Lohnerhöhungen werden zum Inflationstreiber
Die Gewerkschaften erhalten in den kommenden Lohnverhandlungen Oberwasser. Erstens wächst die Wirtschaft mit großen Schritten aus dem Corona-Tal heraus. Zweitens kommt der Fachkräftemangel mit Wucht zurück. Und natürlich spüren die Gewerkschaften auch Rückenwind durch einen Teil der Politik.
Forderungen von vier bis fünf Prozent Lohn-Plus stehen im Raum. Die Gewerkschaften haben gute Chancen, ihre Vorstellungen auch weitgehend durchzusetzen. In einigen Branchen laufen ab Ende August die nächsten Tarifrunden an.
- Groß- und Außenhandel. Forderung +4,5% bis 6% für 1,95 Mio. Beschäftigte
- Bauindustrie. Forderung +5,3% für 842.000 Beschäftigte
- Holz und Kunststoffe. Forderung +4,5% für 433.700 Beschäftigte
Metall und Elektroindustrie: nächste Tarifverhandlungen ab September 2022
Eine der wichtigsten Branchen, die Metall- und Elektroindustrie, kam Ende März zu einem moderaten Abschluss. Unter dem Eindruck des Lockdowns stand die Arbeitsplatzsicherung im Vordergrund. Die Löhne stiegen nicht. Es wurden aber jährliche Zusatzzahlungen vereinbart.
Der Tarifvertrag läuft bis Ende September 2022. Insofern gibt es hier noch eine längere Galgenfrist.
Schwierige Fachkräftsituation
Sorgen macht zunehmend die Fachkräftesituation. Das ifo-Institut befragt dazu vierteljährlich die Unternehmen. Im Juli beklagten 34% der Unternehmen, dass es ihnen schwerfällt, die nötigen Fachkräfte zu finden. Vor vier Monaten waren es erst 23%. 2018 wurden zuletzt ähnlich hohe Zahlen erreicht.
Auffällig ist diesmal, dass sich der Mangel über alle Branchen fast gleichmäßig verteilt. Auch Groß- und Einzelhandel, die bisher weniger Probleme hatten, sind betroffen. Ab Mitte bis Ende des Jahrzehnts besorgt die große Verrentungswelle der Baby-Boomer.
Fazit: Hohe Tarifabschlüsse werden in der nächsten Zeit die Inflation antreiben. Durch den zunehmenden Fachkräftemangel haben die Gewerkschaften leichtes Spiel hohe Forderungen durchzusetzen.