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Europa muss noch einmal umdenken

Klimapolitik unter neuen Vorzeichen

Die neue Blockbildung in der Welt beendet faktisch auch den Versuch einer Weltklimapolitik. Wir sollten uns nicht mehr politischen Träumereien hingeben, sondern die Wirklichkeit managen.

Es wird Zeit, dass in Deutschland Moralpolitik wieder von Realpolitik abgelöst wird. Die Aktivisten, die sich für das „Weltklima“ auf den Straßenasphalt kleben, leugnen die (neuen) Realitäten. Die erneute Blockbildung in der Welt und der Konfrontationskurs, auf dem sich die USA mit Europa sowie Russland und China bewegen, machen eine „Weltklimapolitik“ obsolet. Sie war schon in einer Welt des regelbasierten Austauschs schwer umzusetzen. Jetzt ist das Anliegen völlig weltfremd geworden. Zumal Deutschland nun zwar eine meinungsstarke Außenministerin hat, die auch vor ausländischen Staatsführern Tacheles redet. Doch damit verspielt Baerbock die deutsche Mittlerrolle in der Welt, sagen uns hochrangige aktive Diplomaten. Das gilt auch bei der Kompromissfindung in Klima-Fragen.

Was heißt das für uns in Deutschland?

Wir sollten nicht weiter so tun, als würde das Weltklima am deutschen Wesen genesen. Wir werden es allein nicht retten, auch zusammen mit unseren europäischen Brüdern und Schwestern nicht. China ist für 30% des weltweiten CO2 Ausstoßes verantwortlich, Deutschland für 2%. Ich finde es zunehmend befremdlich, dass sich keine Aktivisten vor die chinesische Botschaft stellen. Selbst, wenn wir uns freiwillig von der Landkarte radieren, wird das an der Klimaproblematik absolut nichts ändern.

Und glaubt wirklich noch jemand ernsthaft, dass wir nach dem derzeitigen Energie-Desaster, das sich gerade zum Konjunktur- und Standort-Desaster ausweitet, Vorbild für irgendeinen Staat in der Welt sein können? Nein, auch dieses Argument für die europäische Brechstangen-Energiepolitik fällt in sich zusammen. Und wer finanziert die milliardenschweren Investitionen, wenn wichtige Teile unserer Industrie ausfallen oder auswandern? Ich vermute, die Antwortet lautet, die Notenbank.

Zentrale Fragen der Energiewende weiter ungelöst

Dann also weg von den Fossilen, um autark bei der Energieversorgung zu werden. So tönt es allenthalben. Nutzen wir doch den „Schub“, den die Gasknappheit ausgelöst hat, um uns konsequent von Öl, Gas, Kohle und Atom zu lösen. Abgesehen von den zahllosen ungelösten Alltagsproblemen, die das mit sich bringt – wir können noch so viele Windräder und Sonnenkollektoren aufstellen, das Grundproblem dieser Energieformen ist bis heute ungelöst: Ohne Wind und Sonne fließt kein Strom, lässt sich keine Wärme erzeugen. Da helfen weder smarte Netze, noch smarte Geräte. Wir werden auf unabsehbare Zeit ein fossiles „Backup“ brauchen, wenn wir nicht „Blackouts“ (Ausfälle des kompletten Stromnetzes) hinnehmen wollen. Und das sollte wirklich niemand auf die leichte Schulter nehmen.

Wir brauchen stattdessen eine deutliche Modifizierung der Klimapolitik. Die Hoffnung auf eine Einhaltung der Temperaturziele ist Wunschdenken aus dem Wolkenkuckucksheim – so realistisch wie viele andere programmatische Ziele, die die Grünen in ihr Wahlprogramm geschrieben haben. Sie haben ja im politischen Tagesgeschäft bereits gelernt, wie man eigene Fantastereien abräumt. Nun bitte auch beim Klima.

Folgen managen, nicht das Klima

Stattdessen müssen wir uns stärker der Frage widmen, wie wir den Folgen der Erwärmung klug und rechtzeitig begegnen. Nicht nur die Risiken sehen, sondern auch mehr auf Chancen schauen. Denn auch diese Medaille hat zwei Seiten. Bei einem Temperaturanstieg um 2 Grad geht die Welt nicht gleich unter. Es handelt sich um einen sehr langen Zeitraum, der bis ins nächste Jahrhundert hineinreicht. Was bis dahin möglich ist, weiß niemand.

Wir müssen uns fragen, ob es wirklich schlau ist, das Verkehrssystem komplett vom Strom abhängig zu machen. Ist es sinnvoll, jetzt auch noch unsere Autos an die Steckdosen zu hängen und damit das Stromnetz zusätzlich zu belasten? Nein, damit vergrößern wir nur unsere Risiken.

Risiken verteilen ist eine gute Grundregel

Die Grundregel von Risikoreduktion heißt Diversifizierung. Nicht alles auf eine Karte setzen. Die andere Karte, die wir spielen können, sind neue Technologien bei Verbrennungsmotoren, die in ihrer Gesamtbilanz einem E-Auto jederzeit das Wasser reichen können. Und Wasserstoff.

Wir müssen wegkommen vom vernagelten Klima-Fatalismus, den eine „Letzte Generation“ schürt. Ich plädiere nicht dafür, das Rad zurückdrehen und das Ziel einer größeren Energie-Unabhängigkeit aufzugeben. Keineswegs. Aber wieder mit Augenmaß und kühlem Kopf entscheiden und handeln, statt mit aktivistischer Augen-zu-und-durch-Haltung und heißer Emotion, meint Ihr Ralf Vielhaber
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