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Steigende Preise unvermeidlich

Glas-Krise bahnt sich an

Geöffnete Weinflaschen, Nahaufnahme der Flaschenhälse. © Hartmut Kosig / Getty Images / iStock
Es bahnt sich eine Glas-Krise an. Das wird ein größeres Problem. Denn Glas ist ein Produkt, das uns ständig umgibt. Wir trinken aus Gläsern und Flaschen, schauen durch Fenster, Brillen und Autoscheiben und knipsen eine Glühlampe an, wenn es dunkel wird. Steigende Glaspreise haben also direkte Auswirkungen auf sehr viele Branchen. Genau das passiert derzeit.

Der Rohstoff Glas wird knapp und teuer - das ist die Bedeutung einer kleinen Meldung der Weinbiet Manufaktur (Neustadt an der Weinstraße). Dieser gehören 50 Winzer an. Die Manufaktur muss aufgrund eines Flaschenmangels Abfülltermine verschieben. Erste Großaufträge werden nun bereits storniert. 

Der Glasmangel bei Winzern mag zum Schmunzeln anregen, vom sich verschärfenden Glasmangel werden aber eine Vielzahl anderer Branchen negativ betroffen sein. Deutlich spürbar wird die Knappheit schon bei Getränkeflaschen - die betrifft neben Winzer auch Brauer und alle übrigen Getränke-Unternehmen. Die Glas-Knappheit weitet sich aber auch auf andere Branchen aus. Betroffen sind u.a. die Baubranche (Fenster, Glühlampen), Automobilindustrie (Fenster), Optiker für Privat- (Brillen) und Industriekunden sowie die Technologie-Branche und die chemische Industrie. Fehlen etwa Linsen, Scheiben, Rohre oder Flaschen, werden Arbeitsprozesse teurer oder müssen ganz gestoppt werden. Diese Spirale dreht sich.

Vielfältige Ursachen für Glasmangel

Die Ursachen für den Glasmangel sind vielfältig. Nach wie vor laufen wegen Corona die Produktion in den Glashütten nicht im vollen Umfang. Wegen Reparaturen stehen einige Werke derzeit still. Zudem setzen große Konzerne wie Coca-Cola künftig mehr auf Glasflaschen, weil aus Nachhaltigkeitsgründen auf PET-Flaschen verzichtet werden soll. Erste Hamsterkäufe von Unternehmen zur Sicherung der eigenen Rohstoff-Versorgung verschärfen die Situation zusätzlich.

Besonders schwer wiegen die gestiegenen Energiepreise. Der Bundesverband der Glasindustrie warnt bereits länger davor, dass die energieintensive Glasbranche angesichts von Klimazielen und steigenden Energiepreisen besonders unter Druck steht. Die Betriebe forcieren zwar den vollständigen Umstieg auf Grünstrom, den Bau von Glaswannen die erst mit Erdgas, langfristig mit Wasserstoff betrieben werden können und die Nutzung nachhaltiger Gase wie Wasserstoff oder biogener Gase.

Glas-Recycling könnte Knappheit lindern

Die Gas-Abhängigkeit bleibt in der Glasproduktion noch lange hoch. Gleiches gilt für die Sensibilität im Hinblick auf steigende Energiepreise. Die Umstellung auf regenerative Energien kann zudem nicht mit den aktuellen geopolitischen Entwicklungen mithalten. Sollte es sogar zu einem russischen Gas-Stopp kommen, müsse mit „extremen und vor allem unvorhersehbaren Preissteigerungen außerhalb des erwartbaren Rahmens“ gerechnet werden, so Jochen Grönegräs, Geschäftsführer des Bundesverband Flachglas.

Glas-Recycling könnte helfen, die Knappheit zu lindern. Wünschenswert sei mehr Flaschen-Recycling, so Martin Freund, Vizepräsident des Pfälzer Weinbauverbands. Dafür mangelt es nicht einmal an den Kapazitäten, um gebrauchte Flaschen zu spülen und wieder zur Verfügung zu stellen. Der "Flaschenhals" ist die Erfassung gebrauchter Flaschen. So nimmt kaum ein Markt Mehrweg-Weinflaschen an. Darum wandern die meisten direkt in den Glasmüll.

Hintergrundinformationen: Die Glas-Branche in Zahlen

In Deutschland werden jährlich mehr als 7 Mio. t Glas produziert. 56,5% davon wurden 2020 für Lebensmittelbehälter (Flaschen) verwendet, 26,8% wurde zu Flachglas verarbeitet, 12,4% zu Glaswolle und 4,3% zu Spezialglas für Forschung und Wirtschaft. Über 50.000 Menschen arbeiten in 388 Betrieben der deutschen Glasindustrie, die 2020 einen Umsatz von 9,35 Mrd. Euro erwirtschaftete.

Fazit: Knappheitspreise und Mangel bei Glas haben weitreichende Auswirkungen.

Hinweis: Steigende Preise für Ihren Lieblingswein dürften unvermeidlich sein. Denn neben dem Glas drücken auch die gestiegenen Metall- (Verschlüsse) und Papierpreise (Etiketten, Pappkartons) die Kosten nach oben.

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