Geopolitische Spannungen treiben Frachtraten in Rekordhöhe
Geopolitische Spannungen treiben die Frachtraten für Containerschiffe. Sie liegen mittlerweile auf einem Niveau, das zuletzt Mitte 2022 erreicht wurde. Nach drei Monaten rückläufiger Preise steigen die Seetransportkosten seit Mai wieder deutlich an. Im Juli erreichten sie 5.901 USD pro 40-Fuß-Container. Das ist eine Steigerung von 121 % im Jahresvergleich und 297 % im Vergleich zum Vorjahr.
Die Unsicherheit über die Dauer des Konflikts im Nahen Osten lässt Unternehmen besorgt um ihre Versorgungslage für die zweite Jahreshälfte sein. Dann wird eine Erholung der Nachfrage erwartet. Besonders europäische Unternehmen sind betroffen. Sie sind stärker vom Handel mit Asien abhängig sind als ihre US-amerikanischen Kollegen und anfälliger für Engpässe.
Anstieg der Asien-Raten zehnmal so hoch wie nach USA
Die Transportkosten von Shanghai nach Rotterdam sind um 383 % gestiegen, während die Kosten von Rotterdam nach New York nur um 30 % zugenommen haben. Dies stellt eine besondere Herausforderung für europäische Unternehmen dar, da ein erheblicher Teil ihrer Importe aus China und Asien stammt. Sektoren wie Maschinen, Autos, Haushaltsgeräte, Elektronik und Bekleidung, die stark vom Handel mit Asien abhängig sind, könnten in der zweiten Jahreshälfte 2024 Schwierigkeiten haben, ihre Margen zu verbessern.
Die steigenden Frachtraten werden nicht nur durch die Störungen im Roten Meer, sondern auch durch die allgemeine Erholung des Seehandels angetrieben. Der internationale Handelsbilanzindex verzeichnete im April einen Anstieg um 2 % im Vergleich zum Vorjahr, was das 1,1-fache des Volumens vor der Pandemie entspricht. Chinas Handelsüberschuss erreichte im Juni mit 99 Mrd. USD ein Rekordniveau, obwohl geopolitische Spannungen und Zölle bestehen. Chinas Exporte stiegen im letzten Monat um 8,6 % auf insgesamt 307,8 Mrd. USD, wobei Stahl, Haushaltsgeräte, Schiffe und Autos die am schnellsten wachsenden Kategorien waren.
Häfen sind überlastet
Die steigenden Frachtraten für Containerschiffe sind auch auf die gestiegene Nachfrage und das Angebot ab dem zweiten Quartal 2024 zurückzuführen. Die Störungen im Roten Meer machen allerdings den einen Großteil des Preisanstiegs aus. Die gesunkenen Ölpreise tragen nicht mehr zu den Transportkosten bei. Die Lieferketten passen sich weiterhin an neue Lieferzeiten an, was die Überlastung der Häfen in Westeuropa und Asien verschärft. Die Anzahl der Schiffsanläufe in Asien ist um 8 % gestiegen, während in Westeuropa seit Beginn der Krise am Roten Meer ein Anstieg um 10 % verzeichnet wurde.
Im westlichen Mittelmeerraum sind Spanien, Italien und Frankreich von einem Anstieg der Hafenanläufe betroffen, während Streiks in deutschen Häfen zu regionalen Verzögerungen führen. Hamburg, der drittgrößte Containerhafen Europas, ist besonders betroffen.
Fazit: Kalkulieren Sie insbesondere bei Importen aus dem asiatiaschen Raum mit Lieferverzögerungen und weiter steigenden Transportkosten ein.