Nun drängen Außenseiter in dieses Geschäft
Der Kreis der Firmen, die in der britischen Nordsee Öl und Gas fördern, ändert sich schnell. Statt der großen Konzern-Namen der Mineralölwirtschaft fördern branchenfremde Firmen in diesem Jahr voraussichtlich bis zu 35% der Jahresproduktion. Mehr und weniger bekannte Namen sind Ineos, das große Petrochemieunternehmen, Kerogen Capital aus Hongkong (Private Equity) oder Siccar Point Energy (schottisches Energieunternehmen mit Blackstone als Investor). In der britischen Branche wird das bereits als “Wachwechsel” apostrophiert.
Allein im 1. Quartal haben diese Firmen weitere 2,5 Mrd. US-Dollar in die Übernahme von Betrieben und Anlagen aus dem Besitz der Mineralölkonzerne der Branche investiert. Ihr Vorteil am Markt: Sie haben meist deutlich geringere Kosten als die Großen mit 50 bis 70 Dollar je Fass. Im Mittel liegen sie bei 30 Dollar je Barrel (Ölpreis ca. 60 US-Dollar). Und sie stehen nicht unter dem massiven Druck von Anteilseignern, die den schnellen Übergang zu Erneuerbaren Energien fordern.
Kein Druck umzusteuern
Diese "Außenseiter" sind überwiegend von Hedgefonds, Private Equity-Unternehmen oder Privaten finanziert. Ausnahmen bestätigen die Regel: Im April dieses Jahres ging einer der Außenseiter in London an die Börse. Das Unternehmen, das bislang als Chrysaor firmierte, heißt nun Harbour Energy.
Weitere Firmen im Gesamtwert von 5 Mrd. Dollar aus dem Besitz der Großen dürften in nächster Zeit von Branchenfremden übernommen werden. Davon geht das Öl-Consulting-Unternehmen Wood Mackenzie aus. Ein Kandidat ist etwa Spirit Energy, ein Unternehmen im Besitz des großen britischen Energieversorgers Centrica (British Gas).
Fazit: Durch den Druck von Finanziers und Öffentlichkeit auf die Konzerne verlagert sich das Födergeschäft, es entfällt aber nicht zwangsläufig.