Green Deal auf dem Schwarzen Kontinent
Afrika rückt wieder in den Fokus. Vor allem in Europa. Bemerkenswert ist dabei, dass Afrika in Europa trotz des Migrationsdrucks immer seltener als Problem-, und immer öfter als Chancenkontinent erkannt wird. Dazu hat auch China beigetragen, das seit 2013 intensiv sein Projekt der neuen Seidenstraße verfolgt. Das Reich der Mitte hat seither etliche Milliarden Dollar in Afrika investiert, allerdings in kolonialistischem Stil. China hat viele Milliarden an Krediten an afrikanische Länder vergeben. Die Kreditlast ist so schwer, dass zahlreiche Staaten Schwierigkeiten haben, die Darlehen zu bedienen und zurückzuzahlen (vgl. FB vom 11.11.2021). Hinzu kommt, dass China seine Infrastruktur-Versprechen nur zum Teil gehalten hat und oft sogar eigene Arbeiter auf den Schwarzen Kontinent entsendet hat.
Europa hat die Chance, China auszubremsen
Europa sieht nun die Chance, in die Lücken zu stoßen, die China hinterlässt. Das Angebot der Europäer an die Afrikaner ist attraktiv. Es geht um wirtschaftliche Zusammenarbeit und Finanzhilfen auf Augenhöhe. Das Angebot Europas heißt fairer Handel und gleichberechtigte Beziehungen. Das ist politisch korrekt und interessant für Afrika.
Es hat aber eine Schwachstelle: Das faire und politisch korrekte Vorgehen Europas bedeutet z. B., dass Aufträge international ausgeschrieben werden. Die Folge ist, dass gut 30% aller europäischen Aufträge von chinesischen Unternehmen eingeworben und durchgeführt werden. Allein die Bundesregierung hat seit 2013 über 344 Afrika-Aufträge ins Reich der Mitte vergeben.
Europa denkt um: Es wird Ich-bezogener
In Europa findet allerdings ein Umdenken statt. Der Kontinent hat die geopolitische Strategie Chinas erkannt und will nun den Einfluss zurückdrängen. Gelingen kann das über eine „Grüne Revolution“, die sowohl Afrika als auch Europa forcieren wollen. Europa strebt einen Green Deal an und Afrika arbeitet an einer Öko- und Klimawende.
Frankreich lenkt Fokus auf Afrika
Schon im Januar, wenn Frankreich die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, könnte es erste konkrete Impulse geben. Immerhin hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Afrika zu einem Schwerpunkt der EU-Politik ausgerufen. Sein Ziel ist, die Wirtschaft in den Fokus der Zusammenarbeit zu stellen, nicht mehr soziale Projekte.
Bis zu 300 Mrd. Euro will die EU bis 2030 in Afrika investieren. Ein Schwerpunkt dabei dürfte die Wasserstoff-Wirtschaft sein. Denn in Afrika gibt es Sonne satt und reichlich Möglichkeiten, grünen Wasserstoff herzustellen. Der könnte ein eminent wichtiger Rohstoff für Europa werden und wesentlich zum Gelingen der Energiewende beitragen. Allein für diesen Bereich sind schon 3,5 Mrd. Euro an Garantien für Unternehmen vorgesehen, die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Die Investitionsstrategie könnte von Erfolg gekrönt sein. Das zeigt wiederum China. Nachdem das Land Investitionen abgesichert hatte, hat sich das Handelsvolumen zwischen China und Afrika binnen 5 Jahren verzehnfacht.
Afrikas Freihandelszone erwacht zum Leben
Förderlich ist auch, dass die panafrikanische Freihandelszone allmählich in Fahrt kommt. Diese wurde schon zu Jahresanfang 2021 offiziell gestartet, wurde aber von Corona ausgebremst. Inzwischen nehmen die gemeinsamen Handelsaktivitäten ohne Zollschranken deutlich zu.
Die African Continental Free Trade Area, AfCFTA) umfasst immerhin 54 Länder mit 1,2 Mrd. Menschen. Gelingt der langfristige Abbau von Zollschranken, Handelshemmnissen und Bürokratie, wird das eine große binnenafrikanische Dynamik entfalten. Die Weltbank schätzt, dass die AfCFTA bis 2030 über 30 Mio. Menschen aus schlimmster Armut befreien und das Einkommen Afrikas um 450 Mrd. Dollar (+81%) steigern könnte.
Fazit: Europa und Afrika sind eine neue Interessengemeinschaft, deren Wohl über Rohstoffe, Märkte und Migration (mit)entscheidet. Dabei ist Afrika gerade in einer Situation wie China vor etwa 30 Jahren, als das Land seine Aufholjagd aus diversen Wirtschafts-Clustern heraus begann.