Iran: Diplomatie-Falle für den Westen?
Nach dem US-Raketenangriff könnte der Iran den Westen in eine diplomatische Falle locken, warnen Experten. Während viele das fehlende schnelle Reagieren als Schwäche deuten, bereitet Teheran geschickt eine Antwort vor. Der Iran sucht den Schulterschluss mit Verbündeten und dokumentiert die Angriffe, bevor er Vergeltungsmaßnahmen beschließt.
Der Iran könnte die USA und den Westen nach dem US-Raketenangriff in eine diplomatische Falle laufen lassen. Auf dieses Risiko weisen Beobachter hin. Viele, die eine schnelle Vergeltung des Iran erwartet hatten, deuten das Ausbleiben der Reaktion als Schwäche. Das sei so aber nicht der Fall, so die Analysten, die in arabischen Medien zu Wort kommen.
Der Iran bereite sehr geschickt eine Antwort vor. Zunächst gehe es darum, das Informationsumfeld zu schaffen. Noch vor zwei Wochen hat der Iran mit den USA verhandelt. Dann haben Israel und anschließend die USA beschlossen, diese diplomatischen Bemühungen zu beenden. Die EU-Außenbeauftragt Kaja Kallas erklärte zwar, der Iran müsse "an den Verhandlungstisch zurückkommen". Der Iran betont aber, von dort nie aufgestanden zu sein.
Wie reagiert der Iran - und wann?
Der Iran verfolgt nun eine Doppelstrategie. Erstens sucht er den Schulterschluss mit Verbündeten. Der iranische Außenminister Seyed Abbas Araghchi ist nach Moskau gereist. Parallel dazu erfolg eine enge Absprache mit den BRICS-Partnern. Zudem hat der Iran die Organisation der islamischen Konferenz (OIC) angerufen, die den Angriff auf das Land erwartungsgemäß verurteilt hat.
Zu erwarten ist, dass der Iran nun die Ergebnisse der Angriffe der USA dokumentieren und der Weltgemeinschaft präsentieren wird. Vor diesem Hintergrund dürften dann die Vergeltungsmaßnahmen beschlossen werden. Der Iran kann sich so als seriöse Partei darstellen und seine folgenden Handlungen rechtfertigen. Die könnten von einer Sperrung der Straße von Hormus bis zu Angriffen auf US-Militärbasen oder Schiffe reichen.
Fazit: Der Iran könnte dem Westen eine diplomatische Falle stellen. Das Land kann defensiv reagieren und dennoch ist eine weitere Eskalation des Konfliktes nahezu unausweichlich. Der Iran kann den Angriff der USA schon aus innenpolitischen Gründen nicht unbeantwortet lassen. Das gilt umso mehr, weil sich US-Präsident Donald Trump inzwischen "offen für einen Regimewechsel" in dem Land zeigt. Die Risiken für Unternehmen (Energie) und an den Finanzmärkten steigen.