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Die Eurozone ist wirtschaftlich und politisch auf der schiefen Bahn

Wer macht den Melnyk für den Euro?

Mehrere 2-Euro-Münzen. © Olivier Le Moal / stock.adobe.com
FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber sieht Europa und insbesondere die europäische Geldpolitik auf dem Holzweg. Er fordert einen Andrij Melnyk in der Geldpolitik und fragt: Wer ist es?

Um die Inflation zu stoppen, braucht Europa jetzt eine geldpolitische Vollbremsung. Dazu fehlt der EZB die Bereitschaft zur Erkenntnis und vor allem der Mut. Der durch und durch politisierte EZB-Rat kann und will nicht mehr unabhängig handeln. Das wird zur weiteren Liraisierung des Euro führen. Der Fall unter pari zum Dollar war absehbar. FUCHS-DEVISEN hatten ihn bereits im April als realistisch erachtet (FD vom 22.4.).

Putin ist (an allem) schuld! – wirklich?

Die Europäer schauen weg und schieben (auch) die(se) Schuld lieber auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin. So wie jüngst der Spiegel mit seiner unsinnig verkürzten Behauptung, die hohe Inflation sei „einer der vielen, stillen Erfolge, die Wladimir Putin in diesem Krieg erzielt“. Das ist Framing, kein Journalismus. Diese Haltung ist gefährlich dumm und falsch.

Das letzte Mal kostete ein Dollar mehr als ein Euro als Deutschland wirtschaftlich am Boden lag – 2001 mit 1,16 Euro je USD im Jahresdurchschnitt –, geschwächt durch die Folgekosten der Einheit. Dann ging’s dank ziemlich konsequenter Reformen am Arbeitsmarkt und in der Sozialpolitik (Rente) durch die Regierung Schröder (der jetzt nur noch als fehlgeleiteter Putin-Versteher und Demonteur des Sozialstaats angesehen wird) mit beiden bergauf: mit der deutschen Wirtschaft und mit dem Euro. Das ist kein Wunder: Deutschlands Anteil an der Wirtschaftsleistung im Euroraum beträgt 30%.

Die falsche Orientierungsmarke der EZB

Die EZB aber orientiert sich an den schwächsten Gliedern in der Euro-Kette, insbesondere an Italien. Ein Fehler. Denn auf Dauer schwächt das – neben vielen hausgemachten deutschen Fehlern in der Energie- und Sozialpolitik – die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und damit des Euroraums. Die Unternehmen spüren den Druck des Marktes nicht mehr hinreichend (anders als bspw. die schweizerischen Firmen mit dem stahlharten Franken) – so wie der Regierung in Italien die Zinspeitsche fehlt, um sich zu bewegen.

Finanzielle Nachhaltigkeit ist eine verlernte Vokabel in Europa

Nur mit Zuckerbrot aber bleibt kein Wirtschaftsraum wettbewerbsfähig. Er geht den Weg der Liraisierung und im schlimmsten Fall den Weg Argentiniens. Europa sonnt sich in anmaßender Selbstgerechtigkeit, haut Milliarden für eine unsinnige Nachhaltigkeitsstrategie heraus, die in sich schon unplausibel ist, da sie auf eine Definition des Begriffs verzichtet, inkonsequent ist und vor allem dazu dient, den Bürgern das Schulden machen und damit leichtes Regieren schmackhaft zu machen.

Nachhaltigkeit im Finanziellen ist keine Kategorie, mit der sich die Europäer noch beschäftigen wollen. Sie suchen lieber nach immer neuen Krisen und Anlässen sich politisch zu entschuldigen. Die EZB unterstützt diesen Kurs und die Öffentlichkeit merkt nichts mehr. Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel noch, aber er ist ein viel zu stilles Mäuschen.

Fazit: Europa ist auf einer ganz schiefen Bahn angelangt und übt sich in falscher Solidarität. EUR|USD macht bei 1:1 nicht halt. Es bräuchte jetzt einen Andrij Melnyk der Geldpolitik, der provoziert und wachrüttelt und das Framing wieder auflöst. Dann kann er ja wieder abberufen werden. Doch wer ist es?
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