"Klimakiller" Methan gerät ins Visier
Die Energie- und Klimadebatte wird künftig verstärkt den „Klimakiller“ Methan ins Visier nehmen. Am 22. April wird US-Präsident Joe Biden seinen eigenen Klima-Gipfel einberufen. Dort kommt das Thema voraussichtlich aufs Tapet. Amerika wird dann seine Klima-Ziele veröffentlichen. Erwartet wird, dass Biden bekannt gibt, dass die USA ihre Emissionen bis 2050 Jahre auf null senken. Ob ein spezifisches Ziel für Methan dabei ist, ist noch nicht raus.
Methan ist für 23% des Temperaturanstiegs seit vorindustriellen Zeiten verantwortlich, sagt die Wissenschaft. Im Laufe von 20 Jahren erwärmt eine Tonne des Gases die Atmosphäre etwa 86-mal mehr als eine Tonne CO2. Landwirtschaft und Energie machen jeweils rund ein Drittel der jährlichen Methanemissionen aus. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) schätzt, dass die Methanemissionen des Menschen bis Mitte des Jahrhunderts auf 35% des heutigen Niveaus sinken müssen, um die Temperaturen zwischen 1,5 und 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.
Konzentration der Klimadebatte auf CO2
Bisher konzentriert sich die Debatte vor allem auf den industriellen CO2-Ausstoß und Verkehre. Künftig muss sich eine weltweit starke Lobby wärmer anziehen: die Landwirtschaft. Ihr Vorteil bisher: Sie hat den Verbraucher auf ihrer Seite. Der zahlt zwar bisher halbwegs bereitwillig immer höhere Summen für Strom, Heizung und Mobilität (bzw. was davon in Corona-Zeiten noch übriggeblieben ist). Aber wenn es um sein Schnitzel geht, reagiert er immer noch empfindlich. Die Massentierhaltung aber ist für große Anteile der Methan-Emissionen verantwortlich.
China, die USA und Russland als große Energieerzeuger und -verbraucher sind starke Umweltverschmutzer. Länder mit viel Vieh produzieren einen überproportionalen Anteil der landwirtschaftlichen Emissionen. Jahr für Jahr entlassen undichte Rohrleitungen, Ventile und einfach menschliche Schlampigkeit Millionen Tonnen Methan in die Luft.
Methan mit relativ kurzer Halbwertszeit
Doch Methan hat auch positiven Seiten. Während Kohlendioxid jahrhundertelang in der Atmosphäre verbleibt, hat Methan eine Halbwertszeit von ungefähr zehn Jahren. Kurz: Es wird viel schneller abgebaut. Und laut Internationaler Energieagentur (IEA) könnten 40% der Methanemissionen aus fossilen Brennstoffen (9% aller menschengemachten Methanemissionen) ohne Nettokosten für die Unternehmen beseitigt werden. So könnten Erdgasbetreiber durch eine bessere Überwachung und Reparatur von Lecks – die Kosten verursachen – mehr Gas verkaufen, was Geld einbringt. Die Landwirtschaft könnte neue Futtermittel für Nutztiere entwickeln und die Bewässerung von Reis umstellen. Oder der Verbraucher steigt verstärkt auf pflanzliche Nahrungsmittel um. Das würde nicht nur die Atmosphäre, sondern insbesondere auch den Wasserhaushalt weltweit deutlich entlasten.
Fazit: Gerade bei der Emission von Methangas haben Industrie und Landwirtschaft neben Kosten auch die Chance auf zusätzliche Erlöse. Durch Überwachungstechnik, neue Anbaumethoden, aber auch eine clevere Vermarktung. Gegen das Thema zu agitieren, ist ein Rohrkrepierer. Das hat schon die Autoindustrie erfahren.