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Afrikanische Staaten auf der Suche nach Geldgebern und „neuen Freunden“

Günstiger Zeitpunkt für Einstieg ins Afrika-Geschäft

Afrika. Copyright: Pexels
Unternehmen, die in Afrika Fuß fassen wollen, treffen derzeit auf eine günstige Konstellation. Denn die Staaten auf dem afrikanischen Kontinent brauchen nach Corona unbedingt Geldgeber und Know-how. Hinzu kommt, dass ihnen ein „alter Freund“ immer unliebsamer wird.

Der Zeitpunkt für den Einstieg ins Afrika-Geschäft ist derzeit günstig. Zum einen ist der Klimaschutzgipfel in Glasgow ein Klima-Investitionsstartschuss für Afrika. 8,5 Mrd. US-Dollar fließen in den kommenden fünf Jahren allein nach Südafrika. Darauf verständigten sich u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA am Rande der Glasgower Konferenz. 700 Mio. Euro davon stellt Deutschland bereit.

Förderprogramme für Afrika

Internationale Investitionen sind für den afrikanischen Kontinent unerlässlich, wenn dieser nicht völlig "abdriften" soll. Die Veränderung des Klimas wird u.a. sonst für massive Wanderungsbewegungen sorgen. Augenblicklich verstärkt werden die Probleme durch die Auswirkungen des Marktzins-Anstiegs in den USA (vgl. FB vom 18.10.2021). Insbesondere in Südafrika wurde das Leistungsdefizit über den "billigen" US-Dollar finanziert. Zudem steigen die Investitionskosten, wenn der Dollar an Wert gewinnt. (Deutsche) Unternehmen profitieren von den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft ebenso wie durch zahlreiche Förderungen und Investitionsprogramme.

  • Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert Klimaprojekte in Ägypten mit bis zu 10 Mio. Euro. Bewerbungsstart ist der 30 November 2021. Weitere Informationen auf invest-for-jobs.com
  • Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt das Institut für Weltwirtschaft in Kiel aktiv in der „wirtschaftswissenschaftlichen Afrikaforschung“ und ist sehr interessiert daran deutschen Unternehmen den Markteintritt zu erleichtern.
  • Es laufen derzeit mehrere Projekte die sowohl auf wissenschaftlicher, technischer und politischer Ebene die Produktmöglichkeiten für grünen Wasserstoff in Subsahara-Afrika ausloten. Mit der arabischen Welt und Nordafrika gibt es bereits beschlossene Kooperationen.

Ärger mit dem Reich der Mitte

Auch ein anderer Grund spricht dafür, jetzt mit einem Afrika-Engagement zu starten. Das Gebaren Chinas missfällt immer mehr afrikanischen Staaten. Einerseits gab es in Südchina anti-afrikanische Proteste. Teile der chinesischen Bevölkerung machten afrikanische Studenten für einen Corona-Ausbruch verantwortlich. Die afrikanischen Medien berichteten darüber sehr ausführlich – Politik und Öffentlichkeit sind nicht amüsiert.

Zum anderen bedrängen immer mehr afrikanische Staaten China wegen günstigerer Kreditkonditionen. Sie wissen: Zahlreiche Länder Afrikas stehen bei China tief in der Kreide. Die Corona-Verwerfungen erschweren die Rückzahloptionen (vgl. FB 7.12.2020). Aus Verärgerung (und wegen der eigenen Verschuldung) drosselt China das Bau-Tempo der Neuen Seidenstraße in Afrika – zugesagte Investitionen bleiben aus.

Afrikas Emissionen sind ein Non-Valeur – die Klimawandel-Folgen überproportional groß

Der Hintergrund für die starken Bemühungen um Afrika ist das schlechte Gewissen der Industrieländer. Auf den afrikanischen Kontinent entfallen etwa 4% aller CO2-Emissionen. Angesichts der Tatsache, dass Afrika 17% der Bevölkerung beheimatet, ist das verschwindend gering. Allerdings gibt es auch regionale Schwergewichte. Größter Emittent auf dem Kontinent (1,3% der weltweiten Emissionen, Platz 12), gefolgt von Ägypten (0,7%, Platz 26), Algerien (0,5%, Platz 33) und Nigeria (0,3%, Platz 41). Es sind die einzigen afrikanischen Länder, die es in die Top 50 der globalen CO2-Emittenten „schaffen“. Sie werden im Fokus der afrikanischen CO2-Reduktionsbemühungen stehen.

Obwohl der afrikanische Kontinent nur für einen Bruchteil der Emissionen verantwortlich ist, sind die Auswirkungen des Klimawandels hier allerdings mit am extremsten. Abholzung, Dürren und das Ausbreiten von Wüsten werden die Kosten für die Klimafolgenbewältigung in die Höhe treiben, den Migrationsdruck erhöhen und damit das Wirtschaftswachstum begrenzen – wie sehr, lässt sich nicht seriös prognostizieren.

Fazit: Die internationale Staatengemeinschaft transferiert „grünes“ Geld nach Afrika. Das Know-how sitzt aber in westlichen und chinesischen Unternehmen. Die Regierungen schaffen in Glasgow also vor allem ihren heimischen Unternehmen ein gutes Investitionsumfeld. Nicht-chinesische Investoren dürften derzeit willkommen sein.

Hinweis: Sollten Sie an einem Eintritt in das Afrika-Geschäft interessiert sein, finden sie im vom Wirtschaftsministerium und dem Wirtschaftsnetzwerk Afrika geförderten Netzwerk Africa Business Guide weitere Informationen.

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