Die verzerrte Realität: Medien und der vermeintliche Rechtsruck der Jugend
Die vergangene Woche lieferte erneut ein unschönes Beispiel dafür, wie etablierte Medien die Fakten zurechtbiegen, um ihre Leser politisch zu beeinflussen. Vor wenigen Tagen wurde zum 19. Mal die seit 1953 erscheinende Shell Jugendstudie veröffentlicht. Zu lesen war anschließend vom „Rechtsruck junger Männer“ in der FAZ, gleiches vermeldete der Bayerische Rundfunk; laut Frankfurter Rundschau „offenbare“ sich ein „Trend nach rechts unter jungen Männern“. Und n-tv sprach von „alarmierenden Tendenzen“. Die Rheinische Post überschrieb ihren Online-Artikel mit „Mehr junge Männer sehen sich politisch ‚eher rechts‘“. Doch das ist hanebüchener Unsinn.
Die Jugendlichen stufen sich mit einem Mittelwert von 5,3 tatsächlich „leicht links von der Mitte (6)“ ein. Das kann jeder in der Bildunterschrift zur entsprechenden Grafik nachlesen. Junge Frauen positionieren sich im Schnitt bei 5,0, junge Männer bei 5,6. Die Skala reicht von 1 (linksaußen) bis 11 (rechtsaußen).
Der Kontext der Umfragewerte
Auch der Kontext der übrigen Umfragewerte spricht gegen die Behauptung, Jugendliche drifteten nach „rechts“. Richtig ist: Es lehnen knapp doppelt so viele junge Menschen das Gendern bewusst ab (42%), wie es befürworten (22%). Dem Rest ist es egal. Daraus mag man eine konservative Haltung ableiten, aber bestimmt keinen „Rechtsruck“. 58% sorgen sich wegen „Ausländerfeindlichkeit“, nur ein Drittel ist wegen der Zuwanderung nach Deutschland besorgt (34%) – ist das „rechts“? 75% sind mit der Demokratie „sehr zufrieden“, ein Wert aus der Studie, der seit Jahren stabil ist. Und das bei steigendem Interesse der Jugend an Politik! 69% finden, dass wir eine „starke NATO“ brauchen und 50% wollen die Ukraine weiter militärisch unterstützen. 80 % teilen die Auffassung, dass für den Klimawandel vor allem der Mensch verantwortlich ist. Ist das „rechts“?
Offensichtlich bedienen die Medien ein redaktionell gewünschtes Narrativ. Nachdem bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen die Jugend nicht links gewählt hat, macht sich Alarmismus breit: Ein Popanz wird durch den Blätterwald getrieben, der wenig Substanz hat, im Fall der Shell-Jugendstudie ist er nur Schall und Rauch.
Jugendlicher Optimismus und soziale Medien
Umgekehrt frage ich: Wie kann es sein, dass laut Jugendstudie die Jugend mehrheitlich optimistisch in die Zukunft schaut, wenn die Sozialen (Alternativ-)Medien ihnen vermeintlich nur Negatives und falsche, böse Sichtweisen einhämmern? Wenn „Hass und Hetze“ das öffentliche Leben bestimmen? 52% der Jugendlichen informieren sich schließlich vorwiegend in Sozialen Netzwerken, mehr als doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung (23%).
Die Antwort: In immer mehr Redaktionen hat der Haltungsjournalismus die Chefsessel erobert. Fachjournalisten bieten ihren Redaktionen kaum noch kritische Artikel zum Klimawandel an, weil sie ohnehin abgelehnt werden und sie sich vorwerfen lassen müssen, „dem falschen Narrativ“ zu dienen, auch wenn sie wissenschaftlich korrekte Informationen weitergeben.
Repräsentation in den Medien
Das Ergebnis ist messbar. Ganze 12 % der Ostdeutschen sagen, dass das, wie sie denken, wie sie empfinden, in den Medien in irgendeiner Art und Weise aufgegriffen wird. 51 % fühlen sich in den Medien kaum bis gar nicht vertreten. 44% aller Deutschen glauben, dass man vorsichtig sein muss, wenn man öffentlich seine politische Meinung äußert, 40% sagen, man könne frei reden (Freiheitsindex Deutschland 2023). 1990, kurz nach dem Fall der Mauer, gaben das noch 78% der Befragten an. Bei den Anhängern der Grünen sieht es übrigens deutlich anders aus: 75% sagen, sie könnten ihre Meinung frei äußern.
Das etablierte Medienforschungsinstitut Media Tenor vermerkt: „Wer in den letzten 10 Jahren alle 802.017 Beiträge angeschaut hat, die vom 1.1.2012 bis 31.8.2023 in der Tagesschau der ARD um 20 Uhr, im Heute-Format des ZDF um 19 Uhr sowie in den Morgennachrichten vom DLF um 19.00 den Bürgern angeboten wurden, konnte keine Vielfalt erkennen – weder inhaltlich noch im Vergleich der drei Sender,“ steht auf Seite 29 des Freiheitsindex 2023 vom Institut für Demoskopie Allensbach und Media Tenor International.
Das positive Signal: Die Mehrheit will (jetzt) Freiheit
Erstmals in der Geschichte des „Freiheitsindex“ spricht sich mit 56% eine deutliche Mehrheit der Deutschen für Freiheit statt Gleichheit aus. 2022 waren es 47% zu 41%. Dass sich innerhalb von zwölf Monaten die Deutschen mit einem Sprung von fast zehn Prozent für das Gesellschaftsmodell entscheiden, das ohne Eigenverantwortung nicht denkbar ist, ist ungewöhnlich“, schreiben die Verfasser des Freiheits-Index. Gut so!
Auf den Punkt gebracht, heißt das: Die „grüne Weltsicht“ ist öffentlich geduldet und wird medial „geframt“, andere Sichtweisen sind es nicht. Setzen wir uns für Vielfalt auch in der Medienwelt ein. Sie bewegt etwas zum Positiven. Sie bedeutet Freiheit. Sagen Sie, was Sie denken – nur im angemessenen Ton. Und wehren Sie sich öffentlich gegen die grün orientierten Blockwarte des Internets, die „trusted flagger“, wünscht sich Ihr Ralf Vielhaber