Die beiden akuten Probleme für Unternehmen - gestörte und teure Lieferketten und der Mangel an Computer-Chips - werden noch Monate andauern. Zu dieser Einschätzung kommen unterschiedliche von uns befragte Consulting-Firmen in Europa und Asien. Logistik-Experten in diversen Speditionen untermauern dies.
USA bleiben Nadelöhr im Schiffsverkehr
Auch wenn es derzeit leichte Anzeichen für Entspannung: Die Lieferkettenprobleme werden noch mindestens drei Monate lang virulent bleiben. Das bedeutet, dass auf den stark nachgefragten Schiffsfrachtrouten aus Fernost in die USA und nach Europa Containermangel herrscht, Staus und lange Wartezeiten zu verkraften sind und die Preise hoch bleiben.
Bei Fahrten aus Ostasien in die USA und nach Europa liegen die Tour-Verspätungen im Mittel bei einer Woche. Nur 32% aller Container-Schiffe sind im Jahr 2021 halbwegs fahrplangemäß an ihrem Ziel eingetroffen. Nach Aussagen der Reeder und Consultingfirmen gehen etwa 80% aller Verspätungen auf die äußerst angespannte Hafensituation in den USA zurück. Erst wenn sich dort die Lage verbessert, wird es signifikante Entspannung in den Lieferketten geben.
Dauerhaft höhere Transportpreise
Selbst wenn sich die Lieferprobleme in drei bis fünf Monaten entspannen, wird der Preisdruck in der Lieferkette noch hoch bleiben. Denn die Spotmarktpreise für Transporte gehen noch weit über die schon deutlich gestiegenen Rahmenpreise für feste Verträge hinaus. Das dürfte in den nächsten Monaten dazu führen, dass auslaufende Rahmenverträge nur deutlich teurer neu ausgehandelt werden. Infolge dessen wird sich der Preisanstieg in der Lieferkette auf höherem Niveau verstetigen, selbst wenn die Spotmarktpreise im Jahresverlauf zurückkommen.
Computer-Chips: Lagerbestand für vier Tage
Ein ähnlich problematisches Bild sehen wir beim Chip-Mangel. Das US-Handelsministerium geht inzwischen davon aus, dass die extreme Knappheit noch mindestens sechs Monate andauern wird. Denn die Nachfrage der Unternehmen bleibt weiter hoch, das Angebot hält aber nicht Schritt. Das zeigt sich in den schrumpfenden Chip-Beständen der Unternehmen. Laut US-Handelsministerium ist der von den industriellen Verbrauchern gehaltene Chipbestand von einer Vorratsfrist von 40 Tagen (im Jahr 2019) auf nur noch fünf Tage im vergangenen Jahr drastisch gesunken. General Motors und Ford mussten ihre Produktionsstraßen in Amerika aufgrund leerer Chip-Regale bereits zeitweise anhalten und Angestellte in Kurzarbeit schicken.