Grüne Anleihen können täuschen
Man könnte es Etikettenschwindel nennen: Die Herausgabe grüner Anleihen (green bonds) ist kein Garant für einen geringen CO2-Ausstoß des ausgebenden Unternehmens. Und erst recht nicht für eine abnehmende CO2-Emission dieser Firma. Das stellt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem aktuellen Quartalsbericht fest. Selbst wenn Anleiheerlöse in umweltfreundliche Projekte (z. B. erneuerbare Energien) fließen, können Emittenten dennoch andernorts stark an kohlenstoffintensiven Aktivitäten beteiligt sein (z. B. Kohleverstromung).
Dabei steigt die Ausgabe grüner Anleihen massiv an. 2019 wurde bereits grüne Anleihen im Marktwert von 250 Mrd. Dollar emittiert. Das sind etwa 3,5% der gesamten Anleihenemissionen in USD (7,15 Billionen USD). Die BIZ rechnet damit, dass der Trend anhält.
Zu viele "Standards"
Schuld an der bisherigen „Misere“ ist unter anderem ein breites Spektrum unterschiedlicher Standards. Mancher Investor verliert da den Überblick.
Die BIZ will das ändern. Sie hat ein neues Ratingsystem in Angriff genommen, das drei Ziele verfolgt:
- Die Anreize der Unternehmen sollten an den Pariser Klimazielen ausgerichtet sein.
- Ein grünes Rating sollte den Anlegern helfen, ihre Anlageentscheidungen zu treffen.
- Investoren und andere Anteilseigner (Stakeholder) sollten in der Lage sein, behauptete Verbesserungen nachzuprüfen.
Ein Rating für ein Ziel
Das Bewertungssystem zielt speziell auf die Reduzierung der CO2-Emissionen von Unternehmen ab. Es berücksichtigt keine anderen „grünen Ziele“ wie biologische Vielfalt, Minderung anderer Treibhausgase, effizientere Wassernutzung etc.
Fazit: Die Fokussierung eines Ratings auf ein bestimmtes, klar definiertes Ziel, ist der richtige Weg, Vergleichbarkeit in einem Segment von Nachhaltigkeit herzustellen. Auch die Unternehmen müssen sich künftig auf mehr Druck von Investorenseite und angepasste Finanzierungskonditionen einstellen.