Geschenkte Noten
Was nichts kostet, ist nichts wert. Das geflügelte Wort ist nicht nur Unternehmern bekannt. Auf die Bildung übertragen heißt es: Wo einem die Noten hinterhergeworfen werden, kann man kaum stolz darauf sein. Und noch weniger helfen sie einem im späteren Leben. Das ist leider immer häufiger der Fall.
Fleiß als Lafontainsche „Sekundärtugend" ist aus der Mode gekommen. Es gilt beinahe als normal, alles geschenkt zu bekommen: von der Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum Lebensunterhalt (bedingungsloses Grundeinkommen). Warum also auch nicht die Schulnoten ...
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat „beeindruckende" Zahlen erhoben. So lag der Anteil der Einser-Abiturienten an der Bevölkerung im entsprechenden Alter mit 3,3% im Jahr 2017 fast doppelt so hoch wie noch 2006 mit 1,7%. 2017 hatten 53,3% der 20- bis 24-Jährigen in Deutschland die Hochschul- oder Fachschulreife. Nur: Nach welchem Anforderungsgrad? Denn gleichzeitig ist der Anteil der 15-jährigen Schüler, die das Höchstniveau in internationalen Vergleichstests (PISA-Stufe 6) erreichen, zwischen 2006 und 2015 in Mathematik von 4,5% auf 2,9% gesunken und in den Naturwissenschaften mit jeweils 1,8% konstant geblieben. Das sagt zwingend auch etwas über das Leistungsniveau an den deutschen Hochschulen: viel Masse, wenig Klasse.
Wer soll unseren teuren Sozialstaat morgen finanzieren?
Soll daraus die Gesellschaft erwachsen, die unser Hochlohn- und Hochleistungsland dauerhaft finanziert? Wohl kaum. Tatsächlich ziehen wir so eine bequeme Generation heran, die erwartet, dass ihr die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Um möglichst viele Leute auf die Unis bugsieren zu können, wo sie dann massenhaft Genderwissenschaften studieren, haben wir die Ansprüche so weit gesenkt, dass sich selbst die Hauptschüler für manchen Handwerkerberuf schon zu schade sind.
Bequem gemacht im Wolkenkuckucksheim
Vielleicht können wir uns in diesem Wolkenkuckucksheim noch ein paar Jahre wohlig einrichten. Aber niemand muss es wundern, wenn wir dann aus allen Wolken fallen. Die Weltbevölkerung wächst. Ihr Zugang zu Bildung wird durch das Internet und die neuen Medien deutlich vereinfacht. Der Wettbewerbsdruck wird auch dadurch zunehmen.
Den Leistungsdruck rauszunehmen, ist deshalb völlig verfehlt. Die Weltwirtschaft kennt keine automatische Teilhabe. Und sie wird uns auch nicht freiwillig eine Quote am Wohlstand einräumen. Verschenkte Zensuren untergraben also nicht nur unsere Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb. Sie entlassen auch noch junge Menschen in die Welt, die es gewohnt sind, ohne große Anstrengung vermeintlich erfolgreich sein zu können. Das wird im „wirklichen Leben" nicht funktionieren. Das Erwachen wird böse, erwartet
Ihr