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Wehrpflicht reaktivieren – aber für welchen Krieg?

Militärpolitik ohne Strategie: Die Lehren aus dem Afghanistan-Debakel

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Deutschland diskutiert über die Rückkehr der Wehrpflicht – doch ohne ein klares Ziel. Der Afghanistan-Bericht sollte eine Lehre sein. Er zeigt ein strategisches Fiasko der deutschen "Verteidigungspolitik". FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber bezieht Stellung: Warum die Wehrpflicht nicht die Antwort auf falsche Kriegsstrategien sein kann.

Deutschland diskutiert über die Rückkehr der Wehrpflicht. Diese Debatte findet im Kontext eines Krieges statt, der weder der Landesverteidigung dient noch ein NATO-Bündnisfall ist. Die CDU kündigt an, im Falle eines Wahlsiegs die Ukraine weiter aufzurüsten – zumindest tut sie das vor der Bundestagswahl.

Dabei fehlt Friedrich Merz, dem wahrscheinlichen nächsten Bundeskanzler, der direkte Draht in die europäischen Hauptstädte und erst recht zur Trump-Administration in Washington. Doch wer eine schrumpfende Generation junger Erwachsener in den Krieg schicken will, sollte zumindest eine klare Begründung liefern.

Afghanistan: Ein strategisches Desaster

Deutschland kann dies nicht. Der Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“, der vergangene Woche ohne öffentliche Resonanz im Bundestag vorgestellt wurde, zeichnet ein verheerendes Bild.

Die Behauptung, Deutschland hätte seine Sicherheit „auch am Hindukusch verteidigt“ (Peter Struck, SPD), wurde durch die Kommission klar widerlegt. Deutschland und seine internationalen Partner sind strategisch gescheitert.

Zahl der Opfer und zentrale Fehler

Im Bericht wird betont, dass der Afghanistan-Einsatz mit zahlreichen menschlichen Opfern verbunden war. Besonders hervorgehoben werden die gefallenen deutschen Soldaten, Bundespolizisten sowie die verstorbenen Mitarbeiter deutscher Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Eine genaue Opferzahl wird jedoch nicht angegeben.

Die Hauptprobleme des Einsatzes waren:

  • Unerreichbare Ziele ohne realistische Umsetzungsstrategie – ein Urteil, das sich auch auf den Ukraine-Einsatz übertragen lässt
  • Unzureichende Ausstattung ziviler Einsatzkräfte und der Polizei
  • Mangelhafte Zusammenarbeit zwischen Ministerien und im Bundestag
  • Fehlendes Verständnis für afghanische Geschichte, Religion und Traditionen
  • Nicht nachhaltige Erfolge in Infrastruktur, Gesundheits- und Bildungswesen

Milliardenausgaben ohne nachhaltigen Erfolg

Die Rückkehr der Taliban hat die meisten Errungenschaften des Einsatzes zunichtegemacht. Die Gesamtkosten für die Missionen der Bundesrepublik Deutschland in Afghanistan belaufen sich auf bis zu 47 Milliarden Euro – inklusive militärischer, ziviler und entwicklungspolitischer Maßnahmen. 

Das alles zeigt: Deutschlands Verteidigungs- und Geopolitik ist inhaltlich ein leeres Gefäß, in das jeder hineinstopfen kann, was er will. Der letzte Politiker mit klarem Verstand in dieser Angelegenheit, der "unsere Interessen" deutlich formulierte, war Ex-Bundespräsident Horst Köhler. Als er sagte, im Notfall sei auch „militärischer Einsatz notwendig“, um „unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege“, wurde ihm das, insbesondere von den Grünen (!), als militaristisch und imperialistisch ausgelegt. Köhler ist am Wochenende im Alter von 81 Jahren in Berlin verstorben.

Die Wehrpflicht wurde nicht ohne Grund in die Mottenkiste gepackt – und dort sollte sie auch bleiben. Besonders, solange Deutschland sich in Kriegen engagiert, die bestenfalls indirekt den eigenen Interessen dienen, meint Ihr Ralf Vielhaber.

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