Der Tanz ums Goldene Kalb
Die Zeit heilt alle Wunden. Und den Rest macht das Geld. So ist derzeit (und eigentlich schon immer) die Auffassung der Politik. Mit gigantischen Summen soll Europa wieder aufgebaut werden. Doch einen stimmigen Bauplan gibt es dafür nicht. Das Geld soll zwar in moderne Industrien fließen – bevorzugt wird alles, was irgendwie „grün“ erscheint und zur CO2-Reduktion beiträgt – oder was die Digitalisierung vorantreibt.
Das ist nicht schlecht, aber es wird nicht reichen. Denn nach wie vor stimmt Europas Statik nicht. Solange Italien als drittgrößte europäische Volkswirtschaft kein wirklich funktionierendes Staatswesen auf die Beine stellt und in der Lage ist, seine Kredite ohne fremde Hilfe und zu Marktpreisen aufzunehmen, kann Europa nicht fit werden für die Zukunft. Hinzu kommt der demografische Trend, der sich überall negativ auswirken wird: Die Bevölkerung altert im Schnitt, die Innovationskraft erlahmt und obendrein sollen immer weniger Junge die gigantische Last der Alten tragen. Ein beinahe aussichtsloses Unterfangen.
Entschuldungsdiskussionen
So wie in Deutschland auch werden Entschuldungsdiskussionen deshalb zunehmen. Hier sollen die Kommunen von ihrer Schuldenlast befreit werden, damit sie wieder durchatmen können. In Europa sind es die übermäßig verschuldeten Staaten Italien und Griechenland. Doch bis die „Europäer“ (die nur eine Kopfgeburt sind) dazu bereit sein werden, dürfte es für den Euro längst zu spät sein. Bricht die Politik das wiederum übers Knie, riskiert sie politische Instabilitäten, wie sie lange Zeit unbekannt waren. Ein kaum lösbares Dilemma.
Fazit: Europa tanzt derzeit ums Goldene Kalb – frisches Geld zum Nulltarif. Das wird die Eurozone und den Euro nicht auf Dauer stabilisieren können.