Nun ist Gas der Preisführer
Traditionell galt Öl als der "König" am Energiemarkt – soweit es die Preise betraf. Der Gaspreis richtete sich kontinuierlich nach der Ölpreisentwicklung aus. Das hat sich nun geändert. Seit ganz wenigen Monaten liegt die Preisführerschaft nachfragebedingt eindeutig beim Gas. Und das wird wohl auch für einige Zeit so bleiben. Heißt: Gas wird weiter teurer werden und das Öl zieht mit. Von den großen Anbietern beider Energien (also vor allem den bedeutenden Mineralölkonzernen), ist zu hören, dass die Aufwärtsbewegung beider Preise wohl mindestens bis in den Herbst des nächsten Jahres anhalten werde. Dabei wird zweierlei unterstellt:
- Die russische Gaspolitik bleibt ohne längerfristige Folgen. Ganz kurzfristig können die Russen den Gaspreis beeinflussen, aber nicht auf Dauer.
- Die Ölförderung wird steigen. Und zwar trotz der ständigen OPEC-Erklärungen, dass das nicht der Fall sein werde. Der amerikanische politische Druck auf die nahöstlichen Länder ist so erheblich, dass ihnen letztlich nichts anderes übrig bleiben wird, als nachzugeben und die Förderung zu erhöhen. Das wird allerdings im wesentlichen stillschweigend geschehen.
Die international renommierte Energieberatungsgruppe Rystad geht nach neuesten Zahlen davon aus, dass die tägliche Ölförderung in den nächsten Monaten um eine Million Barrel am Tag steigen wird. Die Aufwärtsbewegung des Ölpreises wird die erhöhte Fördermenge aber kaum beeinflussen. Das erklärt Rystad damit, dass angesichts der Gasknappheit immer mehr Öl für die Stromerzeugung und Heizungszwecke eingesetzt wird. Vorneweg in Ostasien. Im rechnerischen Mittel aller Schätzungen aus der Öl-und Gaswirtschaft ist davon auszugehen, dass beide fossile Energien im Laufe des Jahres 2022 um etwa 20 Prozent teurer werden dürften.
Fazit: Öl- und Gaspreis werden die Infaltion weiter antreiben - bis weit ins nächste Jahr hinein.