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Wie ausufernde Staatsverschuldung den Weg für Privatgeld ebnet

Warum ich ans Privatgeld glaube

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Frankreichs Schuldenproblem setzt die Eurozone unter Druck – und Deutschland steht als Hauptbürge in der Pflicht. Das Sicherungsseil trägt den Namen „Eurobonds“. Für Deutschland heißt das: Die ohnehin rasant schnell wachsende Neuverschuldung wird noch schneller steigen, noch teurer. Denn Frankreich zieht die deutsche Bonität mit nach unten. Das hat Folgen für Euro und Bitcoin.

Sorgen bereitet vor allem die Schnelligkeit, mit der sich Frankreichs Schulden ausweiten. Im Jahr 2000 betrug die Bruttostaatsschuldenquote 58% des BIP. Jetzt liegt sie bei 114%. Und das vor dem Hintergrund politischer Instabilität: ein üppiger Sozialstaat, kurze Regierungszeiten, gewechselt wie andere ihre Hemden. Die Ratingabstufung Frankreichs steht dafür sinnbildlich: Das Projekt Euro war die erste Stufe; Eurobonds sind die nächste – „unsichtbare“ Schulden, ähnlich den impliziten: Sie entstehen über Renten und andere soziale Verpflichtungen, ohne als Staatsverschuldung ausgewiesen zu werden. Wir Bürger sehen diese verdeckten Schulden nicht, die Ratingagenturen aber sehr wohl: Die Agentur Fitch hat das Rating für Frankreichs Kreditwürdigkeit im September 2025 wenig überraschend von „AA-“ auf „A+“ herabgestuft.

Auf Netto-Basis ist der Abstand noch größer: Deutschland liegt bei rund 54 %, Frankreich bei 103 % des BIP – die Verwundbarkeit Frankreichs ist damit deutlich höher (Netto‑Schuldenquote).

Der Ansteckungsmechanismus für Deutschland

Brüssel macht die Schulden, die Nationalstaaten bürgen – und Deutschland hat den größten Anteil in der Eurozone. Wir Bürger sehen diese Last nicht, die Ratingagenturen aber sehr wohl. Und sie wissen, was Bürgschaft heißt: Die Schulden gehen auf den Bürgen über, wenn der Schuldner nicht mehr zahlen kann. Je größer dessen Risiken, desto stärker färben sie auf die Bonität der Gläubiger ab.

Zinsen, Risikoaufschlag und der Preis der schlechteren Bonität

Sinkt die Bonität, klopfen Gläubiger – Staaten, Banken, Versicherungen – an die Tür und verlangen höhere Risikoprämien, also Zinsen. Je höher die Zinsen, desto mehr Staatshaushalt fließt in den Schuldendienst, desto weniger bleibt für Infrastruktur und soziale Wohltaten. Aktuell zahlt Frankreich: +80,5 Basispunkte höhere Zinsen als Deutschland, Italien: +80,8 Basispunkte an Zinsen. Ende 2024 lagen Frankreichs Risikoaufschläge zeitweise über denen Griechenlands – ein deutliches Warnsignal. Allein dadurch zahlt Frankreich 27 Mrd. Euro mehr pro Jahr auf seine Staatsschulden, als es Deutschland bei gleicher Verschuldungshöhe müsste. Netto statt Brutto: Auf Netto-Basis ist der Abstand noch größer: Deutschland liegt bei rund 54 %, Frankreich bei 103 % des BIP – die Verwundbarkeit Frankreichs ist damit deutlich höher (Netto‑Schuldenquote).

Das ist zwar eine stark vereinfachte Rechnung. Staatsschulden werden laufend erneuert, nicht alles Geld wird zum aktuellen Zinssatz aufgenommen; der größte Teil ist finanziert. Dennoch zeigt es die enormen Mehrkosten einer schlechteren Bonität. Auf Netto-Basis ist der Abstand noch größer: Deutschland liegt bei rund 54 %, Frankreich bei 103 % des BIP – die Verwundbarkeit Frankreichs ist damit deutlich höher (Netto‑Schuldenquote).

Der Japan Vergleich – warum er hinkt

Wer jetzt entspannt auf Japan verweist, das 240 % Staatsschulden hat – und seit Jahrzehnten hoch verschuldet ist –, liegt schief. Japan hat seine Schulden stets binnenfinanziert; die eigenen Bürger wurden mehr oder weniger zwangsweise angezapft. Sie bekamen Zinsen ohne Risikoprämien – sie mussten ja ohnehin für ihre Schulden geradestehen. Frankreich hingegen muss sich auf dem Kapitalmarkt finanzieren. Der verlangt eine Risikoprämie – es sei denn, ein Bürge springt ein und lindert die Last. Dieser Bürge sind die Länder der Eurozone, voran Deutschland. Auch Japan muss inzwischen verstärkt auf die internationalen Kapitalmärkte – und spürt den Druck.

Japans Leistungsbilanzüberschuss lag 2024 bei ~4,7 % des BIP; der Leitzins im September 2025 bei 0,5 %, die Inflation bei ~2,7 % – Realzinsen nahe null. Das stabilisiert die Finanzierung trotz hoher Staatsschuld.

