It’s Socialism, Stupid!
Japan und USA machen außenpolitischen Druck
TSMC (US8740391003, WKN: 909800) hat gerade eine Fabrik auf japanischem Boden angekündigt , postwendend hat Japan Taiwan zum Bündnis-Partner im Verteidigungsfall erhoben. Solche Deals kennen wir zu gut aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und die Statements japanischer Politiker sind ein diplomatischer Affront Japans gegen die One-China-Ideologie. Andere Industrienationen könnten absehbar ihre Zurückhaltung aufgeben und Taiwan ebenfalls diplomatisch anerkennen - Chinas sonst so schwer zu zähmender Wille erscheint hier gebrochen.
Beim den letztem Treffen in Sachen „Handelspolitik“ mit den USA auf höchster, diplomatischer Ebene hat China widerborstig rote Linien in den Sand gezeichnet, also die Strategie der selbstbewussten, höflichen Zurückhaltung aufgegeben. Denn wer rote Linien zeichnet, geht ein hohes Risiko ein, denn sie könnten getestet werden.
Innenpolitische Reformen:„It’s socialism, stupid !“
China muss im Handelskrieg pausieren, um innenpolitische Pläne zu realisieren. China reformiert dieses Mal seine Bildungs- und auch seine Technologie Branche. Über Nacht wird das staatliche Zuweisungssystem zu den Top-Universitäten radikal von einem bisher Erfolgsorientieren, also Noten-basierten System auf ein Zufallsprinzip umgestellt (!!!) - „It’s socialism, stupid !“. Damit bricht eine gigantische Nachhilfe-Industrie zusammen, von der vorrangig die Wohlhabenden profitiert haben, die sich Nachhilfe leisten konnten. Oder z.B. eine zweite Wohnung in Schulnähe für Mutter und Kind zum effektiven Lernen und Schlafen an Wochentagen.
Ein paar Reförmchen betreffen auch die Techgiganten, wie Tencent, Alibaba und Co, aber solche Tanker hält man schwerlich auf. Die Maßnahmen sind also eher Wettbewerbs-fördernd, wie die geplanten BigTech-Regulierungen des US-Kongresses und der EU-Kommission - die neue Macht der Staaten. Gerade weil man zuvor in China Alles sich selbst überlassen hatte, bekämpften sich die Internet Unternehmen mit harten Methoden, denen mehr Regulierung gut täte. Auch die Bitcoin Mining Industrie wurde aus dem Land geworfen und verzieht sich nun nach Texas, sie war eines der Lieblings-Spielzeuge chinesischer Spieler und beliebtes Mittel, um große Vermögen via Blockchain ins Ausland zu transferieren. Das mag der chinesische Staat auch nicht.
Ein China, ein Kind, ein Deal
Hinter all dem steht die Sorge um den Verlust der wirtschaftlichen Dynamik durch Alterung. Denn eine unglückliche Folge der Ein-Kind-Politik ist, dass sie sich nicht von selbst abschafft. Gewiss können sich die Bauern auf dem Lande drei Kinder leisten, aber die Stadtbewohner können das nicht. Ausreichend Platz ist dort teuer. Bei Geburtenraten endet bekanntlich staatlicher Einfluss, das chinesische "Sozialismus-trifft-Kapitalismus" -System enttarnt sich selbst. Auch Chinesen zeugen keine Kinder, deren Ausbildung sie nicht absichern können.
Die Laissez-faire Freizügigkeit hat 30 Jahre "Wirtschaftswunder" und auch schädliche Gier produziert. Der Deal der Staatsführung nach dem Tian’anmen-Massaker war: Der Kommunismus bleibt, dafür erhaltet Ihr wirtschaftliche Reformen und letztlich Reichtum. Wir sichern Euren Wohlstand ab und Ihr kümmert Euch nicht um Politik. Die Elite hat übersehen, dass der Reichtum zwar ansteigt, aber in den Händen weniger verbleibt. Eine Top-Ausbildung für mehr als ein Kind kann sich kaum ein Chinese leisten, auch eine Hochzeit des eigenen Kindes setzt nicht nur eine gute Ausbildung, sondern meist auch eine Eigentumswohnung voraus.
Don’t shoot the pianist
Nun kommt der Griff in die Sanktions-Schatztruhe inmitten der enthemmten wirtschaftlichen Dynamik, auch Post-Corona. Die Vergabe von Plätzen an Top-Universitäten durch Verlosung ist ungefähr so effektvoll, wie auf dem rauschenden Fest den Pianisten zu erschießen.
China hat eine Reihe Innovationen hervorgebracht, wie TikTok und das „Social Commerce“ Feuerwerk oder die innovative Lieferketten-Optimierung von SheIn. Schaffen es die westlichen Gesellschaften, deren Konzerne und Kunden diese Innovationen schnell zu adaptieren, dann geht China’s bisher endlose Wachstumsphase in eine vorübergehende „Eiszeit“, um sich neu zu erfinden. Chinas Politiker jedenfalls fressen derzeit Kreide, um einerseits im sozialistischen Sinne hart durchzugreifen, andererseits nach außen als dauerhaft verlässlicher Partner zu erscheinen.
Deutsche Konzerne müssen Sanktions-Szenarien durchspielen
Deutschland hat nun die nicht minderschwere Aufgabe, sich zwischen dem "westlichen Bündnis im Verteidigungsfall" und dem freizügigen Handel mit China zu entscheiden, jenes Land, das bisher auf einen Krieg im Südchinesischen Meer zugesteuert hat. Maßgeblich dank der Unabhängigkeit von Taiwan, sind die Amerikaner südlich von China noch als Seemacht präsent.
Die Abschiedstour von Angela Merkel führte nach Washington, von dort brachte Sie das Ende der Sanktionen für Nordstream 2 mit. Verknüpft ist das mit Zusagen an die Ukraine, die anstelle von vormals Deutschland der neue Pufferstaat zwischen Ost und West ist. Aber russisches Gas ist nur das kleinere Thema im Vergleich zum Handel mit China. Über den Umgang mit China wird man mit der deutschen Delegation in Washington gesprochen haben. Und dass die Amerikaner noch Wünsche an Deutschland und Europa haben, kann man vielleicht daran ablesen, dass sie auch zum Abschied von Angela Merkel das Faustpfand „Reise-Embargo für den Schengen-Raum“ nicht aufgegeben haben.
Verkäufe der Titel mit China Fokus
Vorsorglich verkaufen wir die wenigen Titel in den Stiftungs-Depot mit China Fokus:
- Verkauf im Depot Ausschüttung : Verkauf des MSCI Emerging Market Aktien ETF mit kleinem Verlust von ca. 3%
- 28.07.2021 Verkaufsorder Xtrackers MSCI Emerg.Mkts Swap (LU0292107645) , Verlust: -1.065,84
- Verkauf im Depot Kapitalerhalt: 2/3 der Position im China Bond ETF aufgrund des zu erwartenden höheren Risikos. Z.Zt. hat die Position noch einen kleinen Gewinn
- 28.07.2021 Verkaufsorder iShsIV-iShares China C.B.U.ETF USD (Dist) (IE00BYPC1H27) Gewinn: 2.000,00