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Die Büchse der Pandora

Moralisierung wird zum Risiko

Besucher im Kunsthistorischen Museum in Wien © ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com / picture alliance
Im Kunstmarkt finden derzeit zahlreiche Diskussionen statt. Sie haben teilweise das Potential, je zur Büchse der Pandora zu werden. Die Grundkonflikte ergeben sich dabei zumeist aus der Übertragung von heutigen moralischen Bewertungen und Urteilen auf Sachverhalte meist zurückliegender Epochen. Das ist eine völlig fehlgeleitete Moralvorstellung.
Können Diskussionen über kulturelle Aneignung und politcal correctnes Preisrisiken für Kunstobjekte darstellen? Diese Frage bewegt immer öfter die Akteure am Kunstmarkt. Der Hintergrund ist klar: Sie fürchten, dass derartige Diskussionen das Potenzial haben, ganze Segmente des Kunstmarktes zu "zerstören", auch unverkäuflich zu machen. 

Am Kunstmarkt "liegen" gerade einige Büchsen der Pandora herum. Zur kunsthistorischen und mythologischenEinordnung: Der Titan Prometheus erschuf die Menschen gegen den Willen von Göttervater Zeus, stahl dann noch das Feuer aus der Welt der Götter und brachte es den Menschen zur Erde. Der erzürnte Göttervater sann nach Strafe und schuf Pandora, die erste Frau, die es auf der Welt gab. Dies Schöpfung war weniger als gutes Werk für die Menschen, eher als Strafe gedacht. Denn Zeus stattete Pandora mit einer Büchse aus. Sie sollte die Büchse den Menschen übergeben, jedoch mit dem Verbot sie zu öffnen. Zeus hatte richtig kalkuliert: Die Neugier Pandoras war stärker als das Verbot des Göttervaters. Sie öffnete die Büchse und alles Schlechte kam über die Menschheit. Forthin herrschten Krankheiten, Missgunst, Krieg und Tod. Diese Mythologie ist das Synonym für eine Warnung vor einer Entscheidung, Diskussion oder auch Handlung, deren Ausgang im hohen Maße ungewiss und deren Folgen nicht abschätzbar für alle Beteiligten sind. 

Viele Büchsen der Pandora am Kunstmarkt

Im Kunstmarkt finden derzeit zahlreiche Diskussionen statt, die Pandora-Potential haben. Nehmen wir als Beispiele die wundervollen Südseegemälde von Paul Gauguin, Max Pechsteins Grafiken von Bewohnern der Palauinseln oder auch Emil Noldes Südseeinsulanern. Fand hier eine kulturelle Aneignung fremder Kulturen in unangemessener Weise statt? Manche Diskutanten unterstellen hier Aspekte einer kapitalistischen Aneignung fremder kultureller Werte bis hin zur Ausbeutung und Unterdrückung der Dargestellten. Radikale Vertreter solcher Positionen wollen gar solche Werke aus der Öffentlichkeit verbannen bzw. kontextualisieren.

In der gleichen gedanklich-wirren Liga spielen die Aktivisten, die jüngst einem "weißen" österreichischen Gitarristen mit Dreadlocks vorwarfen, er würde sich unberechtigterweise die afrikanische Kultur aneignen. Dabei hat Kunstgeschichte hat seit jeher mit Aneignung zu tun. Der kreative Künstler lebt eher nicht im Elfenbeinturm. Er setzt sich mit seiner Umwelt, seiner Zeit und auch mit anderen Kulturen auseinander. Dies ist ein vollkommen natürlicher Auseinandersetzungs- und damit auch Aneignungsprozess. Aus dem Gesehenen entsteht durch die Brechung in der Seele des Künstlers eine andere Lebenswirklichkeit und unter Umständen richtig gute Kunst. Vielleicht waren die Dreadlocks auch keine Aneignung, sondern ein Symbol des Stolzes des Künstlers - gerade auf die afrikanische Kultur.

Heutige Maßstäbe taugen nicht

Das Problem ist: Heutige moralische Maßstäbe taugen bei den Beurteilungen herzlich wenig. Die Grundkonflikte in der Kunst ergeben sich aber zumeist aus der Übertragung von heutigen moralischen Bewertungen und Urteilen auf Sachverhalte meist zurückliegender Epochen, Geschehnisse, Personen oder Objekte. Wenn wir aber alle kulturellen Werte in Frage stellen, jede kulturelle Äußerung auf Aneignung prüfen, dann bleibt nichts übrig. 

Die Sorge davor schlägt bereits auf den Kunstmarkt durch. Infolge der immer mehr ausufernden Betrachtungen von political correctness, Aneignungsdiskussionen usw. wird es für alle Akteure zunehmend komplizierter. Darf ich das noch kaufen oder fühlt sich jemand damit diskriminiert? Aber was würde passieren, wenn die gesellschaftliche Diskussion Nolde, Pechstein etc. zu Geächteten degradiert? Nehmen die Museen ihre Bilder von den Wänden ab und verschwinden die Werke aus den Auktionen und Sammlungen? Was wird aus den Preisen für betroffene Objekte? 

Ausstellungsempfehlungen

 

Berlin, Galerie Nierendorf

Christian Rohlfs und Emil Nolde – Zwei Einzelgänger des Expressionismus

vom 14. Oktober 2022 bis 17. März 2023

 

Berlin, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin

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vom 2. September 2022 bis 8. Januar 2023

 

Darmstadt, Landesmuseum

Walter Schels.Fotografien

9. September 2022 bis 8. Januar 2023

 

Weil am Rhein, Vitra Design Museum

Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine

24. September 2022 bis 5. März 2023

 

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Fazit: Bitte öffnet nicht die Büchse der Pandora! Sollte sich das Momentum aber durchsetzen, dann wird neben der künstlerischen Qualität der Objekte auch die jeweils aktuelle gesellschaftliche Beurteilung des Kontextes zu einer stärker preisbestimmenden Komponente werden. Dies führt zwangsläufig zu einer neuen Chancen-Risiko-Relation im Kunstmarkt.
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