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Kleiner Käfer, große Wirkung? Plötzlich sind wir Rohstoffriese

Kostenexplosion für Dachdecker und Zimmermann

Holzlagerstelle im Taunus
Borkenkäfer und Corona haben nichts miteinander zu tun? Der Ursprung in der Globalisierung und dem globalen Temperaturanstieg werden kontrovers diskutiert, aber die Folgen und Nebenwirkungen, wie „Kurzarbeit in Sägewerken“ machen Deutschland für ein paar Jahre zum Rohstoffriesen. Und es sind diesmal nicht die viel zitierten Spekulanten, die Preise von Beton, Stahl, Kupfer, Aluminium und Holz in die Höhe treiben.

Bei der Beobachtung der erfolgreichsten Investments kommt man um die Analyse des Global Timber & Forestry ETF (IE00B27YCF74) nicht herum. Ausgangspunkt des Dramas ist der Bau-Boom im und nach dem Corona-Lockdown, das zügig gerodete Käferholz in unseren Wäldern und auch die Knappheit und Zölle auf kanadisches Holz in den USA. Baumaterial wie Beton, Stahl, Kupfer, Aluminium, erleben einen Preisanstieg wie auch Holz & Papier. 

Deutsche Zimmerleute und Dachdecker berichten von der Verdoppelung des Bauholz im Einkauf und dass die Chinesen und Amerikaner den deutschen Markt leerkaufen. In den USA gilt noch ein Trumpscher Import-Stop und der Bau-Mob in China braucht meist MDF-Platten. Da wäre unser Käferholz doch ideal und die Nachfrage ist ja da. Wie die South China Morning Post berichtet, hat man in China gerade eine Villen-Siedlung aus 1.000 Häusern  aus „formalen Gründen“ wieder abgerissen, sie stand „versehentlich“ in einem Naturschutzgebiet. Es ist kaum fassbar. 

Michel schläft mal wieder

Kurz zu denken und kurz angebunden zu sein ist hierzulande eine sehr aktuelle politische Mode, derweil auf internationaler Ebene wieder mit harten Bandagen um Rohstoffe gekämpft wird. Die deutschen Herr und Frau Michel lassen es wie immer geschehen. Von Marktmechanismen will man nix verstehen, es ist soviel bequemer, doch ist mit dem Finger auf ominöse Spekulanten zu zeigen. Also dürfen die Sägewerke ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. 

Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht

Dass der Borkenkäfer das sog. Käfer-Holz gar nicht so sehr verschlechtert, wie gemeinhin angenommen, kann erst mit Blick auf den Sägevorgang verstanden werden. Wie wir alle beim Spazierengehen in hoch gelegenen hessischen Fichtenwäldern sehen können, wurde im letzten Sommer viel gerodet. Das Holzqualität verschlechtert sich erst dann, wenn das eingeschlagene Holz nicht zügig aus den Wäldern abtransportiert wird, sondern dort trocknet. Denn bei langsamer Austrocknung verzieht sich das Holz und wird für Schreiner und Zimmermann unbrauchbar - nachvollziehbar.  

In den Lagerstellen der Sägewerke wird es bis zum Schnitt stattdessen laufend gewässert und hier ist nun offensichtlich der Engpass. Die Lager-Kapazitäten der Sägewerke sind voll, darüber hinaus gab es nie Kapazitäten. Es ist also nicht der Borkenkäfer, der nur zwischen Baum und Borke sitzt und die Holz-Qualität beim Schnitt kaum beeinträchtigt. Die Gestaltungsmacht liegt auch nicht beim Waldbesitzer, der das Holz nicht lagern darf, sondern der internationalen Holzwirtschaft, beginnend im Sägewerk. Aber so richtig zuständig ist sie auch nicht, weil sie dieses Holz unter seiner Qualität und Wert als MDF-Platte für Luxus-Bauten nach USA und China verkaufen kann. 

Lang anhaltende Holz-Nachfrage

Wer denkt heute schon daran, dass in 3-4 Jahren Holz noch seltener und teurer sein müsste. Dann ist der Markt leergekauft, die Lager der Sägewerke sind leer und die gerodeten Waldflächen werfen erst in 50 bis 100 Jahren wieder Erträge ab. Von wegen „unsichtbare Hand“! Um das Prinzip einer solch langfristigen Fehlentwicklung nachzuvollziehen, denke man Beispielhaft nur an die kargen Landschaften in Südeuropa, die bewaldet waren, bevor Gold und Silber in Südamerika entdeckt wurde und dann sehr viel Holz für sehr viele Transport-Schiffe gebraucht wurde.

Geld und Genehmigungen im Wald …

Anstatt mit Kurzarbeitergeld dringend benötigte Sägewerke ins Koma zu schicken, sollten die Politik auch vor der Wahl dezentral in schonende, langfristige Lagerkapazitäten und die Verarbeitung für das Käferholz investieren. Die Waldbesitzer brauchen das Geld und Genehmigungen für Lager und Kapazitäten. Das lässt sich mit Export-Quoten und Zöllen querfinanzieren. Der schwächelnde, deutsche Staat delegiert das Problem, wie zuvor die Impfstoff-Beschaffung aber an die EU. Die deutsche Politik wäre aber besser beraten, die Verärgerung des Bürgers nicht ständig auf die EU abzuleiten, deren Akzeptanz ohnehin in den letzten Monaten verständlicherweise nachhaltig gelitten hat.  

... schützen die Bauwirtschaft

Die Vervielfachung der Materialkosten am Bau, insbesondere Holz setzt mittelfristig entweder die auskömmlichen Löhne oder die Immobilienpreise unter Druck. Wenn der Umbau zu teuer ist oder unterbleibt, reduziert das die Investition, wie im n-tv Video belegt und damit auch die Wertsteigerung, der Markt entlädt sich immer am schwächsten Punkt. Das ist noch spekulativ, aber man muss es im Auge behalten.

Die Bundesregierung wird das Problem nicht angehen, es steht nicht auf der Agenda - zu komplexe Thematik. Die künftige, sehr wahrscheinlich von grünen Themen dominierte Regierung wird allenfalls Waldbesitzer regulieren, aber in den ersten zwei Jahren kaum den internationalen Holzexport nachhaltig einbremsen. Danach ist es zu spät, das Holz ist weg, die Waldbesitzer ohne Reserven. Das wäre ohne Borkenkäfer und ohne Corona vermeidbar gewesen.

Mit ruhigem Gewissen greifen wir also beim iShares Global Timber & Forestry ETF (IE00B27YCF74) zu, wohl wissend, wer davon profitiert, dass keine Politik den irren Holzhandel absehbar bremsen wird. Den deutschen Zimmermann hilft es auch, er freut sich über die Gewinne des globalen Holzhandels, der das Holz schon bekommen hat, auf das er noch eine Weile warten muss.

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