Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2511
Klima-Scheitern als Chance

Grüne: Volks- oder Klientelpartei?

Stefan Ziermann, Chefredakteur Verlag Fuchsbriefe
Das Volksbegehren zur vorgezogenen Klimaneutralität Berlins ist gescheitert. Das ist eine gute Nachricht für die Stadt und eine existenziell wichtige für die Grünen. Die Wähler haben klar gemacht, dass es nicht um Klimaschutz um jeden Preis gehen kann. Es gibt daneben noch andere Ziele und Bedürfnisse der Menschen. Für die Grünen bedeutet das Votum, dass sie sich jetzt zwischen Volks- und Klientelpartei entscheiden müssen, meint FUCHSBRIEFE Chefredakteur Stefan Ziermann.

Klimaschutz um jeden Preis – ganz so wahnsinnig ist selbst die verrückte Hauptstadt Berlin dann doch nicht. Gut 600.000 Berliner hätten mit Ja stimmen müssen, fast 150.000 Stimmen fehlten dafür. Den 450.000 Ja-Stimmen für die auf 2030 vorgezogene Klimaneutralität standen immerhin 400.000 Nein-Stimmen gegenüber.

Sogar in der Berliner Politik dürfte die Erleichterung groß gewesen sein. Denn die notwendigen Maßnahmen wären in der Praxis schlicht nicht umsetzbar gewesen. CDU und SPD können darum jetzt ihre Koalitionsverhandlungen abschließen. Dann muss Franziska Giffey, die in meinen Augen jede politische Selbstachtung verloren hat, nur noch hoffen, dass die SPD-Mitglieder alle Bedenken über Bord werfen und die Juniorpartnerschaft unter der Union abnicken.

Klima-Volksentscheid ist eine Warnung an die Grünen

Der Klima-Volksentscheid ist aber vor allem ein knalliger Warnschuss an die Bundespolitik, voran die Grünen und alle Klima-Kleber (FB vom 23.03.). Denn das krachende Scheitern ist ein Stopp-Signal gegen die rücksichtslose, unausgewogene und bevormundende Öko-Politik um jeden Preis.

Das Statement der Wähler ist klar: Klimaschutz ist wichtig. Aber es gibt stets auch noch andere Interessen, Ziele und Wünsche. Dazu gehören Wohlstand, individuelle Mobilität mit diversen Fahrzeugen, innere Sicherheit. Die Aufgabe der Politik, explizit von Mehrparteien-Koalitionen, sollte sein, zwischen diesen Zielkonflikten zu vermitteln und Kompromisse mit dem größtmöglichen Nenner zu finden. Das bringt Mehrheiten.

Votum gegen unrealistische und autoritäre Verbotspolitik

Die Ablehnung des Volksentscheides ist auch Ergebnis der für viele nicht mehr zu übersehenden autoritären Verbotspolitik der Grünen. Egal ob Verbrenner-Aus, Fleisch-Konsum, Eigenheim-Bau oder Heizungsverbote – die Mehrheit der Menschen hat auf diese Gängelung keine Lust mehr. Diese Ideen haben keine Mehrheiten.

Idealistisch-ideologische Verbote überzeugen nicht, sie motivieren nicht, sie rufen Widerstand hervor. Außerdem sind sie zutiefst undemokratisch. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will bei seinem umstrittenen Heizungsverbot nicht einmal mehr die Position der Wirtschaft und Verbände hören. Widerspruch, Kritik und Auseinandersetzung werden nicht geduldet. Das ist weder klug noch seriös. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) brachte es bei den Waffenlieferungen an die Ukraine treffend auf den Punkt: „Wir werden Waffen liefern, egal was meine Wähler denken.“

Scheitern als Chance

Für die Grünen ist das Berliner Klima-Scheitern dennoch eine Chance. Habeck, Baerbock und Co. könnten jetzt erkennen, dass es in der Politik systemisch immer um Interessenausgleich geht – außer in autoritären Regimen und Diktaturen. 

Gelingt es den Grünen, voran Habeck als Minister für Wirtschaft und Klima (in der Reihenfolge) ihre autoritären Züge abzulegen und Klimaschutz mit Wirtschaft in Einklang zu bringen, dann haben sie eine Chance als Volkspartei. Gelingt es ihnen nicht, werden sie wieder zu einer Klientel-Partei für Knallhart-Ökos abrutschen, meint Ihr Stefan Ziermann
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Vielen E-Auto-Startups läuft die Zeit davon

Konsolidierung am Markt für E-Autos

Ein Auto wird an einer Ladestation mit Strom versorgt© Blue Planet Studio / stock.adobe.com
Im E-Auto-Markt beginnt weltweit die Auslese. Nur wenige Anbieter werden den Prozess sicher überleben. Viele der in den vergangenen Jahren hoch gelobten neuen Anbieter sind dagegen dem Untergang geweiht.
  • Fuchs plus
  • FUCHS-Depot vom 18.04.2024

Erst Gold versilbert, jetzt Füße stillhalten

© KanawatTH / Getty Images / iStock
Die Börse ist nach dem "Zins-Schluckauf" weiter im Korrektur-Modus. Wir haben in dieser Woche bei Gold und Silber neu justiert. Außerdem sammeln wir Dividenden ein.
  • Fuchs plus
  • Alcoa will Alumina übernehmen

Alcoa-Aktie bekommt Übernahme-Schwung

Industriemetalle © phonlamaiphoto / stock.adobe.com
Alcoa ist ein Rohstoff-Unternehmen, das ganz groß im Alu-Geschäft ist. Allerdings läuft das Geschäft seit Jahren nur seitwärts. Jetzt will Alcoa das Unternehmen Alumina übernehmen. Das dürfte neuen Schwung geben, den auch Aktionäre nutzen können.
Zum Seitenanfang