Bundestagswahl: Monat der Vorentscheidungen
Im Januar fallen die Würfel bei den Entscheidungen für das Spitzenpersonal der Parteien bei der Bundestagswahl. Bei der SPD könnte es eine Überraschung geben.
Im Januar fallen bei Grünen und SPD die Würfel für das Spitzenpersonal zur Bundestagswahl. Offen sind der Kanzlerkandidat der SPD und wer für die Grünen die Wahlplakate schmücken wird. Bei den anderen Parteien ist dies bereits klar: Angela Merkel für CDU/CSU, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch für die Linke sowie Christian Lindner für die FDP. Die AfD tritt mit Frauke Petry an, eventuell im Doppel mit Alexander Gauland oder Björn Höcke. Bei den Grünen läuft am 7.1. das letzte von neun Urwahlforen. Die Sozialdemokraten beraten auf einer Führungsklausur am 10.1., wer Merkel herausfordern soll. Danach ist die Marschrichtung bei den Grünen klar, bei der SPD womöglich noch unklarer als bisher. Die Grünen-Parteimitglieder bestimmen bis zum 17. Januar ihre beiden Spitzenkandidaten. Die Verkündung erfolgt „im Januar“. Katrin Göring-Eckardt ist gesetzt. Für den zweiten Posten konkurrieren die beiden Realos Cem Özdemir und Robert Habeck sowie der Linke Anton Hofreiter (FB vom 1.12.16). Der Wahlausgang ist recht offen. Habeck und Özdemir könnten sich jedoch gegenseitig die Stimmen wegnehmen. Hofreiter wäre der lachende Dritte. Die SPD will Ende Januar ihre „Nummer 1“ küren. Hier könnte es eine Überraschung geben, die Parteichef Sigmar Gabriel selbst herbeiführt. Denn Martin Schulz tritt nicht an. Eigentlich scheint damit alles klar: Vorsitzender Gabriel ist der einzige Kandidat. An der Spree wird ein Rückzug Gabriels ins Private diskutiert. Gesundheitliche und familiäre Gründe (erneute Vaterschaft) und die unausweichliche Niederlage gegen Merkel könnten ihn dazu bewegen. Auch ein Teilrückzug steht zur Debatte. Der Parteivorsitzende könnte als Überraschungscoup die profilierteste SPD-Ministerin, Andrea Nahles, vorschlagen. Nahles kann zwar die nächste Bundestagswahl nicht gewinnen. Sie kann aber bei den Gewerkschaften leichter punkten und Merkel wichtige Wählerstimmen wegnehmen. Zudem darf sie sich eine Niederlage leisten; sie könnte dennoch 2021 ein zweites Mal antreten. Gabriel wiederum könnte auf diese Weise Parteivorsitzender bleiben und müsste sich nicht mit dem Makel der Wahlniederlage „schmücken“.
Fazit: Der Zauderer Gabriel kann noch einmal die Personalkonstellation für den Wahlsommer neu justieren. Für die Union wäre das eine Herausforderung, denn auf Nahles als Gegnerin setzt sie nicht.