Indien treibt den Weizenpreis
Das ging schnell: Noch vergangene Woche spekulierten wir über einen indischen Export-Stopp für Weizen und einen Ausbruch des Weizenpreises nach oben (FD vom 13.05.). Nun werden wir bereits von der Realität eingeholt: Indien setzt seine Exporte des Getreide-Rohstoffs aus. Noch vor etwa zwei Wochen, als eine Abwärtsrevision der indischen Ernteprognose erste Gerüchte über Exportbeschränkungen aufkommen ließ, hatte die indische Regierung dies dementiert.
Inzwischen sind die Weizenpreise auf dem Subkontinent auf ein Rekordniveau gestiegen. Darum sah sich die Regierung offenbar zu diesem Schritt gezwungen. Vor allem sollen die ungeregelten Exporte gezügelt werden. Vom Export-Stopp ausgenommen sind darum Länder, die - um die Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten - darum baten sowie Lieferungen, die durch Kredite bereits abgedeckt sind.
Indien-Ausfälle engen den Markt zusätzlich ein
Durch die nun fehlenden Lieferungen aus Indien dürfte sich der Weizenmarkt noch weiter einengen. Das Land sollte die kriegsbedingten Ausfälle der Exporte aus der Ukraine zumindest teilweise ausgleichen. Bereits im April exportierte Indien eine rekordhohe Menge von 1,4 Mio. Tonnen – rund sechsmal so viel, wie vor Jahresfrist. Im Mai dürften es sogar 1,5 Mio. Tonnen werden.
Diese Mengen müssen nun anderweitig kompensiert werden. Die Lagerbestände der wichtigsten Exportländer dürften damit weiter fallen. Auch der weiterhin schlechte Zustand der Winterweizenpflanzen in den USA beschäftigt die Analysten. Dieser verschlechterte sich in der vergangenen Woche laut USDA weiter. Nur noch 27% der Pflanzen werden hier mit „gut“ bzw. „sehr gut“ bewertet (zuvor: 29%).
Technische Ausgangslage ist klar
Der Weizenpreis handelt seit dem Export-Stopp prompt mehr als zehn Prozent höher bei 1.250 US-Cent je Scheffel. Technisch ist die Lage jetzt klar. Nach dem Ausbruch aus der wochenlang anhaltenden Konsolidierungsphase steht einem Anstieg auf das Jahreshoch bei rund 1.355 US-Cent je Scheffel Weizen nichts mehr im Weg.