Italiens Niedergang sollte Deutschland mahnen
Italien, eine der stärksten Industrien in der EU, ist in einer ähnlichen Zwickmühle wie Deutschland. Das Land fürchtet vor allem den Niedergang der Autoindustrie und energieintensiver Unternehmen.
Autoindustrie im freien Fall
Der langjährige Rückgang der italienischen Autoindustrie ist in den freien Fall übergegangen. 2013 beschäftigte der Fiat-Konzern noch über 60.000 Mitarbeiter in Italien. 2024 sind es beim Nachfolger Stellantis noch 43.000. In diesem Jahr ist die Produktion von Pkw und Transportern um fast 32% zurückgegangen (ggü. Vj.). Bei Pkw alleine sank die Produktion sogar um 40,7%. Fast alle Fabriken sind nicht ausgelastet, viele Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die italieniscehn Gewerkschaften fürchten um 25.000 Arbeitsplätze in der Auto- und Zulieferindustrie.
Auch in Italien tragen politische Fehler wesentlich zum Niedergang bei. Die italienische Politik hat sich wenig um die Rahmenbedingungen für die Industrie gekümmert. Beispiel: Ein Innovationssystem für vorindustrielle Forschung und Entwicklung, wie es etwa in Deutschland mit den Fraunhofer-Instituten existiert, gibt es in Italien nicht.
Industrieverband fürchtet um energieintensive Industrien
Auch andere Industriesektoren in Italien entwickeln sich schwach. Der Industrieverband Confindustria schlägt jetzt Alarm. Besonders bei energieintensiven Grundstoffen befürchtet Confindustria den Niedergang. Die Kürzung der kostenlosen Zuteilung der CO2-Verschmutzungszertifikate im Emissions-Handels-System der EU um 62% bis 2030 bedroht die italienische Stahl- und die Keramikindustrie, so der Verband. Die wichtigsten italienischen Exportgüter sind Maschinen und Anlagen, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Autos, elektrische Ausrüstung, dann erst Textil und Mode. In vielen Branchen belegt die italienische Industrie den zweiten Platz in Europa nach der deutschen.
Energie ist in Italien schon seit Jahren sehr teuer, die Bürokratie verworren. Eine Studie der Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft (vbW) zeigt, dass die Strom- und die Gaskosten schon viele Jahre über dem EU-Durchschnitt lagen. In einigen Jahren waren sie sogar die höchsten in der EU.
Hohe bürokratische Hürden
Zudem gibt es in Italien hohe bürokratische Hürden. In seiner jährlichen Untersuchung der Bürokratie in den EU-Staaten erklärt der DIHK 2024, dass es teilweise unklar und intransparent ist, welche Genehmigungen benötigt werden, „insbesondere, wenn man von einer ausdrücklichen Genehmigung nicht absehen kann“ (z.B. beim Neubau oder Umbau von Gebäuden). In Deutschland ist Bürokratie zwar besser durchschaubar, aber die Anforderungen sind in einigen Bereichen sehr hoch (z.B. Lieferkettenpflichtgesetz).