Wie Anleger in ein suboptimales Depot gelockt werden sollen
Allerdings hat diese Strategie einen Haken aus Anlegersicht: Eine gesunde Diversifikation erfordert eine internationale Streuung, sowohl über verschiedene Regionen als auch Branchen hinweg. Die EU verfolgt jedoch einen anderen Ansatz. Kapital soll gezielt innerhalb Europas gebunden bleiben. Wer sich darauf einlässt, läuft Gefahr, ein suboptimal diversifiziertes Portfolio zu halten.
Politische Lenkung statt freier Kapitalmarkt?
In einem gut funktionierenden Kapitalmarkt fließt Kapital dorthin, wo es die besten Renditen bringt – unabhängig von politischen Vorgaben. Die SIU könnte jedoch dazu führen, dass Anleger steuerliche Anreize oder regulatorische Vorteile nutzen wollen und dabei unbewusst ein Portfolio aufbauen, das zu stark auf Europa konzentriert ist.
Doch warum verfolgt die EU diesen Ansatz?
- Kapitalflucht aus der EU verhindern: Viele europäische Unternehmen erhalten ihre Finanzierungen von US- oder asiatischen Investoren, weil europäisches Wagniskapital nicht ausreicht.
- Finanzierung strategischer Industrien sicherstellen: Branchen wie grüne Energie, Verteidigung, Biotechnologie und Digitalisierung sollen stärker durch europäisches Kapital gestützt werden.
- Weniger Abhängigkeit von den USA: Die EU will eine eigenständigere Finanzarchitektur entwickeln, um sich von US-Zinsentscheidungen oder geopolitischen Krisen unabhängiger zu machen.
Doch das Problem bleibt: Anleger sollten nicht für politische Ziele genutzt werden bzw. sich nicht dafür nutzen lassen. Denn das Argument, Sparvermögen seien unproduktiv angelegt, ist barer Unfug. Die Banken, denen Sie das Geld als Eigenkapital zur Verfügung stellen, verleihen dies weiter: gewöhnlich an Unternehmen, die davon Investitionen finanzieren. Sie als Anleger tun also im Zweifel das Gegenteil dessen, was Ihnen suggeriert wird: Sie entziehen den Mräkten produktives Kapital und geben es einem Schuldner, der damit weit weniger produktiv umgeht!
Renditepotenziale bleiben auf der Strecke
Die Vergangenheit zeigt: Die USA waren in den letzten Jahrzehnten der mit Abstand renditestärkste Markt. Besonders der Technologiesektor mit Unternehmen wie Apple, Microsoft und Nvidia trieb die Wertentwicklung globaler Portfolios an.
Vergleicht man die Märkte, wird das Problem der SIU-Strategie schnell klar:
- Der S&P 500-Index erzielte in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 10 %.
- Der Euro Stoxx 50, das europäische Pendant, kam im gleichen Zeitraum lediglich auf 4-5 %.
- In Europa gibt es nur 263 Unicorns (Start-ups mit Milliardenbewertung), während die USA über 1.000 haben.
Wer also zu stark auf Europa setzt, verzichtet potenziell auf erhebliche Renditechancen.
Wie Anleger sich nicht in die Falle locken lassen
Die EU wird die SIU mit zahlreichen finanziellen und steuerlichen Anreizen flankieren, um Investoren zu gewinnen. Es ist daher entscheidend, diese Angebote kritisch zu hinterfragen und nicht blind zuzugreifen.
Eine kluge Investmentstrategie sollte Folgendes beinhalten:
- Globale Diversifikation beibehalten – Wer international streut, reduziert Risiken und maximiert Chancen.
- Nicht allein auf steuerliche Vorteile setzen – Eine Subventionierung bestimmter Anlagen mag kurzfristig attraktiv sein, darf aber nicht über fehlende Performance hinwegtäuschen.
- Europäische Zukunftsbranchen gezielt ins Portfolio nehmen – Wer von der SIU profitieren will, sollte selektiv investieren (z. B. in Wagniskapital, GreenTech oder Infrastruktur).
- Fondsprodukte auf EU-Fokus prüfen – Viele neue Investmentfonds werden mit EU-Schwerpunkt entstehen. Anleger sollten darauf achten, dass sie nicht einseitig positioniert sind.
Mein Fazit: Die SIU ist ein wirtschaftspolitisches Projekt, das Europa unabhängiger machen und Wachstum finanzieren soll. Für Anleger ist das jedoch nicht automatisch ein Vorteil. Einseitige Investitionen in europäische Märkte können zu Renditeeinbußen und Klumpenrisiken führen.
Empfehlung: Als Anleger sollten Sie sich nicht in ein politisch gelenktes Portfolio drängen lassen, sondern bewusst entscheiden, welche Chancen sie mitnehmen – und welche Risiken sie vermeiden wollen, empfiehlt Ihr Ralf Vielhaber