Mensch versus Maschine
Die Regulierung hat die Vermögensmanager fest im Griff. Sie verändert schleichend das Wesen des Private Bankings. Es läuft Gefahr, seinen Markenkern, die Individualität in der Beratung, einzubüßen.
Die Standardisierung im Private Banking nimmt eindeutig zu. Individuelle Beratung auf Top-Niveau ist zwar nach wie vor zu bekommen – auch für Vermögensgrößen um eine Million Euro. Aber immer weniger Banken und ganzheitlich orientierte Vermögensverwalter leben Individualität. Vor allem in den konkreten Anlagevorschlägen macht sie sich rar.
Das ist ein Ergebnis des diesjährigen Markttests der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ. Es ist der 17. Test dieser Art, in dem bis zu 100 Banken und Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum unter die Lupe genommen und in den Kategorien Beratungsgespräch, Transparenz, Vermögensstrategie und Portfolioqualität geprüft werden – in diesem Jahr waren es 70. Die endgültigen Testergebnisse werden auf dem Private Banking Gipfel in Berlin am 18. November vorgestellt. Ein weiteres Ergebnis vorab: Es gibt deutliche Unterschiede und neue Trends in den untersuchten Ländern (D, AT, CH, Lie).
Drehen an der Gebührenschraube
Um der Kostenfalle zu entgehen, die die Regulierung mit ihrem hohen Aufwand schafft, wird dezent an der Gebührenschraube gedreht. Damit bringen sich die Privatbanken unweigerlich in Konkurrenz zu den digitalen Anlageplattformen wie Scalable, Liqid, Quirion oder justETF. Diese Robo-Advisor haben bereits ein deutliches Echo in den Medien gefunden. Der Durchbruch am deutschen Markt ist ihnen noch nicht gelungen. Doch je länger die Zinsflaute anhält, desto mehr zählt jeder Zehntel-Prozentpunkt bei den Kosten. Und hier haben die Robos eindeutig Vorteile.
Aber im Test zeigt sich auch, wo die Grenzen der digitalen Anlagehelfer sind. Etlichen Banken gelingt es eindrucksvoll, ihren Mehrwert herauszustellen und dem Kunden klarzumachen, was der Berater aus Fleisch und Blut mit seinem Institut im Rücken an Vorteilen bietet.
Hinweis: Am Ende gaben alle Testkunden ein klares Votum ab: Mensch oder Maschine – wofür würden sie sich entschieden. Das Ergebnis stellen wir am 18.11. in dieser Beilage in FUCHSBRIEFE vor.
Fazit
08/15-Angebote von Banken und Vermögensverwaltern sind Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig. Immer mehr Anbieter arbeiten deshalb ihre spezifischen Vorteile heraus. Klar ist auch: Es werden in den nächsten Jahren noch etliche Namen vom Markt verschwinden. Der Kunde wird sie nicht vermissen.