Corona im Kopf
Den Norwegern geht’s gut. Sie sind reich. Sie fühlen sich wohl. Wer durchs Land fährt und eine Touristen-Infostelle in irgendeinem kleinen Örtchen ansteuert, ist oft der einzige „Kunde“, hat aber zwei oder drei „Betreuer“. Das kann sich ein Staat der leisten, der mit Öl reich geworden ist, aber vor allem seinen Reichtum klug investiert.
Der Norwegische Staatsfonds hat seinen Landsleuten ein sattes Wohlstandspolster verschafft. Als weltgrößter seiner „Art“ bewegt er Vermögenswerte in Höhe von 1,16 Billionen US-Dollar, also rund 990 Mrd. Euro. Er hat nicht in Kapitallebensversicherungen angelegt, sondern in Aktien. Damit hat er allein im 3. Quartal dank des US-Tech-Aktienbooms 44 Mrd. Dollar ins Staatssäckel geholt und eine Rendite von 4,3% erzielt. Der deutsche Riester-Sparer dagegen – reden wir lieber nicht davon …
Kaiser ohne Kleider
Deutschland galt in Geldangelegenheiten noch nie als besonders helle. „Stupid German money“, sagen die Angelsachsen (und die höflichen Schweizer denken es). Die „Alt-Anleger“ woll(t)en vor allem „Steuern sparen“, wenn sie ihr Geld in die Schweiz oder sonst wohin karrten. Der deutsche Staat ruhte sich auf der generationengedeckten Altersrente aus. Und realisierte nie so richtig, dass die Deckung längst weg ist. Ein Kaiser ohne Kleider …
Nur kurz war mal ein Erwachen zu erkennen: Zu Anfang des Jahrtausends empfahl man den Anlegern vehement die Rentenlücke über Eigenvorsorge auszugleichen. Und zwang sie dann in schlechte Vehikel wie Riester und Rürup-Rente. Heute möchte am liebsten kein Politiker mehr etwas davon wissen. Man lässt das Thema laufen und setzt auf: Staatsverschuldung.
Wenn schon Staat, dann richtig
Nicht nur Norwegen war da deutlich klüger. Auch China als Ergänzung zur dortigen Generationenrente, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien, Singapur, Hongkong, Taiwan haben Staatsfonds. Die investieren und sparen nicht zu Nullzinsen, wie der deutsche Riester-Kleinanleger. Dass wir unsere Leistungsbilanzüberschüsse quasi verschenken, ist da nur noch ein weiterer Witz auf der Treppe. Die neuen Nullprozenter nehmen wir lieber für Italien auf als sie in ein eigenes kapitalgedecktes Altersvorsorgesystem zu stecken.
Geradezu schamlos wäre es wohl, wenn die Bundesbank auch noch Anleihen ausgäbe, um dafür Aktien zu kaufen und diese als Altersvorsorge anzulegen. Dabei ist eines sicher: schlechte Zeiten für die Rente. Aber unsere Parlamentarier haben ihren Kopf halt voller Corona. Was will man da erwarten, seufzt Ihr Ralf Vielhaber