Jeder will ein Öko-Siegel
Die EU-Gesetzgebung fördert Greenwashing bei Nachhaltigkeits-Siegeln in der Finanzbranche. Anleger, die nachhaltig investieren wollen, sollten Öko-Siegel daher sehr kritisch hinterfragen. Denn die Banken und Fondsgesellschaften "rüsten" derzeit im erheblichen Umfang auf. Ab August 2022 wird Nachhaltigkeit zum Pflichtbestandteil einer Vermögensberatung. Mit der Verpflichtung zur grünen Beratung wird die Aufmerksamkeit auf das Thema nachhaltige Geldanlage nochmals zunehmen. Nicht-nachhaltig zu sein, wird dann endgültig zum Wettbewerbsnachteil.
Feierstimmung bei Siegel-Erstellern
Das sind gute Nachrichten - vor allem für die Herausgeber von Öko-Siegeln. Die sollen den Banken jetzt ihre Nachhaltigkeit bescheinigen. Dabei greifen viele auf gute und etablierte Anbieter zurück, um sich die eigene Nachhaltigkeit bescheinigen zu lassen. Wer allerdings diese Anforderungen nicht erfüllt oder schlichtweg die Kosten für die Lizensierung nicht tragen möchte, wird schnell zu unlauteren Mitteln verleitet. Damit nimmt die Gefahr von Greenwashing weiter zu - das kann für Anleger schnell zu einem Investmentrisiko werden (vgl. FB vom 20.09.2021).
Beim Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) hat die Siegel-Nachfrage in diesem Jahr stark angezogen. Das FNG-Siegel mausert sich in Deutschland immer mehr zum Branchenstandard. 281 Fonds haben sich in diesem Jahr um eine FNG-Lizenzierung beworben. Das sind 60% mehr als noch ein Jahr zuvor. Hinter diesen Fonds stehen 102 verschiedene Anbieter - von Großbank, über Privatbank bis zum "kleinen" Vermögensverwalter ist alles dabei. 257 Fonds konnten sich am Ende über das Siegel freuen. Sie verwalten ein Volumen von 120 Mrd. Euro - eine Verdopplung für das FNG im Vergleich zum Vorjahr.
Eigene Siegel weiterhin verbreitet
Anleger sollten bei ihnen nicht bekannten Siegeln grundsätzlich skeptisch sein. Stiftung Warentest weist in einem aktuellen Markttest darauf hin, dass es weiterhin üblich ist, dass sich Anbieter einfach ein eigenes Öko-Siegel ausstellen - verboten ist das nicht.
Fazit: Vertrauen Sie nur Nachhaltigkeits-Siegeln, die Sie kennen. Bitten Sie bei unbekannten Siegeln Ihren Berater um Erläuterung.