Friedrich Merz: Ein Kanzlerkandidat ohne Kanzlerformat
Was ist los mit einem Mann, der sich vor „Nattern“ fürchtet, der lieber Zufallstote als Zufallsmehrheiten in Kauf nimmt? Er ist ängstlich und nicht geeignet, Kanzler zu werden. Friedrich Merz ist ein solcher Mann. Anstatt sich den zugegebenermaßen gewaltigen Herausforderungen des aktuellen politischen Geschäfts zu stellen, zieht sich Friedrich Merz auf Haltung zurück. Die CDU, die unter seiner Führung hätte wiedererstarken sollen, bleibt kraftlos und letztlich orientierungslos.
Das Resultat: Eine Union, die zwischen den Fronten zerrieben wird. Merz steckt fest zwischen der Angst, Stimmen an die Ränder zu verlieren, und der Furcht, mit mutigen Entscheidungen den öffentlichen Gegenwind zu riskieren.
Keine Vision, keine Führung
Ein Kanzlerkandidat muss vorangehen. Er muss Ziele formulieren, Menschen mitreißen und seinem politischen Programm Überzeugungskraft verleihen. Doch Merz wirkt, als sei er selbst nicht überzeugt von dem, was er sagt. Seine Schärfe im Wort findet keine Entsprechung in seinen Taten. Seine Phrasen sind hohl. Nach Aschaffenburg noch mehr als vorher schon. Er könnte seinen Worten jederzeit politische Taten im Bundestag folgen lassen. Die Mehrheiten dafür bekäme die Union. Sie müsste sich allerdings die Finger schmutzig machen.
Merz wirkt wie ein Parteimanager, der mehr auf die Sicherung interner Pfründe bedacht ist als auf eine große Zukunftsvision für das Land. Enttäuschend ist sein Umgang mit der Ära Merkel. Merz hatte die Chance, die CDU inhaltlich und strategisch neu aufzustellen, klare Brüche mit der Vergangenheit zu markieren und die Partei aus der politischen Lähmung zu befreien. Doch statt einen Kurswechsel einzuleiten, schwankt er zwischen halbherziger Kritik und beschwichtigender Rückschau. Er hat nicht die Kraft, den Merkelianern in der Partei, den Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (NRW) und Daniel Günther, die Stirn zu bieten.
Die verpasste Chance
Friedrich Merz wollte die Stimmenanteile der AfD halbieren – das war sein ambitioniertes Ziel. Doch seine schwache Führung macht die Rechten nur stärker. Indem er sich hinter der Brandmauer versteckt und keine mutigen Alternativen bietet, überlässt er der AfD das Feld. Sie liegt in Umfragen jetzt über 20%, die Union unter 30%. Statt die CDU als starke, konservative Kraft zu etablieren, wirkt die Partei wie ein Schatten ihrer selbst. Die Partei, die einst gegen „rote Socken“ wetterte, steckt nun selbst im roten Sumpf der Öko-Sozialisten fest.
Dabei ist die Lösung so offensichtlich: Führung, Klarheit und der Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Eine solche wäre es, die Merkelsche Brandmauer einzureißen. Doch Merz hat sie stattdessen verbal noch einmal aufgestockt und verbreitert – eine strategische Fehlleistung ohnegleichen. Er hat damit ein linkes politisches Kartell etabliert, das dem Wähler (zu) wenige Alternativen bietet.
Die Programme von Union und AfD liegen in vielen Aspekten nahe beieinander
Ob es einem gefällt oder nicht: Von den politischen Inhalten ihrer Programme stehen sich Union und AfD in zentralen Punkten, besonders was die Wirtschaft betrifft, besonders nahe: so in der Steuerpolitik, in der Energiepolitik, beim Bürokratieabbau, aber auch in der unter CDU-Kanzlerin Angela Merkel völlig aus dem Ruder gelaufenen Migrationspolitik, die so gut wie nichts mit Fachkräftesicherung zu tun hat und die innere Sicherheit bedroht.
Die AfD in einer Koalition in die Pflicht zu nehmen und gleichzeitig klar den Ton anzugeben – das stünde einer Union mit Selbstbewusstsein gut zu Gesicht. Doch das hat sie nicht mehr. Kleinlaut ist sie geworden. Und Friedrich Merz schielt auf die Meinungsumfragen wie das Kaninchen auf die Schlange: Umfragewerte, die die Union unter die 30% fallen lassen, sind sein persönlicher GAU.
Ein Kanzlerkandidat, der keiner ist
Ich habe es mal anders gesehen, doch ich muss erkennen: Die CDU hat sich mit Friedrich Merz keinen Gefallen getan. Er ist nicht die starke Führungspersönlichkeit, die Deutschland jetzt braucht, „für ein Land, auf das wir wieder stolz sein können.“ Er ist nicht der Stratege, der Deutschland wieder an die Spitze der Industrienationen bringen und der die Führung in Europa übernehmen kann. Und er ist nicht der Kanzlerkandidat, der das Vertrauen der Bürger gewinnen wird. Er ist ein Parteichef, der sich versteckt, ein Mann des kleinsten gemeinsamen Nenners und ein Kanzlerkandidat, dem die Größe fehlt, um das Land zu führen.