Initialzündung für deutsche Wasserstoff-Wirtschaft
Die Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland kommt in Schwung – und teilweise wird jetzt richtig geklotzt. Ein Frontrunner ist RWE. Das Enegrie-Unternehmen hat gerade bei Linde zwei Mega-Elektrolyseure über je 100 MW bestellt. Die erste der beiden Anlagen soll 2024 auf dem Gelände des Gaskraftwerkes in Lingen in Betrieb gehen. Die zweite Anlage soll 2025 ihre Arbeit aufnehmen. Die beiden Elektrolyseure sind Teil von RWEs Bestrebungen, im Rahmen von GET H2 bis 2026 insgesamt 300-MW-Elektrolyseurleistung in Lingen zu errichten. Unter Einsatz von Strom aus Erneuerbaren Energien sollen die Elektrolyseure grünen Wasserstoff für industrielle Abnehmer erzeugen.
RWE geht in Vorleistung
Bemerkenswert: RWE will mit H2-Projekt nicht mehr auf die Bewilligung der Förderung warten. Obwohl der offizielle Förderbescheid noch aussteht, hat RWE nun die Bestellung bei Linde ausgelöst. Der zeitliche Vorlauf für das Projekt ist so lang, dass der geplante Start nicht mehr hätte gehalten werden können, wenn das Unternehmen auf den Förderbescheid gewartet hätte. Denn die Herstellung der Stacks und Module von Elektrolyseuren dieser Größe erfordert mehrere Monate.
Auch Thyssen fokussiert seine Aktivitäten auf Wasserstoff. Thyssengas hat eine 12 km lange Gasleitung von RWE übernommen. Die verbindet Deutschland und die Niederlande. Ab Mitte 2023 wird die Leitung auf Wasserstoff umgestellt. Über den niederländischen Importpunkt Vlieghuis soll in Zukunft Wasserstoff, der von den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven oder Rotterdam in die Niederlande gelangt, weiter nach Deutschland transportiert werden.
Initialzündung am deutschen Markt
Für den deutschen H2-Markt könnte das eine Initialzündung sein, die den Abwärtstrend der vergangenen Jahre dreht. Denn insbesondere in den vergangenen Jahren hat die deutsche Wirtschaft bei Elektrolysegeräten erhebliche Marktanteile verloren. Derzeit liegt der Weltmarktanteil deutscher Hersteller bei 9%, vor zehn Jahren lag er noch bei 20%. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet. China hat seinen Marktanteil dagegen von unter 20% auf über 25% ausgebaut.
Neue Wasserstoff-Konkurrenz wächst derweil vor allem in den USA heran. Das Land lockt Unternehmen mit milliardenschweren Subventionen im Rahmen des Inflation Reduction Act nach Übersee. Vor allem Investitionen in nachhaltige Energieerzeugung werden großzügig gefördert. Auch die USA wollen eine starke Wasserstoff-Wirtschaft aufbauen. Der Branchenverband Hydrogen Europe fordert daher von der EU eine geringere, investitionsfreundlichere Regulierung.
Niederlande baut komplette Wasserstoff-Infrastruktur auf
Die Niederlande wollen ebenfalls eine große Wasserstoff-Infrastruktur aufbauen. Neben den Importhäfen gehören dazu spezielle Speicher und die Wasserstoff-Erzeugung in großen Windparks in der Nordsee. Thyssengas ist Teil der Get H2-Initiative, die eine Wasserstoff-Infrastruktur in der Bundesrepublik aufbauen will. Bis 2027 soll zunächst ein Wasserstoff-Gasnetz entstehen, das von der niederländischen Grenze bis ins Ruhrgebiet und nach Niedersachsen reicht.
Fazit: Der globale Wettlauf um den Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft beschleunigt sich. Inzwischen werden in Deutschland große Konzerne aktiv und warten nicht mehr auf Förderbescheide sondern gehen in Vorleistung. Das spricht dafür, dass schon in wenigen Jahren Wasserstoff in relevanten Mengen für die industrielle Nutzung verfügbar sein wird. Der Aufbau der Infrastruktur startet jetzt.
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