Kreditkosten steigen, Banken werden strenger
Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die Zinsen weiter rauf. Parallel dazu werden die Banken aufgrund der in die Rezession rutschenden Konjunktur restriktiver. Das Umfeld für Unternehmensfinanzierungen wird somit schwieriger. Die Medaille hat aber auch eine positive zweite Seite.
Das Umfeld für Unternehmensfinanzierungen wird 2023 noch anspruchsvoller. Denn die Zinsen werden ihren Anstieg fortsetzen - insbesondere am kurzen Ende. Treiber der kurzfristigen Zinsen wird die Europäische Zentralbank (EZB) sein. Sie wird die Leitzinsen für die Eurozone noch weiter anheben.
Am Markt herrscht Einigkeit, dass die EZB noch mindestens zwei Zinsschritte von 50 Basispunkten gehen wird. Der Leitzins in der Eurozone wird somit schon im ersten Quartal auf 3,5% steigen (akt. 2,5%). Inzwischen geht die EZB auch selbst davon aus, dass die Inflationsraten im Jahr 2023 "und darüber hinaus hoch" bleiben. FUCHSBRIEFE haben das schon vor Monaten prognostiziert.
EZB muss Leitzinsen weiter straffen
Die EZB wird gar nicht anders können, als die Leitzinsen weiter anzuheben. Denn die Inflation wird in der Eurozone hoch bleiben. Zwar dürfte der Inflationsdruck etwas nachlassen. Eine deutlich deutlich in Richtung EZB-Ziel sinkende Inflationsrate erwarten FUCHSBRIEFE aber nicht. Denn insbesondere die Energiepreise werden hoch bleiben. Auch die Arbeitskosten werden weiter anziehen. Das bestätigte jetzt sogar Finanzminister Christian Lindner (FDP), der mit einer mittleren Inflationsrate in Deutschland von 7% in diesem Jahr rechnet (akt. 10%).
Am kurzen Ende werden die Zinsen darum kräftig steigen. Am langen Ende dürfte der Zug nach oben allerdings vorerst nachlassen. Denn die Konjunktur kühlt ab und bremst somit auch die Renditen aus. Das deutet sich auf dem Niveau von 2,56% bereits an. Über diese Marke kamen die Renditen nicht hinweg und ticken wieder langsam nach unten (akt. 2,47%). Diese Abwärtsbewegung könnte sich noch ein Stück fortsetzen. Tiefer als auf 2,20% sehen wir das Renditeniveau aber nicht absinken.
Bund macht Rekord-Schulden und trickst
Gegen fallende Renditen spricht schon die extrem hohe geplante Neuverschuldung des Bundes. Die Nettoneuverschuldung ist mit 45,6 Mrd. Euro deutlich höher als ursprünglich geplant. Die Schuldenbremse, die 2023 eigentlich wieder hart eingehalten werden sollte, bleibt wegen der schlechten Konjunkturentwicklung weiter faktisch ausgesetzt.
Formal wird die Schuldenbremse nur eingehalten, weil die Finanzagentur des Bundes eine Art "Vorratsanleihe" über 200 Mrd. Euro in die eigenen Bücher übernommen hat (per Ende 2022). Die wird dann im Laufe des Jahres 2023 am Markt platziert. Inklusive aller Umschuldungen auslaufender Anleihen muss der Bund 539 Mrd. Euro am Markt unterbringen - ein neuer Kreditrekord. Angesichts der schon gestiegenen Marktzinsen wird der Bund etwa 30 Mrd. Euro mehr für Zinsen ausgeben müssen.
Für Unternehmen wird es teurer
Auch Kredite für Unternehmen werden 2023 teurer. Der von Barkow Consulting ermittelte Corporate Credit Index ist inzwischen auf 4,04% gestiegen. Der Anstieg der Finanzierungskosten setzt sich damit seit Jahresanfang 2022 kontinuierlich fort. FUCHSBRIEFE gehen davon aus, dass die Finanzierungskosten auch in den kommenden Monaten steigen werden. Am kurzen Ende wird der Anstieg im Gefolge der EZB am stärksten sein. Daher sollten Unternehmen derzeit wieder mittlere und lange Laufzeiten bevorzugen.
Parallel zu den steigenden Zinsen wird sich der Kreditzugang für Unternehmen, KMU und Freiberufler weiter verschlechtern. Die Banken werden parallel zur in die Rezession rutschenden Konjunktur die Kreditvergabestandards weiter anziehen. Schon im Oktober war die Kredithürde (ifo) kräftig um 7 Punkte nach oben gesprungen. Fast jedes dritte Unternehmen hatte damals schon von "restriktiven Banken" berichtet. Besonders davon betroffen sind mittelständische Dienstleister und das Verarbeitende Gewerbe.
Liquiditätshaltung kostet etwas weniger
Die Kehrseite der Medaille der steigenden Zinsen wird sein, dass die Liquiditätshaltung allmählich wieder weniger kosten wird. Immerhin fahren die ersten Banken ihre Negativzinsen allmählich zurück. Einige Institute zahlen sogar schon wieder Mini-Zinsen für Endverbraucher. Das wird im Jahresverlauf auch für Unternehmen wieder der Fall sein. Angesichts der Inflation ist das zwar nur ein kleiner Trost, aber immerhin wird das Umfeld für Kassenhaltung für Unternehmen etwas besser.
Fazit: Kredite für Unternehmen werden 2023 teurer. Am größten ist der Aufwärtsdruck am kurzen Ende. Das lange Ende bleibt vorerst stabil. Kassenhaltung wird etwas weniger teuer.