In den Händen der Fed
US-Präsident Donald Trump hat einen Lauf. Ob es einem nun gefällt oder nicht. Impeachment abgeräumt, die republikanischen Senatoren stehen – bis auf Mitt Romney – wie ein Mann hinter "ihrem" Präsidenten; die Umfragewerte steigen; die Demokraten machen sich lächerlich. Und vor allem: die Wirtschaft brummt.
Seinem Ziel, im November wiedergewählt zu werden, steht damit nicht mehr viel im Weg. Nicht einmal er selbst. Denn an Trump tropft alles ab, was jeden anderen längst aus der Bahn geworfen hätte. So viel Chuzpe, das nötigt selbst seinen härtesten Gegnern widerwilligen Respekt ab. Vor allem aber: Es verfängt bei einem wachsenden Teil der Wähler.
Des einen Freud', des andern Leid.
Die Demokraten sind dagegen aus der Wahlkampf-Bahn geraten. Sie haben sich kurz nacheinander zwei Peinlichkeiten geleistet. Zunächst das Wahlchaos bei der Auftaktkür der Präsidentschaftskandidaten im Bundesstaat Iowa. Erst nach Tagen stand fest – und das auch noch immer nicht so ganz – dass Pete Buttigieg hauchdünn vor Bernie Sanders gelegen hat. Oppositionsführerin Nancy Pelosi ließ sich von Trump – der ihr demonstrativ die Hand ausschlug – im Kongress provozieren und zerriss – lächerlich – dessen Redemanuskript. Buttigieg ist jetzt der Strohhalm, an den sich die Demokraten klammern müssen.
Das stärkste Geschütz aber feuert für Trump: die Notenbank. Sie hält Konjunktur und Börsen am Laufen. Die Beschäftigung in den USA liegt bei 80,6% und damit über dem Niveau vor der globalen Finanzkrise. Eindruck macht zuletzt der ADP-Report, der mit über 290.000 neuen Jobs die Erwartungen weit übertraf (Konsenserwartung: 154.000). Er bestätigt den positiven Trend, der aus den Einkaufsmanager-Indizes abzulesen ist. Mittlerweile stehen alle – sowohl ISM als auch Markit, sowohl Industrie als auch Service – wieder über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Damit lagen sämtliche Indizes etwas besser als jeweils erwartet. Selbst das Defizit der Handelsbilanz ist 2019 leicht gesunken. Es ging um 21,4 Mrd. Dollar oder 2,4% zurück.
Nicht die "richtigen" Jobs
Nur eine Entwicklung läuft nicht für Trump. Ausgerechnet sein wichtigstes Wählerklientel kommt am Arbeitsmarkt nicht auf die Beine: die "alten weißen Männer" in den Industriegebieten. Dort ist und bleibt die Beschäftigung mau. Im Januar ließ die US-Industrie erneut Federn. Die Porduktion ging um 0,3% zurück. Und der dezemberwert wurde auf -0,4% nach unten korrigiert. Noch schlechter sieht es im Trend aus: Gegenüber Januar 2019 betrug der Rückgang bereits 0,8%
Überhaupt lohnt die Betrachtung des Arbeitsmarktes einen tieferen Blick. Denn die wachsende Zahl an Beschäftigung verdeckt, dass sich der Arbeitsmarkt für Männer in einer Krise befindet, wie das Institute for International Finance (IIF) herausgearbeitet hat. Die Erwerbsbeteiligung von Männern im besten Alter (25 bis 54) liegt in den USA nur geringfügig über der Italiens. Dies sei "ein Zeichen dafür, dass viele am Rande des pulsierenden Arbeitsmarktes bleiben". Insgesamt bleibe die Krise der Männerbeschäftigung vielerorts akut. Das deute darauf hin, dass die Arbeitsmärkte immer noch stark nachlassen. Das Paradox: Die betroffenen Männer erhoffen sich von den Demkoraten nicht mehr für ihre Situation. Auch wenn der mit hohen jährlichen Haushaltsdefitziten – sie werden bald bei 1 Billion Dollar pro Jahr liegen – erkaufte Aufschwung Trumps nicht dafür sorgen kann, dass seine Zusagen erfüllt werden.
Die Fed hat Trump in ihren Händen
Somit muss der Präsident nur einen Spieler – zumindest theoretisch – fürchten: Es ist die Fed. Trump hängt an der eigentlich immer noch unabhängigen Notenbank. Der mit billigem Geld und hohen Defitiziten angefeuerte Wachstumskurs fände ein schnelles und abruptes Ende, wenn die Fed die Zügel anzöge. Wer einen Blick auf die Bilanz der Notenbank wirft, sieht, wie stark die Börsen vom Notenbankgeld getrieben sind: Die Kurven könnte man beinahe übereinander legen. Nur solange die Fed dem Präsidenten zu willens ist, ist seine Wiederwahl ziemlich sicher.
Fazit: Der Arbeitsmarkt schafft reichlich neue Jobs insbesondere für Frauen. Das wird den meisten Amerikanern reichen. Man kann lange streiten, ob es ohne Trumps Eskapaden besser gelaufen wäre – was schon einige Fantasie verlangt. Das zählt im intellektuellen Diskurs, aber nicht auf den Straßen der USA.