Die Berichterstattung und ihre Folgen
Nein, die Presse hat bei der Chemnitz-Berichterstattung keine gute Figur gemacht. Unabänderlich ist: Medien und Politik müssen Sachverhalte oftmals in kürzester Zeit bewerten. Das kann – und darf – schon mal daneben gehen. In Chemnitz aber haben viele Medien im Eifer des Gefechts handwerkliche Fehler gemacht. Und davon gleich eine ganze Reihe:
- Es gab keine sorgfältige Prüfung der Quelle, des Videos, das eine „Hetzjagd gegen Ausländer" belegen soll.
- Das Video, sofern authentisch, auf das sich alle berufen, zeigt EINEN „Jäger" und EINEN „Gejagten". Der Plural: unangemessen.
- Die Umstände, warum und wie es zu der Szene kam, sind unklar. Ging dem eine Provokation voraus, vielleicht eine Tätlichkeit?
- Die Quelle – „Antifa Zeckenbiss" – ist eine, nach eigener Darstellung „private, antifaschistische Infoseite". Und sie ist nicht einmal die Urheberin des Videos. Das hätte in der Berichterstattung deutlich genannt werden müssen.
- Man hat die Beweislast umgedreht, um sich selbst zu rechtfertigen. Nicht die (nachträglich hastig und nur ansatzweise nachgeprüfte) Authentizität des Videos müsse „bewiesen" werden; sondern der Verfassungsschutzpräsident soll belegen, dass seine Zweifel berechtigt sind. Heute hat Hans-Georg Maaßen Innenminister und Kanzleramt dazu einen Bericht vorgelegt. Man darf gespannt sein.
- Man will den demokratischen Rechtsstaat vor Demokratieverächtern schützen und stellt wie selbstverständlich die Aussagen des Verfassungsschutzpräsidenten infrage. Tübingens grüner (einwanderungskritischer) OB Boris Palmer bringt es auf den Punkt: „Wem glaube ich jetzt eher? »Antifa-Zeckenbiss« oder dem Präsidenten des Verfassungsschutzes?"
Fazit: Wer den Staat vor Eiferern bewahren will, darf nicht selber eifern. Diese Quintessenz gilt weiter, unabhängig davon, was Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen heute vorgebracht hat, meint Ihr