Keine Chance auf Denuklearisierung Nordkoreas
Kim festigt seine Position
US-Präsident Donald Trump kann sich ein Gespräch mit Kim Jong-un sparen. Nordkoreas Staatschef hat bei seinem jüngsten Besuch in Peking wieder Boden gewonnen. Er wurde mit Pomp empfangen und verabschiedet. Und konnte dort zur politischen Hauptfrage, der Denuklearisierung seines Landes, die bekannten Forderungen wiederholen. Sie sind sämtlich an die USA gerichtet und reichen vom Abbau der in Ostasien aufgebauten Raketenabwehr der Amerikaner bis zu deren vollständigem Abzug aus Südkorea. Chinas Nachrichtenagentur hat das alles bestätigend nachgedruckt.
Der Zeitpunkt des China-Besuchs war gut gewählt. Chinas Machthaber Xi Jinping hat seine interne Machtposition soeben „auf Lebenszeit" verlängert. Er fühlt sich von Trump wegen des Handelskriegs mit Strafzöllen politisch zurückgestoßen.
China möchte die Russen in Nordkorea wieder als Einflussgröße zurückdrängen. Den Russen verdankt Nordkorea das gesamte Wissen und Können in der Atom- und Raketentechnik. Außerdem lieferten die Russen sofort Sibirien-Erdöl per Tanker, als China unter amerikanischem Druck daran ging, Kim den Ölhahn im Rahmen der beschlossenen Sanktionen zuzudrehen.
Der Pekinger Ton bleibt gleichwohl kühl-abwartend. Das Bündnis mit dem kleinen Nachbarn bleibe „eine unverrückbare strategische Entscheidung", sagte Xi. Das Wort Freundschaft kam nicht vor. Für China bleibt der russisch gesponserte Atomstaat Kims – bei der Unberechenbarkeit seines Machthabers – eine weltpolitische Gefahrenquelle. Das Verhältnis von Koch (Xi) und Kellner (Kim) war in Peking jedenfalls unübersehbar.
Fazit: Kim hat in Peking Boden gut gemacht, ohne irgendeine Position preiszugeben. Die reale Chance auf eine Denuklearisierung Nordkoreas ist Null. China wird, um neuen Einfluss in Pjöngjang bemüht, das Sanktionsregime schweigend lockern.