Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1760
Brasilien und Uruguay fordern mehr Eigenständigkeit

MERCOSUR vor der Rückabwicklung

MERCOSUR vor der Rückabwicklung. Copyright: Pixabay
Der Gemeinsame Markt Südamerikas – abgekürzt MERCOSUR – steht vor einer Zeitenwende. In der suprastaatlichen Organisation, gegründet mit der Vision eines lateinamerikanischen Pendants zur EU, herrscht seit Jahren politischer Stillstand. Nun werden erste Rückabwickelungsforderungen laut.

Der südamerikanischen Freihandelszone MERCOSUR droht das Scheitern. Die Organisation wurde als lateinamerikanisches Pendant zur EU gegründet und sollte ähnlich wie ihr europäisches Vorbild zu einer Region des freien Warenverkehrs, der Niederlassungsfreiheit, gemeinsamer Bildung, Verbraucherschutz- und Umweltstandards und damit letztendlich auch zu gemeinsamen Wohlstand führen. Schritte zu einer weiteren politischen, juristischen oder wirtschaftlichen Integration gibt es aber seit Jahren nicht mehr. Auch eine regionale Ausdehnung auf die westlichen Staaten Lateinamerikas und der Karibik liegt derzeit auf Eis.

"Belastung" und "Zwangsjacke"

Uruguay und Brasilien heizen nun den Rückwicklungsprozess maßgeblich an. Uruguays Präsident Luis Alberto Lacalle Pou bezeichnete MERCOSUR jüngst als „Belastung“ und forderte eine „Flexibilisierung“ der Organisation. Das kleine Land zwischen Brasilien und Argentinien wolle eigenständig Handelsverträge mit Dritten schließen – die Verhandlungen mit China laufen. Das steht den Bestimmungen des MERCOSUR-Vertrages entgegen.

Für Brasiliens Minister für freie Märkte Paulo Guedes ist MERCOSUR eine „Zwangsjacke“ und ein „ideologischer Block“ linker Vorgängerregierungen (Lula in Brasilien, Kirchner in Argentinien). Umweltrechtliche und soziale Bestimmungen der Freihandelszone sind der Regierung in Brasilia ein Dorn im Auge. Brasilia regte daher jüngst an das MERCOSUR-Institut für Menschenrechte aufzulösen und das Sozialinstitut zu verkleinern. Auch die Außenzölle sollen drastisch reduziert werden.

Buenos Aires auf verlorenen Posten

Einziger gewichtiger Fürsprecher für MERCOSUR ist aktuell die Regierung in Buenos Aires. Bleibt es allerdings dabei, dürfte die südamerikanische Freihandelszone bald eine leere Hülle sein. Das könnte den Einfluss Chinas in der Region erheblich stärken. Für EU-Unternehmen hingegen würde der Handel deutlich erschwert werden. Neue Freihandelsabkommen wären nötig. Die Verhandlungen darüber dürften sich angesichts extrem auseinandergehender Vorstellungen über Umwelt- und Verbraucherschutzstandards aber erheblich in die Länge ziehen.

Fazit: Die Freihandelszone MERCOSUR wird keine weiteren integrativen Schritte erleben. Es ist gut möglich, dass die Freihandelszone zu einer Zollunion rückabgewickelt wird. Das wird den Einfluss Chinas stärken, den Handel mit der EU vorerst behindern und ist ein Graus für Klimaschutz-Bemühungen.

Hier: FUCHSBRIEFE abonnieren

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • BAG-Urteil zu Spät-Ehe und Mindestehe-Dauer bei Betriebsrenten

Missbräuchliche Gestaltung bei der Betriebsrente?

Außenaufnahme BAG © 2023 Das Bundesarbeitsgericht
Eine Betriebsrente sichert leitenden Angestellten und Vorständen und ihren Lebenspartnern ihren Lebensstandard im Alter. Deshalb sind entsprechende Verträge mit ihren Klauseln genau anzuschauen und zu prüfen. Das Bundesarbeitsgericht hat zur sogenannten „Spät-Ehe“ und zur „Mindestehe-Dauer“ geurteilt.
  • Fuchs plus
  • Bundesfinanzhof hat zur Versteuerung von Earn-Out-Klauseln entschieden

Earn-Out-Klauseln: Steuer-Zeitpunkt geklärt

Bundesfinanzhof © dpa
Bei Betriebsveräußerungen werden immer öfter Earn-Out-Klauseln vereinbart. Bei denen hängt die Höhe des Kaufpreises von der Entwicklung des Unternehmens ab. Ungeklärt war bisher, welcher Zeitpunkt für die Besteuerung relevant ist. Der Bundesfinanzhof hat jetzt zwischen Verkaufszeitpunkt und Zahlungszeitpunkt entschieden.
  • Neue Schulden für innere Sicherheit gefordert

SPD will Sondervermögen für Inneres

Geschäftsmann mit Diagramm © fotogestoeber / stock.adobe.com
Der Bericht zur Kriminalstatistik Deutschland war "erschütternd". Das hat die verantwortliche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) konstatiert. Nun fordert die SPD ein Sondervermögen für die Innere Sicherheit.
Zum Seitenanfang