Investitionen in Richtung China
Eine der am günstigsten bewerteten Aktien auf dem Moskauer Kurszettel ist die Aktie des russischen Erdgaskonzerns Gazprom. Gazprom ist einer der größten Erdgaskonzerne der Welt. Mehr als ein Viertel der weltweit gesicherten Erdgasvorkommen befinden sich im Besitz des Unternehmens.
Gazprom kontrolliert die Erdgaswirtschaft Russlands und produziert rund 90% des russischen Erdgases. Das Unternehmen besitzt ein Pipelinesystem mit einer Länge von mehr als 161.000 Kilometern und besitzt damit ein Monopol für den Erdgasexport. Alle anderen Gasproduzenten sind auf den Energieriesen angewiesen. Der russische Staat hält eine Mehrheitsbeteiligung von 50% plus 1 Aktie an Gazprom. Das Unternehmen hat eine hohe strategische Bedeutung für das Riesenreich. Mehr als 460.000 Menschen sind bei dem Energieriesen beschäftigt. Damit ist der Konzern, nach den Streitkräften, der größte Arbeitgeber des Landes.
Schuldenlast verschlechtert Kursentwicklung
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Gazprom-Aktie um rund 30% gefallen. Mit einem für 2018 geschätzten KGV von rund 4 und einer aktuellen Dividendenrendite von deutlich mehr als 6% erscheint der Titel aktuell extrem spannend bewertet (Kurs-Buchwert-Verhältnis ca. 0,2).
Der Grund für die derzeit schlechte Kursentwicklung ist die wachsenden Schuldenlast. Gazprom hat ehrgeizige Pläne, seine ohnehin schon enorme Marktmacht in Europa durch den Bau neuer Pipelines (z. B. Nord Stream 2) weiter auszubauen. Ab dem nächsten Jahr will Gazprom zudem China mit Erdgas aus Sibirien versorgen. Diese Projekte sind teuer und belasten zunächst die Bilanz. Die russische Sberbank rechnet damit, dass die Nettoverschuldung von Gazprom bis Jahresende auf knapp 40 Mrd. US-Dollar und damit auf rund das zweifache EBITDA ansteigen wird. Ende 2016 lag die Nettoverschuldung noch bei knapp 32 Mrd. Dollar. Hinzu kommen politische Unsicherheiten um den geplanten Bau von Nord Stream 2 sowie neue Sanktionen gegen die russische Wirtschaft seitens der USA.
Langfristig empfehlenswert
Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine, auch wenn diese im Fall Russland ein wenig länger sein dürften. Auf lange Sicht bleibt die Aktie von Gazprom aber sehr aussichtsreich und ist klar unterbewertet. Im Kursverlauf zeichnet sich eine Bodenbildung ab. Auf kurze Sicht kann es bei Gazprom noch einmal ungemütlich werden. Daraus können sich sehr gute Einstiegschancen ergeben. Anleger, die über die nötige Geduld verfügen, kaufen hier erste Stücke und setzen auf einen beginnenden Turnaround. Nachkäufe bitte einplanen.
Empfehlung: kaufen, unter 4 USD nachkaufen
Kursziel: 5,80 USD, Stop-Loss: unter 3 USD