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Wie eng soll das Verhältnis EU-USA in Zukunft sein?

Macron entfacht Debatte um Europas Position in multipolarer Welt

Flagge der Europäischen Union. © Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE / picture alliance
In der Welt entstehen mehrere Machtzentren. Die Zukunft ist nicht bipolar wie in Zeiten des Kalten Krieges oder unipolar wie für eine gewisse Zeit in den 1990er und 2000er Jahren. Die Großmächte werden ihre Macht viel stärker teilen müssen. Für Europa hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron jetzt die Debatte um die richtige Positionierung entfacht.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat für Europa die Debatte über die richtige Positionierung in einer multipolaren Welt entfacht. Denn Macron hat erkannt: Die zukünftige Weltordnung wird nicht nur auf einem US-dominierten Westblock und einem China-dominierten Ostblock bestehen. Auch andere geopolitische Machtzentren definieren eigene außenpolitische Positionen neben denen der USA und Chinas. Sie wollen sich nicht ausschließlich für eine der beiden Seiten entscheiden, sondern mit dem West- und Ostblock Geschäfte machen - ohne sich politisch einseitig und dauerhaft festzulegen.

Wie viel USA braucht Europa in Zukunft?

Die unbequeme Macron-Frage für Europa ist: Wie eng soll die zukünftige außenpolitische und wirtschaftliche Bindung an die USA künftig sein? Diese Frage hat er zwar nur mit Fokus auf eine Positionierung der EU mit Blick auf den schwelenden Taiwan-Konflikt gestellt. Dabei hatte Macron keine Abkehr der EU von den USA und der NATO gefordert. Vielmehr drückt er aus, dass die Interessen der EU nicht zwangsläufig mit denen der USA übereinstimmen müssen. Die scharfe Kritik auf ihn zeigt aber, dass er in ein "Wespennest" gestochen hat. 

Die EU hat das Thema dennoch bereits selbst erkannt. Es gelte „die Realität des Aufkommens einer stärker multipolaren Welt zu akzeptieren,“ so EU-Außenbeauftragter Josep Borrell. Ohnehin steht Macron in Europa nicht allein da. Europas Staaten stünden dem Vorschlag nach strategischer Autonomie zunehmend positiv gegenüber, so der Chef des Europäischen Rates, Charles Michel. Äußerungen des polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki bestätigen das: „Westliche Politiker träumen von einer Zusammenarbeit mit allen, mit Russland und mit einigen Mächten im Fernen Osten.“ 

Brasilien bringt die G20 ins Spiel

Während Europa mit sich ringt, werden im globalen Süden bereits außenpolitische Pflöcke eingeschlagen. Brasiliens Präsident Lula da Silva sieht sein Land als Friedensmacht in einer multipolaren Welt. Gemäß des außenpolitischen Selbstverständnisses Brasiliens ist er um eine neutrale Haltung gegenüber allen Blöcken bemüht. Mit seinem Vorschlag, die G20 solle als Friedensvermittler im Ukraine-Krieg aktiv werden, fügt er dem Ost-West-Konflikt eine Süd-Perspektive hinzu.

Auch Indien, nun das bevölkerungsreichste Land der Erde, formuliert eigene Interessen. Der Subkontinent sieht sich selbst als China ebenbürtige Großmacht (FB vom 05.05.2022) und besteht auf seiner Block-Unabhängigkeit. Zudem gewinnen die ASEAN-Staaten in der Region zunehmend an wirtschaftlicher, politischer und militärischer Macht. Auch die islamischen Staaten des Nahen Ostens nähern sich an (FB vom 13.04.2023).

Umgarntes Afrika

Unklarer positionieren sich noch die Länder des afrikanischen Kontinentes. Ihre außenpolitischen Interessen sind uneinheitlich. Manche unterstützen offen Russland und China, andere sind eher dem Westen zugeneigt. Der Kontinent wird politisch umkämpft bleiben (FB vom 08.08.2023), auch weil Organisationen wie z.B. die Afrikanische Union zu schwach sind, um bereits Interessen für den gesamten Kontinent definieren zu können.

Fazit: Es entsteht eine multipolare Weltordnung. Der globale Führungsanspruch der USA wird von diversen Seiten infrage gestellt. Die Schwellenländer befinden sich deutlich im Aufwind. Wie sich Europa in diesem Prozess positioniert, wird wegweisend für die kommenden Jahrzehnte sein.
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