprochen:
- Beyond Meat: Rendite-Turbo durch Veggie-Patty
- Modern Meat greift den Platzhirsch an
- Fast immer wenn es um die Wurst geht, verdient Viscofan Geld
- Total Produce profitiert vom Bio-Trend
- John B. Sanfillipo ist ein Nuss-Spezialist
- AAK läuft wie geschmiert
- Sprouts Farmers Markets wächst und wächst
Fazit: Vegane Fleischalternativen sind keine kurzweilige Modeerscheinung mehr, sondern sind ein wachsender Bestandteil auf immer mehr Speiseplänen weltweit.