Notenbanker warten auf Godot
So weit stimmt das mit dem Kurs. Nur das Umfeld ändert sich rasant. Es herrscht Krieg in Europa, und der wird nicht so schnell zu Ende gehen. Die Inflation läuft aus dem Ruder. Die Notenbank erwartet nun für 2022 eine durchschnittliche Preissteigerungsrate von 5,1%. Und das halten viele Beobachter inzwischen für optimistisch. 3,2% hatte die EZB noch im Dezember angenommen. Ab 2023 soll es aber wieder runter gehen auf 2,1% – das „Inflationsziel“ der EZB – und 2024 dann auf 1,9%.
Alles fügt sich wie von selbst
Warum sie diese Inflationserwartung hat, sagt die EZB allerdings nicht. Alles fügt sich wie von selbst. So geht das nun schon seit einem Jahr. Dann auch noch zu sagen, man handle abhängig von den jeweils aktuellen Daten, ist ein Witz. Die Industrierohstoffpreise laufen davon. Die Energiepreise quälen die Industrie. Die Lieferketten bleiben gestört. Die Lebensmittelpreise (Weizen) werden ebenfalls weiter anziehen. Hinzu kommen verstärkt Engpässe am Arbeitsmarkt. Und Gewerkschaften, die nicht einfach zusehen können, wie ihre Mitglieder finanziell ausbluten. Die Nachfrage bleibt bis auf Weiteres hoch. Knappes Angebot trifft auf robuste Nachfrage. Was soll das anderes bedeuten als Preissteigerungen?