Deutschlands verdeckte Verpflichtungen in der EU

Auch Deutschlands Schuldentragfähigkeit wird verschleiert. Sie enthält nicht die Verpflichtungen gegenüber der EU, die bereits bis 2026 eine Kreditaufnahme von bis zu 712 Mrd. Euro geplant hat. Deutschlands Anteil an der Wirtschaftsleistung der Eurozone betrug 2024 rund 28,5 % des BIP – so hoch ist faktisch auch der Bürgschaftsanteil an den 712 Mrd. Konsequenz: Deutschland hat de facto weitere Schulden in Höhe von 203 Mrd. Euro.

Implizite Schulden in Deutschland

Noch stärker schlagen die impliziten Schulden aus staatlichen Verpflichtungen gegenüber den eigenen Bürgern zu Buche. Nach Berechnungen von Prof. Bernd Raffelhüschen betragen die Gesamtschulden des deutschen Staates 391,6 % des BIP – das sind ca. 16,8 Billionen Euro –, vorausgesetzt, die Politik ändert nichts an der aktuellen Gesetzeslage.

Wichtig: Die Politik kann jederzeit in Rentenversprechen eingreifen. Der Generationenvertrag kann – vor allem von der Politik – jederzeit beliebig abgeändert werden, ohne die Vertragspartner zu fragen. Die Kosten dafür sind im Zweifel Wählerstimmen.

Was die Länder leisten müssten: Primärüberschüsse

Schon jetzt gilt: Italien müsste jedes Jahr mehr Einnahmen als Ausgaben (ohne Zinsen) erzielen – und zwar in Höhe von 7,3 % des Bruttoinlandsprodukts. Das ist extrem viel. Zum Vergleich: Deutschland hatte in den besten Jahren einen Primärüberschuss von etwa 1–2 % des BIP.

Ein solcher Überschuss wäre nur erreichbar durch massive Steuererhöhungen oder drastische Ausgabenkürzungen, etwa bei Renten, Gesundheit, Verwaltung oder Subventionen.

Hoher Überschuss nötig

Auch Frankreich müsste dauerhaft einen sehr hohen Primärüberschuss erzielen. Das ist politisch und wirtschaftlich kaum realistisch – angesichts des hohen Rentenanteils an den Staatsausgaben, der Widerstände gegen Reformen (z. B. Rentenalter) und der schwachen Wachstumsdynamik. Langfristig bräuchte Frankreich einen Primärüberschuss von ~6,1 % des BIP (S2‑Indikator), Italien ~7,3 %, Deutschland ~2,3 % – Größenordnungen, die die politischen Hürden illustrieren.

Deutschland steht zwar vergleichsweise besser da. Aber auch hier wäre ein dauerhafter Primärüberschuss von 2,3 % des BIP ambitioniert. Die Schuldenbremse erlaubt nur begrenzte Neuverschuldung. Gleichzeitig steigen die Ausgaben für Pflege, Gesundheit und Rente stark an. Ohne Reformen (z. B. höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen oder Zuwanderung) wird auch dieser Wert schwer erreichbar.

Politische Sprengkraft

Nach der Migrationskrise bahnt sich für die AfD ein neues, altes Thema an, das die Bürger auf die Palme bringen wird: die Schulden anderer, die wir dann vermehrt mitbezahlen dürfen – obwohl wir den eigenen Ausgaben kaum gewachsen sind. Denn die Eurozone bedeutet – bei allen Vorteilen für den Handel – vor allem eines: mitgefangen, mitgehangen.

Warum der Euro dennoch alternativlos bleibt

Die Eurozone ist dennoch – ob man es gut findet oder nicht – in der jetzigen Währungs“ordnung“ alternativlos. Eine Rückkehr zur D Mark ist inzwischen folkloristisches Denken. Die Jugend kann damit wenig anfangen. Zudem wäre der Schritt erst einmal enorm teuer. Europa würde politisch und wirtschaftlich destabilisiert – noch mehr als ohnehin schon. Wir würden unsere Ansprüche an die Nachbarn (Target Salden) wahrscheinlich einbüßen.

Außerdem ist unsere eigene Wirtschaft nicht mehr das, was sie vor zwei Jahrzehnten war: im Weltmaßstab wettbewerbsfähig – durch Innovation, qualifizierte Fachkräfte, stabiles politisches und gesellschaftliches System, vertrauenswürdiges Rechtssystem. Davon sind wir heute zumindest in Teilen weit entfernt. Hinzu kommt: Der Weltmarkt, der uns damals offenstand, erhöht die Durchlasskontrollen, fordert hohe Zölle oder schließt seine Türen ganz. Europa ist zunehmend auf sich zurückgeworfen – eine Schicksalsgemeinschaft eben. 

Fazit: Ich erwarte, dass die Währungskonkurrenz für unsere heutigen Staatswährungen durch Privatgeld wie den Bitcoin noch massiv wächst. Wir müssen uns auf eine Auseinandersetzung mit harten Bandagen einrichten. Denn die Staaten werden ihre Hoheit über das Schuldenmachen nicht so einfach aufgeben, meint Ihr Ralf Vielhaber. 
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