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Starker Euro und Vorzieheffekte bremsen deutsche Industrie

Juni-Schock für die deutsche Industrie

Der Juni zeigt die Verwundbarkeit der deutschen Industrie: Der Euro steigt, Vorzieheffekte verpuffen, Rohstoffe fehlen. 36,7 % der Firmen berichten von Auftragsmangel, in Kernbranchen wie Maschinenbau oder Metallindustrie fast jeder zweite Betrieb. Anleger sollten jetzt selektiv auf widerstandsfähige Exportwerte setzen.

Der Juni 2025 brachte für die deutsche Industrie einen deutlichen Rückschlag: Die Auftragseingänge aus Drittstaaten sanken um 7,8 % gegenüber Mai, die Industrieproduktion schrumpfte um 1,9 %. Der Handelsüberschuss fiel binnen eines Monats von 18,5 Mrd. € auf 14,9 Mrd. €. Diese Daten dürften das deutsche BIP im zweiten Quartal um mindestens 0,1 Prozentpunkte nach unten drücken.

Vorzieheffekte fanden schon im ersten Quartal statt – lange vor Trumps Ankündigung am 2. April. Damals hatten viele Firmen ihre US-Exporte massiv vorgezogen. Im Q1 stiegen die Lieferungen in die USA um 5,1 %, im Q2 brachen sie um 11,3 % ein.

Wechselkurs als Verstärker

Umso mehr schlug ein deutlicher Währungseffekt durch. Der Euro verteuerte sich von 1,128 USD im Mai auf 1,152 USD im Juni. Das macht deutsche Waren für Kunden in Dollar-Ländern schlagartig teurer. Die multivariate Analyse zeigt, dass der Wechselkurs rund zehnmal so stark auf die Auftragslage wirkte wie der Zollfaktor.

2018 hatte ein Euro-Hoch von 1,25 USD die Auftragsentwicklung weniger stark gebremst. Der Unterschied: Heute ist die deutsche Industrie durch hohe Energiepreise, internationale Konkurrenz und geringere Preisflexibilität deutlich empfindlicher.

Weitere Bremsfaktoren und Lichtblicke

Zusätzlich belasten Engpässe bei seltenen Erden die Produktion. In einigen Branchen konnten Aufträge schlicht nicht abgearbeitet werden. Die EU verhandelt derzeit mit China, um diese Versorgungslücke zu schließen.

Im Inland hingegen zeigt sich ein stabileres Bild: Die inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätze stiegen im zweiten Quartal um 0,4 % – der fünfte Mini-Anstieg in Folge. Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bessert sich: Die inländischen Maschinenbauaufträge legten um 5,4 % zu.

Stimmung besser – aber Auftragslücke groß

Zwar sprechen Frühindikatoren gegen einen anhaltenden Abschwung. Der ifo-Index für die Geschäftslage in der Industrie stieg von 78,7 im Q1 auf 81,0 im Q2 und weiter auf 81,9 im Juli. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erreichte im Juli mit 49,1 den höchsten Stand seit 35 Monaten; die Output-Komponente liegt sogar leicht im Expansionsbereich.

Doch die ifo-Umfrage zeigt auch die andere Seite: 36,7 % aller Unternehmen melden fehlende Aufträge – weit über dem langfristigen Schnitt. In der Industrie stieg der Anteil von 36,8 % auf 38,3 %. Besonders betroffen sind der Automobilbau (42,6 %), der Maschinenbau (46,1 %) und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen (40,6 %). In der Metallindustrie klagt fast die Hälfte der Betriebe über eine unzureichende Auftragslage. Der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ für Selbständige und Kleinstunternehmen hat sich verschlechtert. Bedenklich sei, so ifo, dass die Selbständigen im Juli ihre laufenden Geschäfte häufiger negativ bewerteten und ihre Erwartungen nach unten korrigierten.

Fazit: Es "riecht" nach dauerhafter Stagnation. Der Juni-Einbruch war kein reiner Währungsschock, sondern eine Kombination aus ausgelaufenen Vorzieheffekten, starkem Euro, Rohstoffengpässen und strukturellem Auftragsmangel. Unternehmen müssen Währungsschwankungen absichern, Kosten senken und Absatzmärkte diversifizieren.

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