Mindestlohnerhöhung setzt ostdeutsche Unternehmen unter Druck
Die Mindestlohnerhöhung trifft ostdeutsche Unternehmen besonders hart. So interpretieren FUCHSBRIEFE eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Während sich die Mindestlohneinführung 2015 kaum negativ auf die Beschäftigung auswirkte, dürfte das diesmal bei der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro anders sein.
Denn einerseits steigen (wie auch schon 2015) die Lohnkosten ostdeutsche Firmen überproportional zu denen ihrer westdeutschen Konkurrenz. So arbeiteten 2021 z.B. in der Altmark und in der Uckermark 40% der Beschäftigten für weniger als 12 Euro die Stunde. In Regionen wie Rügen, dem Erzgebirge oder dem Landkreis Oder-Spree waren es zwischen 35% und 38% der Beschäftigten. Keine westdeutsche Region weist derart hohe Werte auf. In weiten Teilen Baden-Württembergs und Bayerns lag der Anteil bei weit unter 20%. In den nördlicheren Regionen liegt er meist zwischen 20% und 30%.
Mindestlohnerhöhung trifft auf sich verschlechternde Lage der Unternehmen
Der überproportionale Lohnerhöhungsdruck trifft anderseits auf eine sich immer weiter verschlechternde Lage der ostdeutschen Unternehmen. Laut ifo Geschäftsklimaindex Ostdeutschland (Befragung von 1.700 ostdeutschen Unternehmen) bewerten Ost-Firmen ihre aktuelle Lage immer negativer (Ostdeutschland: 93,0 Punkte, Gesamtdeutschland 94,1 Punkte). Der wirtschaftliche Aufholprozess kommt nach Einschätzung des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) kaum noch voran.
Die zu erwartenden negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung werden den Abwanderungsdruck erhöhen und die unterschiedlichen Wirtschaftsniveaus zwischen Ost und West weiter zementieren. Wer dazu in der Lage ist, sollte in Ostdeutschland in Prozessoptimierung, Digitalisierung und Automatisierung investieren. Wenn Ihr Unternehmen mit Zulieferbetrieben aus Ostdeutschland arbeitet, sollten Sie das erhöhte Insolvenzrisiko im Blick behalten und sich auf Preiserhöhungen einstellen.