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Aus dem mobilen Krieg wird ein Stellungskrieg

Neuer Status Quo in der Ukraine

Ausgebrannter russischer Panzer in der Ukraine. © Vadim Ghirda / ASSOCIATED PRESS / picture alliance
Der Ukraine-Krieg verändert sich. Das wirft auch die Frage auf, ob sich die europäische und deutsche Politik an diese neuen Gegebenheiten anpassen muss. Die Frage ist, wie hoch der Preis wird, den Europa für die Anerkennung einer neuen Realität zu zahlen bereit ist.

Der Krieg in der Ukraine tritt in eine neue Phase ein. Er wandelt sich von einem mobilen Krieg zu einem Stellungskrieg. Die Dynamik an den Frontlinien lässt deutlich nach. Größere Offensiven wird es in den kommenden Wochen nicht geben. 

Für Ukraine endet der Krieg erst mit Rückeroberung der Krim

Russland hält die östlichen Teile des Landes besetzt. Die größten Gebiete wurden bis Mai erobert. Seitdem ändert sich der Frontverlauf nur noch langsam. Die russische Militärführung konzentriert sich nun auf die Sicherung der besetzten Territorien. Stärkere Gegenoffensiven seitens der Ukraine sind nicht sichtbar. Vielmehr geht die Ukraine trotz der vielen Waffenlieferungen allmählich zu einer Taktik der Nadelstiche über. Die nun zum Einsatz kommende Partisanenstrategie, hatten FUCHSBRIEFE bereits im Februar prognostizier (FB vom 28.02.2022).

Die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten betonen zwar weiter, dass der Krieg nur mit einem Sieg der Ukraine enden dürfe. Aus Sicht von Kiew ist der erreicht, wenn die russischen Truppen das besetzte ukrainische Territorium inklusive der Krim verlassen. Das ist aber unrealistisch.

Neue Realitäten

Der Krieg wird darum auf unbestimmte Zeit weitertoben, aber eher als Stellungskrieg. Eine neue Dynamik könnte entstehen, wenn der Westen doch Waffen mit größeren Reichweiten (HIMARS 300km) liefert, was er zumindest offiziell nicht tut. Oder wenn es Angriffe und Sabotage-Akte tief hinter den russischen Linien (z. B. Moskau, Krim) gibt. Für solche Entwicklungen hat das russische Verteidigungsministerium bereits eine "Verschiebung der räumlichen Kriegsziele innerhalb der Ukraine nach Westen" angekündigt.

Der veränderte Krieg schafft neue Realitäten. Auf die wird sich auch die deutsche Politik einstellen müssen. Die Sanktionen schaden nachweislich der europäischen Wirtschaft, eventuell sogar mehr als der russischen. Der Rückhalt in Russland für die „Spezialoperation“ ist weiterhin hoch. Nach Umfragen steht eine Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Krieg, die Zustimmung habe sich laut dem unabhängigen Lewada Institut von den anfänglichen 80% zu Kriegsbeginn kaum verändert.

Sanktionen auf dem Prüfstand

Zudem haben auch die westlichen Sanktionen bisher nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Die Gas-Exporte des Landes nach Indien wurden verachtfacht. Die Zentralbankreserven Russlands sind zuletzt auf 574,8 Mrd. US-Dollar angestiegen. Der Rubel steigt, die Inflation in Russland geht zurück, die Notenbank senkt die Zinsen. Die „Sanktionen bringen nichts, um die russische Bevölkerung zum Widerstand gegen das Putin-Regime zu animieren,“ sagt auch Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft.


Fazit: Sanktionen, die ihre Ziele verfehlen, sind langfristig nur schwer durchzuhalten. Insbesondere dann, wenn im Herbst / Winter die Stimmung in der Bevölkerung kippen sollte (FB vom 15.08.2022). Die Bundesregierung wird sich angesichts des veränderten Krieges in der Ukraine bald einer Sanktions-Debatte stellen müssen. Die Frage ist, wie ein "pragmatischer" und gesichtswahrender Politik-Wechsel vollzogen werden kann.
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