Die Welt ist 2020 nicht sicherer geworden.
Zu diesem Ergebnis kommt das Konfliktbarometer 2020 des renommierten Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung. Vor allein in Europas Hinterhof, in der Sub-Sahara-Region, sind fünf neue Kriege entstanden.
Dschihadismus verlagert sich
Der Grund für die Kriegs-Zunahme in Afrika ist die regionale Verlagerung des internationalen Dschihadismus. Terror-Gruppen wie der islamische Staat oder Boko Haram konnten sich im Machtvakuum der zentralafrikanischen Staaten ungestört einnisten und ausbreiten. Sie haben inzwischen internationale Netzwerke etabliert und Regionen mit de-facto Regimen übernommen.
Ein Erfolgsrezept der Terror-Gruppen: Vielfach liefern die Gruppen einfache Lösungen für Alltagsprobleme in den Regionen (Bildung, Wasser- und ärztliche Versorgung, Mobilität). Darum werden sie von nicht unerheblichen Teilen der lokalen Bevölkerung gestützt. Derartige Phänomene sind derzeit in Nigeria, Tschad, Mali, Mozambique und Kamerun zu beobachten. Zudem gibt es noch nicht-religiöse Kriege in Äthiopien und Kongo.
Internationale Gemeinschaft hat kein gemeinsames Ziel
In Europas Hinterhof wird sich darum ein großes Problem zusammenbrauen. Denn der Kampf gegen den afrikanischen Dschihadismus ist um ein vielfaches schwieriger als der Kampf in Syrien. Anders als im Nahen Osten gibt es in Zentralafrika oft keine etablierten Staatlichkeiten oder Infrastrukturen. Das Ausbreitungsgebiet der Dschihadisten ist schätzungsweise doppelt so groß wie das des IS in Syrien. Zudem sind die Gruppen weit verstreut, aber durch Smartphones und Co. sehr gut vernetzt.
Vor diesem Hintergrund ist die Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft erneut eine Allianz zu formen und gegen diese Gruppen vorzugehen gering. Auch die Rivalität zwischen der NATO und China behindert eine gemeinsame UN-Afrikapolitik. Die bestehenden Missionen etwa in Mali sind angesichts des sich ausbreitenden Dschihadismus zu klein mandatiert. Die fragilen Staaten Zentralafrikas können den Kampf allein kaum aufnehmen.