Kobalt im Überfluss
Die Träume von ein goldenen Zukunft für Kobalt halten der harschen Coronavirus-Realität nicht stand. Wie schon Lithium, ein anderes Schlüsselmetall extrem leistungsfähiger Batterien, trifft auch Kobalt die globale Stilllegung ganzer Industrien hart, vor allem der Automotive-Nachfrageeinbruch. Wenn keiner mehr reisen darf, dann schwindet das Interesse an Autokäufen, speziell an Elektrofahrzeugen.
Gavin Montgomery, Research Direktor für Batterie-Material bei Wood Mackenzie, hatte für 2020 ein weltweites Absatzplus von 20% für E-Autos vorhergesagt. Das allein hätte nach dem Abbau von Überschüssen aus 2019 für einen ausgeglichenen Kobalt-Markt sorgen können. Zumal die Schweizer Glencore, einer der größten Bergbau- und Rohstoffhandelskonzerne der Welt, ihre Kobalt-Mine Mutanda in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) im November 2019 für zwei Jahre schloss. Jake Fraser, Analyst bei dem Consulting Unternehmen Roskill, hatte noch zu Beginn 2020 mit einem Absatz-Boom bei E-Autos mit einem Wachstum von bis zu 60% auf weltweit 3,2 (Vorjahr: 2,0) Millionen verkaufter Fahrzeuge gerechnet.
Alle Prognosen für die Katz'
Aber seit Ausbruch der Coronavirus-Epidemie stimmt keine Prognose mehr. Montgomery rechnet nun mit einem Absatzeinbruch bei E-Autos um bis zu 40%. Der jetzt zu beobachtende, in seiner Dauer noch nicht abschätzbare Absatz-Einbruch hat dramatische Folgen. Auch für die Kobalt-Förderer außerhalb der DRC. Roskill hat allein in den ersten vier Monaten 2020 insgesamt 21 Fälle registriert, in denen Bergbau-Konzerne ihre Kobalt-Gewinnung teils zurückfuhren, teils stilllegten.
Nicht nur bei E-Autos gibt es Absatzprobleme. Auch die Nachfrage anderer Industrien ist stark gesunken. Das gilt für Verbraucher-Elektronik ebenso wie für Superlegierungen für die Luft- und Raumfahrt. Und in Kalifornien experimentiert Elon Musk für seine Tesla-Batterien mit Graphen als attraktiv erscheinendem Rohstoff.
Erhebliche Überschüsse bei Kobalt
Ein Mangel an Kobalt ist vorerst also nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Jeweils rund 15.000 und 20.000 Tonnen stecken gegenwärtig in Raffinerien und Häfen fest. Laut Roskill haben sie einen (derzeit nicht realisierbaren) Wert von 600 Mio. USD (Preis je Tonne aktuell: ca. 29.500 USD bzw. 27.000 EUR). Dies entspricht 13% der gesamten Kobalt-Produktion in 2019. Laut Montgomery trifft die Krise vor allem kleinere, relativ junge Unternehmen. Sie bekommen Probleme die nötigen Finanzmittel für eine längere Durststrecke zu beschaffen.
Fazit: Der Preis für den Industrierohstroff wird sicher noch eine Weile dümpeln. Im Sommer 2018 lag er mehr als doppelt so hoch. Wer kann, sollte sich in nächster Zeit eindecken.